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08 - Der zeitlose Raum

08 - Der zeitlose Raum

Titel: 08 - Der zeitlose Raum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Stahl
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ihm aufstieg. Doch bevor er sich versah, hatte Jandro ihm den aufgeklappten Zylinder wieder abgenommen und barg ihn vor seiner Brust.
    »Meins!«, sagte er mit Nachdruck.
    »Wo hast du das her?«, wollte Tom wissen. Er verzichtete erst einmal darauf, ihm das Ding wieder wegzunehmen. Er war nicht scharf auf eine Neuauflage des Ärgers, den Jandro im Eurotunnel veranstaltet hatte.
    »Gefunden.«
    Tom musterte ihn argwöhnisch. »Wo?« Er konnte sich vorstellen, dass das Kryptex in Sutherlands Geheimtresor gelegen hatte. Aber wie sollte Alejandro …?
    Nun ja, er war eben Jandro – der Jandro, der tausendteilige Puzzles in einer halben Stunde zusammensetzte, der einen Rubik’s Cube buchstäblich im Handumdrehen löste und der im Nu ein Kryptex aufbekam, an dem ein Experte wie Sutherland fast verzweifelt war. Es war also gar nicht so abwegig anzunehmen, dass dieser Jandro auch einen Tresor finden und knacken konnte …
    »Gefunden?«, fiel nun auch Maria Luisa mit ein, und sie nahm Alejandro das Kryptex ab. Ihr ließ er es. »Heißt das, du warst allein in der Burg unterwegs?«, fragte sie.
    Jandro schien zu überlegen – und zu dem Schluss zu kommen, dass es besser für ihn war, auf diese Frage nicht zu antworten.
    »Lass mal sehen«, sagte Tom und bat Maria Luisa um den offenen Zylinder.
    Er enthielt ein schmales Stoffsäckchen und einen Streifen beschriebenes Papier. Mit spitzen Fingern wollte Tom den Zettel herausziehen – und berührte dabei mit dem Mittelfinger den Stoffbeutel.
    »Autsch!« Ein stechender Schmerz blühte in seiner Fingerkuppe auf, und schon Sekunden später wurde sein Finger taub! »Was zum Teufel …?« Beinahe hätte er das Kryptex fallen gelassen.
    Er schüttelte die Hand, aber das Taubheitsgefühl verschwand nicht; im Gegenteil breitete es sich weiter aus! Tom brach der Schweiß aus. Hatte der Inhalt des Säckchens diese Reaktion ausgelöst? Wie weit würde sie noch gehen? War sein Leben bedroht?
    In all diese Fragen, die ihm durch den Kopf schwirrten, mischte sich aber auch die Erkenntnis: Gott sei Dank hat Jandro das Säckchen nicht herausgenommen! Wenn schon diese winzige Berührung ausreicht, eine ganze Hand zu lähmen … Er wollte den Gedanken gar nicht zu Ende führen.
    Erst jetzt beantwortete er die Fragen, mit denen Abby und Maria Luisa ihn bombardierten. »Alles okay. Fasst nur das Kryptex nicht an! Da ist etwas drin, das Lähmungserscheinungen verursacht, ein Kontaktgift vielleicht.« Und: »Nein, es wird schon wieder. Ich hab’s kaum berührt.« Tatsächlich breitete das taube Gefühl sich nicht weiter aus und er konnte schon wieder seine Fingerspitzen spüren.
    Mit noch größerer Vorsicht zog er das Blatt Papier, das er vorhin schon halb aus der Röhre befördert hatte, ganz hervor. Vielleicht stand darauf ja geschrieben, mit was er es zu tun hatte …?
    Tom hatte Glück: Die Schrift war in Französisch verfasst; er konnte sie problemlos lesen. Als er es tat, trieb es ihm abermals Schweißperlen auf die Stirn.
    » Hochheiligste Exzellenz! Verwendet dies tödlich Gift nur in kleinsten Dosen, da schon wenige Krumen ausreichen, einen Gaul zu fällen«, stand dort in verschnörkelter Handschrift. Über die Art der Substanz wurde leider nichts verraten. Signiert war das Dokument mit » Godin de Sainte-Croix«. Der Name sagte Tom etwas, ohne dass er ihn auf Anhieb einordnen konnte. In einer Ecke des Zettels war ein Datum vermerkt: » en Mars 1672«.
    Inzwischen kehrte langsam das Gefühl in Toms Hand zurück, und die Angst, größere Schäden davonzutragen, schwand. Kein Wunder, dass man dieses Teufelszeug in einem Geheimgefäß deponiert hatte. Und obwohl ihn die Aufklärung des Rätsels, wer das Gift für wen gemischt hatte, unter normalen Umständen brennend interessiert hätte, konnte Tom momentan keine Zeit darauf verwenden.
    Er ließ von Maria Luisa in der Küche ein stabiles Gefäß suchen, das sie in Form eines kleinen Flachmanns aus Aluminium auch fand. Dort hinein füllte Tom unter größter Vorsicht den Inhalt des Säckchens. Erst war er versucht, das Gift irgendwo zu vergraben oder zu verstecken, dann aber entschied er sich, es mitzunehmen. Wer konnte schon sagen, ob er es nicht in irgendeinem Notfall gebrauchen konnte?
    Einem Notfall zum Beispiel, der mit Indios und einem Mann in Weiß zu tun hatte …
    ***
    Île de Ré
    Der Schuss dröhnte in der Enge so laut, als könnte er den Toilettenraum sprengen.
    Das tat er natürlich nicht. Die Kugel sprengte lediglich

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