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081 - Hexentanz

081 - Hexentanz

Titel: 081 - Hexentanz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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Mitarbeit gab ihr neuen Auftrieb.
    »Hier ist radiert worden«, bemerkte ich.
    Das Papier an dieser Stelle war hauchdünn. Jemand hatte mit einem Messer einen Namen gelöscht. Ich hatte Mühe, die vorhergehenden Sätze zu entziffern, um vielleicht zu erraten, was an der fraglichen Stelle eingetragen worden war. Der Text stammte noch immer von Pierre Clouet, der ein gebildeter und phantasiebegabter Autor gewesen zu sein schien.
    »Dieser Abschnitt handelt von der Sarazenin, die Pierre Clouet aus dem Morgenland mit in die heimischen Ardennen gebracht hatte«, sagte die alte Dame. »Wahrscheinlich stand ihr Name hier. Und eine eifersüchtige Gattin oder eine besorgte Mutter hat jede Spur getilgt.«
    Vergeblich versuchte ich etwas zu entziffern.
    In diesem Augenblick ließ uns ein entsetzlicher Schrei zusammenfahren. Er hatte nichts menschliches mehr. Die alte Dame, kalkweiß im Gesicht, taumelte. Sie griff sich ans Herz. Ich schob ihr schnell einen Stuhl unter.
    Dann rannte ich in den zweiten Stock.
    Unterwegs begegnete mir der Hinkende, der sich mit erstaunlicher Geschwindigkeit die Stufen hinaufbewegte. Er hüpfte auf einem Bein und gab seinem riesigen Körper zusätzlich mit einer Hand, die sich am Geländer festkrallte, Schwung.
    Ich überholte Victor Babeuf nur knapp.
    Unschlüssig, mit den Räumlichkeiten weniger vertraut, zögerte ich auf dem obersten Absatz. Jetzt herrschte eine gespenstische Stille. Kein Ton verriet mir die Quelle des unmenschlichen Schreies.
    »Links. In Armands Zimmer«, keuchte der Krüppel mit dem kurzgeschorenen Haar, dem groben Gesicht und den ein wenig schielenden bernsteingelben Augen.
    Ich bemerkte eine offene Tür.
    Der Raum lag auf halber Strecke zwischen dem, was die alte Dame als schwarzes Zimmer bezeichnet hatte, und dem Zimmer, in dem ich übernachtet hatte. Dort also lebte zurückgezogen der Sohn des Hauses, den ich noch nicht zu Gesicht bekommen hatte und der seiner Mutter wohl mehr eine Last als eine Stütze bedeutete.
    Victor und ich erreichten fast zur gleichen Zeit das Ziel.
    Ich stieß die Tür auf und prallte entsetzt zurück...
    ***
    Armand Clouet wälzte sich auf dem weißen Berberteppich und wand sich in Krämpfen. Zuckungen erschütterten immer wieder den hageren Leib des fast Dreißigjährigen. Er bäumte sich unter entsetzlichen Qualen auf.
    Armand zappelte wie ein Fisch am Haken. Schaum stand vor seinem Mund. In namenlosem Schmerz zog er sich die gespreizten Hände durch das Gesicht. Die Nägel hinterließen tiefe blutige Spuren. Dabei kam kein Laut über seine bläulichen Lippen.
    Ich wußte mir nicht anders zu helfen, als mich neben den Mann zu knien und ihn festzuhalten. Victor Babeuf brachte kaltes Wasser und zog ein großes kariertes Tuch aus der Tasche. Er tunkte es in die Schüssel und legte es behutsam auf die Stirn des Leidenden. Er strich fast zärtlich das Haar aus dem Gesicht des Kranken.
    »Ist Armand Epileptiker?« fragte ich.
    »Keine Spur«, erwiderte Victor mit heiserer Stimme.
    Vergeblich fragte ich mich, was diesen furchtbaren Anfall ausgelöst haben mochte, und entdeckte nichts außer einem hellen, langen Streifen an der Wand. Dort mußte vorher etwas gehangen haben.
    »Was war da?« erkundigte ich mich.
    Verständnislos blickte Victor Babeuf in die angegebene Richtung.
    Er zuckte nur die Achseln.
    »Ich durfte nie zu ihm«, meinte der Hinkende leise. Ein gewisser Vorwurf schwang in seinen Worten mit.
    Inzwischen traf Madame Clouet ein, die es nicht länger im Schankraum ausgehalten hatte. Sie stieß einen schrillen Schrei aus, als sie ihren Sohn sah. Hände und Beine zitterten ihr. Es sah fast so aus, als bekämen wir einen neuen Patienten.
    Mit übermenschlicher Energie riß sich die Frau zusammen.
    Sie setzte sich auf den Boden, legte den Kopf ihres Sohnes in ihren Schoß und strich ihm zärtlich über die Schläfen. Schon ihre Gegenwart schien den Krampf zu lockern.
    Armand Clouet wurde zusehends ruhiger.
    Er war noch zu erschöpft, um Rede und Antwort zu stehen. Aber langsam kehrte Ruhe ein auf seinem hübschen, schmalen Gesicht, das umrahmt war von lockigem Haupthaar und einem dichten schwarzen Vollbart.
    Armand Clouet sah aus wie einer der edlen Recken aus den Geschichten meiner Kindheit, und ich konnte ihn mir gut vorstellen, wie er auf einem weißen Zelter, gestiefelt und gespornt, mit Kettenhemd und Helm, blankem Schwert und dem Emblem der Kreuzritter auf dem flatternden hellen Umhang, unter glühender Sonne eine Schar wilder Sarazenen

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