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0796 - Luzifer

0796 - Luzifer

Titel: 0796 - Luzifer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Mehnert
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anderen Welt kam - er musste vernichtet werden.
    ***
    Das Weltentor entließ sie genau an dem Ort, den Stygia berechnet hatte.
    Eine zerklüftete Gesteinsebene lag vor ihr und Rico Calderone, über die der raue Wind gespenstisch pfiff. In der Ferne donnerten dampfende Schwefelfälle aus der Höhe von einem einsam daliegenden Tafelberg herab und tauchten das Land in einen diffusen Schein aus Gelb und Rot.
    Auf einen Menschen hätte die Umgebung trostlos und bedrohlich gewirkt, für Stygia und Calderone hingegen hatte sie etwas Alltägliches. Bilder wie dieses kannten sie aus der eigenen Hölle zur Genüge. Es waren vorübergehende Erscheinungsbilder, die nie lange hielten.
    Denn die Hölle war in ihren Ausprägungen ständigen Veränderungen unterworfen. Nichts war dort beständig, deshalb war eine kartographische Erfassung auch niemals versucht worden. Sie war schlicht unmöglich, weil jedes Kartenwerk am nächsten Tag bereits Makulatur war. Ein Moloch aus Feuer und Schmelze konnte sich dann längst in eine frostklirrende Eislandschaft verwandelt haben, ein düsteres und verlassenes Niemandsland in ein gleißendes Höllental, das die wimmelnden Geschöpfe im ewigen Licht der Verdammnis badete.
    Ernüchtert sah sich Calderone in alle Richtungen um. Das hatte er sich zu einfach vorgestellt, denn hier gab es niemanden, den er nach dem Weg fragen konnte. Doch diese Schwäche durfte er Stygia gegenüber nicht zeigen.
    »Dort entlang«, sagte er zielstrebig, als wüsste er genau, in welche Richtung er zu gehen hatte, und deutete zu den Schwefelfällen hinüber.
    Jammernder Singsang wurde vom Wind zu den beiden Besuchern herüber getragen. Es war das Wehgeschrei auf ewig verdammter Seelen, für die es kein Entrinnen aus dem Fegefeuer gab. Unwillkürlich kam Calderone zu Bewusstsein, dass er vor nicht allzu langer Zeit noch ein Mensch gewesen war, dem dieses Schicksal ebenfalls gedroht hatte.
    Doch diese Gefahr bestand nicht mehr. Auch wenn er sich anfangs gegen die Umwandlung gewehrt hatte, war er Lucifuge Rofocale inzwischen dankbar für das, was er getan hatte. Einzig dadurch, dass er ihm drei Schatten angehext hatte, ehe er starb, hatte er Calderone zum Dämon gemacht und ihm die Möglichkeit beschert, eigene magische Kräfte zu entwickeln.
    Längst besaß Calderone wieder seinen eigenen, einzelnen Schatten. Aber die Magie war ihm geblieben.
    Satans Statthalter schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte sich auf die Umgebung. Zwar erwartete er nicht, auf einen hoch stehenden Dämon zu treffen, aber deren Legionen an Unterlingen und niederen Kriechern waren ständig unterwegs. Früher oder später musste ihm einer davon über den Weg laufen.
    Der Ministerpräsident hatte den Eindruck, dass die glosenden Gischten in der Feme nicht näher kamen. In dieser Umgebung verlor man jedes Gefühl für Raum und Zeit. Doch auch dieser Umstand irritierte ihn nicht, denn er kannte sich damit aus.
    Stygia schien da anderer Meinung zu sein. Anfangs murmelte sie nur ein paar abfällige Bemerkungen, aber nach einer Weile platzte ihr der Kragen.
    »Alles habe ich erwartet, aber nicht, dass du mich zu einem romantischen Abendspaziergang ausführst! Willst du diese Farce nicht endlich beenden?«
    »Red keinen Unsinn«, zischte Calderone mit unterdrückter Stimme. »Achte lieber darauf, dass es keine unliebsamen Überraschungen gibt.«
    »Es ist sicher kein Unsinn, wenn ich feststelle, dass wir ziellos durch die Gegend irren. Du hast keine Ahnung, wohin wir überhaupt gehen.«
    Verzweifelt suchte Calderone nach einer Antwort, aber es war offensichtlich, dass er willkürlich vorging. Ihm an Stygias Stelle wäre das ebenfalls nicht entgangen. Eine harsche Entgegnung lag ihm auf der Zunge, aber er verkniff sie sich. Sie hätte nur dazu geführt, ihn unglaubwürdig zu machen.
    »Ich weiß genau, wen ich suche«, antwortete er lahm.
    »Aber nicht, wo du nach ihm oder ihr suchen sollst.«
    »Nach ihm.« Calderone presste die Lippen zusammen. Die Antwort war ihm ohne sein Wollen herausgerutscht.
    »Ich bin sicher, die Schwarze Familie wird zu schätzen wissen, was wir hier tun. Wenn das Konzil das nächste Mal Zusammentritt, werde ich gern darüber berichten.«
    Abrupt blieb Satans Statthalter stehen. »Überleg dir gut, was du sagst. Wenn sie von Versagen reden, dann werden sie es uns beiden anhängen.«
    »Nicht wenn du mir endlich sagst, nach wem wir suchen. Ich finde ihn für dich.«
    Für dich! Calderone entging die Doppeldeutigkeit in dem

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