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081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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schaute mich die alte Dame an.
    »Ich weiß, Sie sind kein Feigling und kein Schwätzer. Und ich muß zugeben, daß es mir gut tut, Ihr Interesse zu spüren«, murmelte Madame Clouet. »Daher will ich ausnahmsweise Ihren Wunsch erfüllen. Warten Sie hier. Ich bin gleich zurück.«
    Ich trank mein Bier. Ich hoffte, Blanche möge ähnlich erfolgreich sein wie ich. Denn ich fand, ich sei ein gutes Stück vorwärts gekommen. Ich hatte ein gewisses Guthaben an Vertrauen bei der alten Dame deponiert. Jetzt begann das Kapital sich zu verzinsen.
    Madame Clouet kam mit einem schwarzen Buch zurück, dessen Schweinslederrücken reichlich abgegriffen war. Die Kanten waren durch dünne Goldblättchen geschützt. Die sauber gemalten Buchstaben des Titels waren längst verblaßt. Ich hatte Mühe, die Schnörkel zu entziffern.
    Für Sammler und Liebhaber mochte dieses heilige Buch einen gewissen Wert besitzen. Das Alter wagte ich nur zu schätzen.
    »Hier sehen Sie mal!« erklärte die alte Dame und schlug die letzten zehn oder zwanzig Seiten auf, die bedeckt waren mit kurzen Notizen in unterschiedlicher Handschrift.
    »Fast alle Clouets haben sich hier verewigt. Es ist eine Art Familienchronik«, erläuterte die Wirtin. »Mancher hat nur die Zahlen seiner Geburt zustandegebracht. Die Todesdaten sind. wie Sie sich leicht erklären können, jeweils von fremder Hand hinzugefügt. Meist blieb es der jeweiligen Gattin überlassen dieser Pflicht nachzukommen. Sie können sich selbst überzeugen, daß kein männlicher Clouet älter als dreißig Jahre wurde. Wir haben aber auch richtige Poeten in unserem Geschlecht gehabt, die ihr finsteres Schicksal in Reimen beklagten oder tiefsinnige Betrachtungen stellten. Aber entkommen ist keiner. Sehen Sie hier. Das sind Eintragungen jenes legendären Pierre Clouet. Seien sie nicht erstaunt, die Schrift so deutlich und klar zu sehen. Ich habe sie auffrischen lassen von einem Kunststudenten. Vorher konnte man nicht eine einzige Silbe lesen.«
    Madame Clouet half mir, den Text zu verstehen.
    Danach pries Pierre Clouet seine Tapferkeit während des Kreuzzuges, erwähnte die Schlachten gegen die Sarazenen, an denen er teilgenommen hatte, und berichtete von dem Heimweh, das ihn plagte und langsam den Glaubensschwur auffraß, den er geleistet hatte. Dann zählte Pierre Clouet in winziger, aber gestochen scharfer Schrift auf, was er bei der Eroberung einer islamischen Moschee an Kostbarkeiten erbeutet hatte.
    »Glauben Sie, daß hier des Rätsels Lösung zu finden ist?« fragte die alte Dame. »Vielleicht haben die Priester ihn verflucht, weil er sich an Kirchenschätzen bereichert hat?«
    »Das glaube ich nicht«, schüttelte ich den Kopf. »Es sei denn, ein Gegenstand aus jener Zeit befindet sich noch in Ihrem Besitz.«
    »Ich habe nichts dergleichen gefunden. Hier können Sie vielmehr lesen, daß Pierre Clouet sich in der Heimat von allem trennte, was er mitgebracht hatte und aus dem Erlös den Erwerb dieses Gasthofes finanzierte. Und da wird seine arabische Bedienstete erwähnt.«
    »Das Hotel hat doch nicht mehr die ursprüngliche Gestalt, oder?«
    »Natürlich nicht«, lächelte Madame Clouet. »Nur das Fundament ist noch das gleiche. Alles oberhalb der Erde wurde im Laufe der Zeit mehrmals umgebaut, abgerissen, erweitert und verändert. Das Gebäude, so wie Sie es jetzt vor sich sehen, entstand im vorigen Jahrhundert.«
    »Ich habe einen Augenblick lang erwogen, ob Pierre Clouet nicht einen Teil des geraubten Kirchenschatzes bei der Grundsteinlegung mit einmauern ließ«, sagte ich. »Aber das ist unwahrscheinlich. Es müßte Aufzeichnungen geben über den Ort, die Beschaffenheit und den Inhalt des Versteckes.«
    »Außerdem hat Pierre Clouet auch finanziell schlechte Zeiten durchgemacht«, gab Madame Clouet zu bedenken. »Lesen Sie das hier. Nach der Heirat mit einer wohlhabenden Bauerntochter und der Trennung von der orientalischen Geliebten hat Pierre Clouet erhebliche Mißerfolge zu verzeichnen. Spätestens dann hätte er sich an seine stillen Reserven herangemacht.«
    Meine Wirtin war mit Feuereifer bei der Sache. Sie wirkte jetzt direkt sympathisch. Ich schalt mich einen Narren, daß ich ihr so mißtraut hatte. Der erste Eindruck war stets entscheidend, aber nicht ausschlaggebend. Ich hatte mich eben in ihr getäuscht. Sie hatte nur einen Gedanken: die letzte Frist vor dem Tode ihres Sohnes zu nutzen, um dem düsteren Geheimnis auf die Spur zu kommen und Armand vielleicht zu retten. Meine

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