0804 - Das Teufelstor
ins Wasser stürzen konnte, zog ihn zurück. Nach ein paar Sekunden fing der Parapsychologe sich wieder und befreite sich aus dem haltenden Griff des Freundes.
»Was war das, Zamorra?«, fragte Simon.
»Magie.«
»Ja, natürlich Magie«, grummelte Simon. »Aber was für eine?«
»Shao Yus Magie«, sagte Zamorra leise. Er schien in Erinnerungen zu versinken.
»Was ist das für eine Magie?«
Zamorra sah an ihm vorbei. »Sie stammt aus dem Reich Kuang-shis«, flüsterte er. »ShaoYu lehrte sie mich in Choquai, dem Ort, an dem nur die Toten glücklich sind.« [4]
Er zuckte zusammen. Drehte den Kopf und sah Simon etwas hilflos an. »Was rede ich da, Brik? Was habe ich gerade gesagt?«
Der Engländer wiederholte, was Zamorra geraunt hatte.
»Ich verstehe das nicht«, sagte dieser. »Ich… ich kann mich nicht daran erinnern. Wieso…«
»Wieso kannst du dich nicht daran erinnern? Du hast doch gerade erst darüber gesprochen.«
»Habe ich das? Es ist fort, Brik… fort in ferner Vergangenheit. Ich weiß es nicht mehr.« Etwas in ihm verkrampfte sich. Er hatte tatsächlich vergessen, was er in Choquai erlebt hatte! Wer oder was hatte ihm die Erinnerung genommen, Fu Long, Kuangshi oder der Zauberstein? Und wieso hatte er gerade das anwenden können, was er erlebt hatte, ohne sich daran erinnern zu können?
Es war rätselhaft!
Er straffte sich. »Ich werde es noch einmal versuchen«, sagte er. »Diesmal etwas stärker. Ich weiß, dass es funktionieren wird. Ich habe es gesehen. Es fehlte nur an Kraft. Hast du gesehen, wie die Funken sprühten, Brik? Das war nur ein Anfang. Die Abschirmung wird in loderndem Feuer vergehen. Und siehst du nicht, dass das Tor wieder deutlicher zu sehen ist?«
Letzteres konnte Simon nicht nachvollziehen. Er hoffte, dass Zamorra keinen Fehler beging. Die Sache wurde ihm unheimlich. Fast bereute er schon, Zamorra die Kreide gegeben zu haben. Was der Parapsychologe damit anstellte, konnte ihm nicht gefallen.
Aber auch diese Entscheidung ließ sich nicht mehr rückgängig machen.
Fröstelnd sah er, wie Zamorra sein Experiment zu wiederholen begann. Diesmal aber in weit größerem Maßstab.
Er machte sich bereit, einzugreifen…
***
»Halt mir den Rücken frei, Dro. Solange du nur kannst.«
Der war viel zu beschäftigt, um dem Druiden eine Antwort geben zu können. Mit der Lanze zu kämpfen, das war nicht sein Ding. Und durch den Lärm aufmerksam geworden, strömten nun immer mehr Wachen und Söldner in den Thronsaal. Dass Dro den anstürmenden Kriegern noch nicht zum Opfer gefallen war, verdankte er nur der Tatsache, dass die von ihm gefällten Söldner zwischen ihm und den Angreifern lagen. Sie bildeten eine natürlichen Wall, der nicht so einfach zu überrennen war.
Wild stechend und schlagend erwehrte er sich seiner Haut. Wie lange das noch so funktionieren würde, wussten allerhöchstens die Götter von Ash’Tarr, doch von denen hielt Dro nicht sonderlich viel. Die Kraft seiner Arme war eine Bank, auf die er sich verlassen konnte… zumindest so lange, bis sie erlahmten.
Aus den Augenwinkeln heraus schielte er in die Ecke der Halle, in die er Sei geschleudert hatte. Doch er konnte sie nicht entdecken. Vielleicht war sie schlau genug gewesen zu verschwinden. Andererseits passte das so gar nicht zu ihr.
Wenn der verrückte Blondschopf hinter ihm sich nicht ganz schnell etwas einfallen ließ, dann konnte Dro sich ausrechnen, wie viele Sandkörner in seiner Lebensuhr noch übrig waren.
Gryf schnellte nach vorne, genau in dem Moment, in dem das Wesen zu Ormoffs Füßen all seine verbliebene Energie sammelte und sich mit einem heftigen Ruck von der Leine riss, dessen anderes Ende der Vampir fest umklammert hielt. Der Schwung ließ den Goldäugigen nach vorne rollen, mitten hinein in die grässlichen Leichenteile.
Ormoff sprang mit einem wilden Fluch hoch. Die Situation drohte ihm aus den Händen zu gleiten. Ihm, der sich zum absoluten Herrscher der Dunkelheit auf dieser Welt erhoben hatte, dem selbst die Dämonen untertan waren. Die Macht über die Goldaugen war die Krönung seiner Herrschaft, denn mit ihrem magischen Potential war er praktisch unangreifbar geworden. Nichts blieb für ihn auf Ash’Tarr nun noch unbemerkt. Die Ankunft des Druiden ebenso wenig, wie die der Frau, die durch das Weltentor gekommen war. Doch die schien ihm nur unbedeutend zu sein. Der Druide war es, der die wahre Gefahr darstellte.
Und der war exakt in diesem Augenblick bei Ormoff angekommen.
Sein
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