08 - Tod Auf Dem Pilgerschiff
eine Gemeinschaft beider Geschlechter. Als Brigitta sie in Kildare (Cill-Dara = die Kirche der Eichen) gründete, lud sie einen Bischof namens Conlaed ein, sich mit ihr zusammenzutun. Ihre erste Biographie wurde 650, fünfzig Jahre nach ihrem Tode, von einem Mönch in Kildare mit Namen Cogitosus geschrieben, der keinen Zweifel daran läßt, daß es auch weiterhin eine gemischte Gemeinschaft war.
Zum Beweis für die gleichberechtigte Stellung der Frauen wäre noch darauf hinzuweisen, daß in der keltischen Kirche jener Zeit Frauen auch Priester werden konnten. Brigitta selbst wurde von Patricks Neffen Mel zur Bischöfin geweiht, und sie war nicht die einzige. Rom protestierte im sechsten Jahrhundert schriftlich gegen die keltische Praxis, Frauen die heilige Messe zelebrieren zu lassen.
Damit sich der Leser in Fidelmas Irland des siebenten Jahrhunderts, dessen geopolitische Einteilung ihm kaum vertraut sein wird, besser zurechtfindet, habe ich eine Kartenskizze beigefügt und dazu eine Liste der Hauptpersonen.
Im allgemeinen habe ich es aus naheliegenden Gründen abgelehnt, anachronistische Ortsnamen zu verwenden, habe jedoch einige wenige moderne Bezeichnungen übernommen wie Tara statt Teamhair , Cashel an Stelle von Caiseal Muman und Armagh für Ard Macha . Hingegen bin ich bei dem Namen Muman geblieben und habe nicht die Form »Munster« vorweggenommen, bei der im neunten Jahrhundert das nordische »stadr« (Ort) an den irischen Namen Muman angehängt und die dann anglisiert wurde. Ähnlich habe ich das ursprüngliche Laigin beibehalten statt der anglisierten Form Laiginstadr, aus der Leinster wurde, und Ulaidh statt Ulaidhstadr (Ulster). Entschieden habe ich mich für die anglisierten Formen von Ardmore ( Aird Mhór – der hohe Ort), Moville ( Magh Bíle – die Ebene von Bíle, einer alten Gottheit) und Bangor ( Beannchar – ein spitzer Berg).
In der folgenden Geschichte, die im Jahre 666 spielt, bricht Fidelma zu einer Pilgerfahrt nach Santiago de Compostela auf, zum Schrein des heiligen Jakobus. Manche Leser könnten darauf hinweisen, daß erst im Jahre 800 ein Mönch aus Galicien namens Pelayo, geleitet vom Licht der Sterne ( campus stella = Sternenfeld), den Ort entdeckt haben soll, den man Arcis Marmoricis nannte und wo das Marmorgrab des Heiligen gefunden wurde.
Jakobus, der Sohn des Zebedäus und der Maria Salome und Bruder des Johannes, wurde in Palestina im Jahre 42 getötet. Er war der erste Apostel, der als Märtyrer des neuen Glaubens starb. Der frühen christlichen Überlieferung zufolge hatte er bereits eine Missionsreise zur Iberischen Halbinsel unternommen, deshalb legten seine Anhänger seinen Leichnam in einen Marmorsarg, brachten ihn auf ein Schiff und fuhren nach Galicien. Das Schiff landete in Padrón. Als der Autor und seine Frau diese hübsche kleine Stadt besuchten, zeigte ihnen ein alter Mann, der die Kirche reinigte, eine Vertiefung unter dem Hochaltar. Darin stand ein alter Marmorsarg mit einer lateinischen Inschrift, und das soll der ursprüngliche Sarg sein, in dem der Leichnam des heiligen Jakobus überführt wurde.
Der Leichnam wurde an den Ort gebracht, der heute Santiago de Compostela (Der heilige Jakobus vom Sternenfeld) heißt. Im Laufe der Jahrhunderte und mit den Schismen in der christlichen Bewegung wurde das Wissen um die Ruhestätte des Apostels immer unsicherer. Anscheinend betrachteten die Kirchen, die man heute unter dem Sammelbegriff der irischen Kirche zusammenfaßt und die noch lange nach der römischen Reform der Theologie und der Bräuche an der Liturgie und den Riten der ursprünglichen christlichen Bewegung festhielten, auch weiterhin Santiago de Compostela als die letzte Ruhestätte des Jakobus.
Eine Pilgerfahrt Fidelmas nach Santiago ist durchaus nicht anachronistisch. Wir lesen in einem frühen christlichen Text, daß im fünften Jahrhundert zehntausend Iren mit dem Segen Patricks eine peregrinatio pro Christo nach Santiago unternahmen. Das Liber Sancti Jacobi (Buch vom heiligen Jakobus) aus dem zwölften Jahrhundert spricht von einer langen Tradition solcher Pilgerfahrten und nennt die Muschelschale als das Symbol des Jakobus, eines Fischers aus Galiläa. Archäologen haben an vielen Orten in Irland Muschelschalen gefunden, meist in kirchlichen Begräbnisstätten aus dem Mittelalter. Das Liber Sancti Jacobi berichtet, daß an Ständen in Santiago Muschelschalen an die Pilger verkauft wurden. Noch heute werden in Santiago Andenken in Form von
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