0818 - Sarkanas Erbe
Yehab auf die letzte der Figuren. Es war nicht schwer zu erkennen, dass sie etwas Besonders darstellte, denn die Köpfe der beiden anderen waren unbedeckt. Nur andeutungsweise hatte der Künstler ihnen etwas wie eine Haarpracht gegeben.
Der dritte Kopf jedoch, der in einem tiefen Schwarz glänzte, trug eine Krone! Sie verjüngte sich spitz nach oben, machte die Figur dadurch höher als die anderen. In Yehabs Kopf wirbelten die wildesten Ideen durcheinander. Der König und zwei seiner Untertanen - oder sollten das die Kinder des Herrschers sein? Warum gerade diese Kombination? Die Geschichte dazu hätte der Alte nur zu gern gewusst.
Der Sammlerstolz übermannte-Yehab beinahe. In Europa oder den USA würde so mancher Interessent für diese Gruppe ein kleines Vermögen zahlen. Doch er würde sie niemals verkaufen. Zu keinem Preis der Welt! Niemand durfte je erfahren, dass er die drei Köpfe besaß.
Der Aberglaube auf diesem Kontinent war tief verwurzelt. Es gab unzählige Gruppen von religiösen Fanatikern, Dämonengläubigen und Anhängern der Schwarzen Magie, die ihm dieses Eigentum streitig machen würden. Sie würden ihn töten. Ohne auch nur einen Moment zu zögern - so wenig, wie-Yehab gezögert hatte, als der Mann ihm die dritte Figur zum Kauf angeboten hatte.
Als das Licht der Tischlampe zu flackern begann, schien das dem Alten kein Grund zur Sorge ein. Die Stromversorgung in der Kasba war abenteuerlich. Es gab Tage, an denen sie ganz aussetzte.
Sekunden später war die Störung vorüber.
So, wie Yehabs Leben vorüber war.
Es blieb dem Alten nicht einmal die Zeit für einen einzigen Schrei…
***
Artimus van Zants Augen leuchteten in einem verzückten Glanz.
Seit einigen Minuten beschäftigte er sich intensiv mit dem, was die Küche in diesem Restaurant zu bieten hatte. Und das war wirklich nicht übel -nein, ganz und gar nicht übel.
Reis und Gemüse türmten sich an den Stellen des großen Tellers, die nicht mit Fleisch bedeckt waren. Die Beilagen waren ausgezeichnet gewürzt - Artimus hatte sich von der afrikanischen Küche ja bereits einige Wochen verwöhnen lassen, doch das hier war die Krönung. In der Kasba tischte man die Gerichte auf, die nicht unbedingt an die Zungen der Touristen angepasst waren.
Das Fleisch war so zart, dass es beinahe vor Schreck zerfiel, wenn ein Messer auch nur in seine Nähe kam. Van Zant war ein T-Rex - Khira Stolt, die Vegetarierin, hatte regelmäßig die Hände vor ihr Gesicht geschlagen, wenn Artimus zu einer seiner Steak-Orgien ansetzte.
Die ganze Zeit über hockte van Zants Führer, der kleine Bursche auf seinem Rollbrett, neben dem Tisch und grinste zu dem Amerikaner hoch. Natürlich hatte Artimus ihm etwas bestellen wollen, doch der Junge hatte abgelehnt. »Darf ich nicht, Mister. Ich bring Gäste hierher - mehr nicht.«
Van Zants Miene hatte sich verdüstert. »Aber der Kerl, für den du den Schlepper spielst, der nimmt mein Geld gern, nicht wahr? Warum soll nur der an mir verdienen?«
»Er ist der Boss…« Mehr hatte Julo dazu nicht zu sagen. Zumindest seinen Vornamen hatte Artimus inzwischen in Erfahrung gebracht.
Selbst dieser köstliche Braten auf dem Teller brachte ihn heute nicht aus seinen Grübeleien. Irgendetwas musste er doch für den Kleinen hier tun können.
In einer plötzlichen Eingebung hielt der Physiker die Gabel vor seine Augen. Was mochte das wohl für eine Fleischsorte sein? Er schob den Kopf seitlich über den Tischrand hinweg. Das Grinsen Julos erwartete ihn dort bereits.
»Sag mal, du hast ja für mich bestellt. Was für ein Vieh verschlinge ich hier eigentlich?« Dabei schob er sich bereits das nächste Bratenstück in den Mund und ließ es genüsslich zergehen.
Julo sah Artimus mit unschuldigem Blick an. »Du hattest Hunger, wolltest viel. Und du wolltest einen ganzen Löwen…«
Der Mund des Südstaatlers klappte weit auf. Langsam, wie in Zeitlupe, erhob er sich von seinem Stuhl, unfähig, den Bissen in seinem Mund in Richtung Magen zu befördern.
Löwe!
Van Zant rühmte sich immer, dass er alles aß, was einen Schatten warf. Und ein Löwe - nun, der warf einen mächtigen Schatten. Und dennoch…
Julo liefen vor lauter Gelächter die Tränen über seine Wangen. Mit beiden Händen schlug er wiehernd immer wieder auf den Fußboden. »Löwe… du hättest dein Gesicht sehen müssen, Mister!« Dann übermannte ihn wieder heftiges Gelächter. »Schluck ruhig - ist nur Kuh. Rind, verstehst du?«
Und van Zant kam sich reichlich
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