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0804 - Das Teufelstor

0804 - Das Teufelstor

Titel: 0804 - Das Teufelstor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa und Volker Krämer
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das sich nicht für ihn öffnete.
    »Muss ich mir denn mit Gewalt Zutritt verschaffen?«, zischte er zornig.
    Ein wenig zuckte er dabei zusammen. Sekundenlang blitzten Erinnerungsbilder in ihm auf, Bilder jener Welt, der er ursprünglich entstammten. »Spiegelwelt« nannten die Menschen sie. Dort war er Zeuge geworden, wie Merlin von LUZIFER verschlungen wurde. Dort gab es den Merlin nicht mehr, aber seine Magie war in LUZIFER, dem Höllenkaiser, aufgegangen. Fortan sprach LUZIFER mit der Stimme des Spiegelwelt-Merlin.
    In seinem Auftrag war Lucifuge Rofocale nun hier. Er wusste, dass der andere, sein Doppelgänger der originalen Menschenwelt, vor längerer Zeit getötet worden war. Umso leichter war es ihm gefallen, hier die Herrschaft an sich zu reißen. Und doch tat er nichts anderes, als LUZIFERs Plan zu erfüllen.
    Wenn auch mit seinen eigenen Hintergedanken und Ränkespielen, von denen selbst LUZIFER wohl nichts ahnte…
    Und nun stand er hier, vor dem Tor zu Merlins unsichtbarer Burg Caermardhin.
    Niemand öffnete ihm.
    Da erzwang er sich den Zutritt gewaltsam. Er hatte die Macht dazu. Der weißmagische Schutz konnte ihn nicht stoppen, denn er war anderer Art als der, den Zamorra um sein Château gelegt hatte und der dort von dem unbemerkt manipulierten Zamorra selbst aufgeweicht worden war.
    Lucifuge Rofocale durchschritt das Innere der Burg. Merlin hatte sie einst in eine andere Dimension hinein gebaut, was auch einen Anteil an ihrer Unsichtbarkeit hatte. Ihre inneren Abmessungen waren entschieden größer als die äußeren.
    Sie stand nicht leer. Merlin war anwesend. Der weißbärtige, uralte Mann, dessen Augen so jung leuchteten wie die Ewigkeit, sah dem Erzdämon ruhig entgegen. Er erwartete ihn im Saal des Wissens, und er bot ihm keinen Sitzplatz an, weil es Sitzgelegenheiten hier nicht gab. Im Zentrum des Saales schwebte die große Bildkugel, und die Wände bestanden aus Myriaden funkelnder Kristalle, in denen alles Wissen der Welt gespeichert war.
    »Ich habe dich erwartet, Dieb«, sagte Merlin.
    »Dieb?«, stieß Lucifuge Rofocale hervor.
    Merlin, der nichts mit seinem ausgelöschten Pendant aus der Spiegelwelt gemein hatte, nickte. »Was sonst bist du? Ein närrisches Hornvieh?« Dabei deutete er spöttisch lächelnd auf die Hörner, die aus den Schläfen des Erzdämons wuchsen.
    »Du wirst unverschämt, Abtrünniger«, grollte Lucifuge Rofocale.
    »Und du bist es längst, Dämon. Du warst es doch, der das Buch mit den dreizehn Siegeln aus meinem Archiv gestohlen hat. Siehst du dort die Lücke? Siehst du deine Hand, die dich verrät?«
    In einer der Wände klaffte eine kleine Lücke zwischen den funkelnden Kristallen. Sie war weit kleiner als das gestohlene Buch, aber in Merlins Burg spielten Naturgesetze keine Rolle. Und als Lucifuge Rofocale die Hand unwillkürlich erhob, glitzerte sie wie jene Informationskristalle.
    Ganz kurz nur, aber deutlich genug.
    »Das ist ein Trick«, entfuhr es dem Erzdämon. »Ein ganz übler…«
    »Gerade einer wie du hält mir einen Vortrag über Moral?«
    »Vergiss nicht, dass ich deinem Schützling Zamorra das Leben rettete!«, knurrte Lucifuge Rofocale.
    »Ich vergesse auch nicht, dass du das Buch gestohlen hast, um Zamorra ins Verderben zu führen.«
    »Nicht ihn. Ich will nur Vorsorge treffen…«
    »Geh«, sagte Merlin. »Geh fort von hier. Ich werde nicht länger mit dir diskutieren.«
    Von ihm ging ein überwältigender Zwang aus, dem selbst Lucifuge Rofocale keinen Widerstand entgegen zu setzen hatte. Denn das hier war Merlins Burg, hier hatte der Zauberer von Avalon, der König der Druiden, sein Heimspiel. Hier war seine Macht am größten.
    »Aber vorher sage mir noch«, presste der Erzdämon hervor, »warum hast du Zamorra die Katze gesandt?«
    Merlin lächelte kalt.
    »Welche Katze, du Narr? Wovon sprichst du?«
    »Von der Katze, die ich im…«
    Er sprach nicht weiter, wollte nicht verraten, dass er ungehindert im Château Montagne ein und aus gehen konnte. Aber Merlin schüttelte den Kopf.
    »Sprich es ruhig aus. Denn ich habe dich gesehen. Die Bildkugel zeigte dich mir.«
    »Und du hast nichts getan, mich zu stoppen?«, stieß Lucifuge Rofocale fassungslos hervor.
    »Du wirst dich selbst stoppen«, sagte Merlin. »Früher, als du ahnst. Und nun geh, verlasse Caermardhin und kehre nie hierher zurück.«
    Da ging Lucifuge Rofocale endgültig und sah sich nicht mehr um. Aber seine Gedanken waren ein wirbelndes Durcheinander.
    Hatte Merlin ihn etwa

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