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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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liebte. Das wuchs sich zu einer solchen Besessenheit aus, daß sie völlig verbitterte und auf Böses sann und alle vernichten wollte, die Lir liebten, damit sie ihn ganz für sich allein haben könnte. Der Stachel unverständiger Eifersucht saß tief in ihrem Herzen, und sie mußte zerstören. ›Eifersucht ist fest wie die Hölle‹, wie Muirgel sagte.«
    »Ich verstehe, wie das zu Gormán paßt, aber wie …?«
    »Es fiel mir auf, wie sehr Gormán sich dafür interessierte, wie lange ich Cian kannte, schon gleich nachdem ich an Bord kam. Dann erklärte mir Crella, als ich sie am zweiten Tag der Reise befragte, daß Cian mit Gormán geschlafen habe. Ich achtete nicht weiter auf diese Dinge. Aber eine gute dálaigh muß ein hervorragendes Gedächtnis besitzen. Ich speicherte diese Tatsachen. Als ich dann ständig die Bibelzitate über Wollust und Eifersucht hörte, wurde mir allmählich klar, daß die Antwort in dieser Richtung zu finden war. Doch erst als du den Namen deiner Frau Aoife erwähntest und ich mich an die Eifersucht dieser Gestalt erinnerte, ging mir auf, wonach ich zu suchen hatte: nach unvernünftiger, rasender Eifersucht.
    Cian schlief nur eine Nacht mit ihr, und in seiner Arroganz erinnerte er sich erst im letzten Moment wieder daran. Wie Aoife, die Frau Lirs, hatte Gormán den Verstand verloren. Ihr unverhohlener Haß war so offenkundig, daß ich sie zuerst als Verdächtige ausschloß.«
    »Es ist schade, daß Schwester Gormán der Gerechtigkeit entging«, überlegte Murchad.
    Fidelma dachte darüber nach, ehe sie antwortete.
    »Ich meine, nein. Sie war geistesgestört, von einer Krankheit befallen, die einen ebenso verwirrt wie hohes Fieber. Ich glaube, ich kann verstehen, wie heftig die Eifersucht ist, die in einer Frau geweckt wird, wenn sie merkt, daß der Mann, von dem sie sich geliebt wähnt, sie betrügt.«
    Fidelma errötete leicht, als sie das sagte, weil sie sich an ihre eigenen Gefühle erinnerte.
    »Doch sie hat getötet. Müßte sie dafür nicht bestraft werden?«
    »Ach, Bestrafung. Ich fürchte, ein neuer Moralbegriff dringt in unsere Kultur ein, Murchad. Das ist das einzige, was mir an dem neuen Glauben Sorgen bereitet. Die Bußgesetze der Kirche predigen Bestrafung statt Schadenersatz und Rehabilitierung wie unsere einheimischen Gesetze.«
    »Aber das ist doch die Lehre des Glaubens.« Murchad war verwirrt. »Wie kannst du eine Glaubensschwester sein und diese Lehre nicht akzeptieren?«
    »Weil es eine Lehre der Rache ist und nicht ein Gesetz der Gerechtigkeit. Unsere Gesetze verlangen Gerechtigkeit, nicht Rache. Juvenal schrieb, Rache bereite nur einem engstirnigen, kranken oder kleinlichen Geist Freude. Blut kann nicht mit Blut abgewaschen werden. Wir müssen Schadenersatz für die Opfer und Rehabilitierung der Übeltäter anstreben. Wenn wir das nicht tun, geraten wir in einen ständigen Kreislauf der Rache, und Blut wird immer wieder fließen. Diejenigen, die ihre Gesetze zum Fluch machen, werden unter diesen Gesetzen selbst leiden.«
    »Hättest du es denn lieber gesehen, wenn das Mädchen entkommen wäre?«
    Fidelma schüttelte den Kopf.
    »Sie wäre sich selbst niemals entkommen. Ihr Geist war von diesem Wahnsinn so verstört, daß ich meine, in diesem Fall endete sie durch einen Akt der Gnade.«
    Gurvan kam herbei und sah sie entschuldigend an.
    »Gezeitenwechsel, Kapitän«, sagte er zu Murchad.
    Murchad nickte ihm zu.
    »Wir müssen in See stechen, Lady«, erklärte er respektvoll.
    »Ich hoffe, eure Rückfahrt nach Ardmore wird nicht so abenteuerlich wie die Fahrt hierher.«
    »Ich wäre nicht Seemann geworden, wenn ich Angst vor Stürmen und Piraten hätte«, grinste Murchad. »Mord an Bord habe ich allerdings noch nicht oft erlebt. Bleibst du lange in diesem Land, Schwester? Vielleicht machst du die Rückreise wieder auf meinem Schiff? Ich laufe diesen Hafen häufig an.«
    »Das würde mich sehr freuen. Aber ich bin noch nicht sicher, was mir die Zukunft bringt. Kann schon sein, daß sich unsere Wege wieder kreuzen. Wenn nicht, möge Christus immer mit dir segeln. Und paß gut auf Wenbrit auf. Aus ihm kann noch mal ein guter Kapitän mit eigenem Schiff werden.«
    Sie ging hinunter auf das Hauptdeck und verabschiedete sich von Gurvan, Wenbrit, Drogan und den anderen Besatzungsmitgliedern. Dann stieg sie auf den Kai. Murchad hob die Hand zum Gruß.
    Sie sah zu, wie die Gangway auf den Kai zurückgezogen wurde, die Taue gelöst wurden und die »Ringelgans« langsam

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