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08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff

Titel: 08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Tremayne
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Booten, Matrosen erholten sich vom Besäufnis der Nacht und machten sich auf zu ihren Schiffen, und Landarbeiter strebten hinaus auf die Felder.
    Collas Gehilfe Menma, ein junger Mann mit mürrischem Gesicht, fegte gerade den Hauptraum des Gasthauses aus, als der stämmige Wirt eintrat. Colla blickte sich anerkennend um, als er sah, daß Menma bereits die Tische abgeräumt hatte, an denen die Gäste vor ihrem Aufbruch gefrühstückt hatten.
    »Hast du schon die Gästezimmer saubergemacht?« fragte Colla, ging hinüber und schenkte sich einen Krug süßen Met ein, um sich nach der Fahrt zu erfrischen.
    Der Gehilfe schüttelte ärgerlich den Kopf.
    »Ich habe gerade erst die Frühstückstische abgeräumt. Ach, und der Kaufmann aus Gallien hat nach dir gefragt. Er hat gesagt, er kommt bald mit ein paar Männern wieder und will mittags sein Schiff beladen.«
    Colla nickte zerstreut und schlürfte seinen Met. Dann setzte er den Krug ab und seufzte resigniert.
    »Dann fange ich lieber gleich mit den Zimmern an, sonst kriegen wir neue Gäste, bevor wir sie fertig haben. Sind die Pilger alle gut weggekommen?«
    Menma überlegte, bevor er antwortete.
    »Die Pilger? Ich glaube schon.«
    »Du glaubst es nur?« neckte ihn Colla. »Du bist mir ein schöner Wirt, wenn du nicht aufpaßt, daß deine Gäste auch abreisen.«
    Der junge Mann ging auf den Spott seines Herrn nicht ein.
    »Na, da waren noch ein Dutzend andere Gäste, die ihr Frühstück verlangten, und ich mußte sie alle allein bedienen«, entgegnete er knurrend. Er dachte wieder nach. »Der Mönch und die Nonne, die gestern nach dem Essen ankamen – die waren schon vor Sonnenaufgang weg. Da war ich noch gar nicht auf. Sie hatten Geld hier auf dem Tisch gelassen. Du warst doch schon früh im Gange. Hast du sie fortgehen sehen?«
    Colla schüttelte den Kopf.
    »Mir ist nur eine Gruppe von Mönchen und Nonnen auf der Straße begegnet, und die kamen aus der Abtei und wollten zum Hafen. Ach, und kurz danach kam noch eine Nonne hinterher. Vielleicht wollten sie früh am Kai sein?« Er zuckte gleichgültig die Schultern. »Na, Hauptsache, sie bezahlen, was sie schuldig sind. Von den anderen Gästen, die wir hatten, wollte außer den beiden nur noch die junge Nonne, die so spät ankam, heute morgen zur ›Ringelgans‹. Du weißt doch sicher, ob sie rechtzeitig auf war und das Schiff erreicht hat?«
    Menma wies das von sich.
    »An die kann ich mich nicht erinnern. Aber da sie nicht hier ist, nehme ich an, daß sie entweder mitgefahren oder woanders hingegangen ist.« Er zuckte die Achseln. »Ich hab schließlich auch bloß zwei Augen und zwei Hände.«
    Colla preßte verärgert die Lippen zusammen. Wäre Menma nicht der Sohn seiner Schwester, dann kriegte er jetzt tüchtig eins hinter die Ohren. Er stellte sich immer mehr als ein fauler Bursche heraus, der sich dauernd beklagte. Colla hatte den Eindruck, als hielte Menma die Arbeit im Gasthaus für unter seiner Würde.
    »Na schön«, antwortete Colla und unterdrückte seinen Zorn. »Ich mache die Gästezimmer sauber. Du sagst mir Bescheid, wenn der Kaufmann aus Gallien wiederkommt.«
    Er stieg die Holztreppe zu den Gästezimmern empor. Diese Räume waren gut eingerichtet, ein langer Raum, in den sich ein Dutzend Leute zu ermäßigten Preisen hineinquetschen ließen, und ein halbes Dutzend Zimmer für die, die sich einen höheren Preis leisten konnten. Der Gemeinschaftsraum war diese Nacht voll belegt gewesen, meist mit gallischen Matrosen, die zuviel gegessen und getrunken hatten und nicht mehr zu ihrem Schiff zurückrudern konnten. Von den übrigen Zimmern waren fünf vermietet, drei davon an reisende Kaufleute und eins an die Nonne, die aus irgendeinem Grunde auf die Gastfreundschaft der Abtei verzichtet hatte. Das war nicht ungewöhnlich.
    Den jungen Mönch und die junge Nonne hatte Colla nicht gesehen, nur von Menma gehört, daß sie nach dem Abendessen ohne Gepäck angekommen waren. Sie hatten kein Essen mehr verlangt und eins der Einzelzimmer genommen. An den dritten Spätankömmling konnte er sich aber erinnern, die junge Nonne, die so nervös und unsicher wirkte. Sie hatte eine Weile vor dem Gasthaus herumgestanden, als warte sie noch auf jemanden, und Colla schließlich gefragt, ob sich jemand nach ihr erkundigt hätte. Den Namen, den sie ihm genannt hatte, hatte er aber vergessen. Er hatte gemeint, sie sei wohl in der Abtei besser aufgehoben, aber sie hatte darauf bestanden, ein Zimmer zu nehmen, und ihm erklärt,

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