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Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition)

Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition)

Titel: Der Pirat und die Dirne: Erotischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Dirks
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Kapitel 1
     
    „Bleib stehen, verdammter Bengel!“
    Die donnernde Stimme ging Emilia durch Mark und Bein. So schnell sie nur konnte, rannte sie durch die engen Straßen von Westminster, dicht gefolgt von dem reichen Händler, dem sie einen prallgefüllten Geldbeutel in einem unbedachten Moment gestohlen hatte.
    „Wenn ich dich in die Finger bekomme, kannst du etwas erleben! Das verspreche ich dir, Bürschchen!“
    Emilia kämpfte sich durch die Menschenmenge, in der Hoffnung, ihren Verfolger abzuhängen. Für einen Augenblick glaubte sie, ihn in dem Getümmel auf dem Marktplatz entkommen zu sein, als er aus dem Schatten eines Hauses trat und seine prankenartige Hand auf ihre Schulter drückte.
    „Jetzt habe ich dich!“, knurrte er. Emilia war starr vor Schreck. Verängstigt sah sie zu dem dickleibigen Mann auf, der nach Schweiß und faulem Fisch roch.
    „Wenn du deiner Mutter keine Schande machen willst, gibst du mir mein Eigentum zurück.“
    Emilias Hand wanderte zu ihrem Gürtel, an dem sie den kleinen Sack während ihrer Flucht befestigt hatte. Doch statt des Leders umschlossen ihre Finger den Griff eines Dolches, von dem sie nicht wusste, wie er dorthin gekommen war. Ihre Chance nutzend zog sie die Waffe und stach in die fleischige Pranke des Händlers. Dieser schrie vor Schmerz laut auf. Das Blut quoll in Strömen zwischen seinen Fingern hindurch und tropfte auf den Boden.
    „Großer Gott! Du elender Bastard!“, heulte er auf. Emilia rannte über den Marktplatz, flüchtete in eine Seitenstraße und hielt schließlich erschöpft vor dem Palast des Herzogs von Buckingham inne. Die Puste ging ihr allmählich aus. Was sollte sie nur tun? Hektisch sah sie sich um. Hinter einem Holunderbusch entdeckte sie ein Loch in der Mauer, welches man nur bemerkte, wenn man sehr genau hinsah. Entschlossen schob sie das Gestrüpp zur Seite. Die Öffnung hatte genau die richtige Größe für ein kleines Mädchen, um hindurchzuschlüpfen und sich auf der anderen Seite der Mauer zu verstecken. Emilia krabbelte auf allen vieren hindurch, lehnte sich mit dem Rücken an und lauschte angestrengt. Wenige Wimpernschläge später hörte sie die eiligen Schritte des Händlers, der unter atemlosen Schnaufen an ihrem Versteck vorbeirannte.
    Emilia harrte aus, bis sie sicher war, dass er nicht zurückkam. Da weckte etwas ihre Aufmerksamkeit. Staunend betrachtete sie die geometrisch geschnittenen Bäume und Sträucher, das Labyrinth aus Hecken und die Wasserspiele, welche das prachtvolle Anwesen zierten. Aus Richtung des Gebäudes erklang fröhliche Musik, sie hörte Gelächter, und der verlockende Geruch eines gegrillten Spanferkels stieg ihr in die Nase. Ihr Magen begann zu knurren. Sie hatte schon seit Tagen nichts mehr gegessen. Ihre Mutter war von ihrem letzten Gast grün und blau geschlagen worden, sodass sie nicht mehr arbeiten konnte. Zumindest nicht für die nächsten Wochen. Sie hatte viel geweint und musste ebenfalls großen Hunger haben. Emilia überlegte nicht lange und folgte der köstlichen Duftspur. Sie eilte durch die grünen Gänge, gelangte zu der Mitte des Labyrinths und kletterte auf den Brunnen zu einer steinernen Meerjungfrau, um einen besseren Überblick auf die verschlungenen Wege zu erlangen, als sich die Hecken ruckartig bewegten. Emilia rieb sich die Augen. Sie konnte nicht glauben, was sie sah. Die Hecken besaßen ein Eigenleben, öffneten neue Wege und schlossen andere. Sie reckte den Hals, um besser sehen zu können. Vor dem Palast hatten sich Männer und Frauen in prächtigen Gewändern aus Samt und Seide versammelt. Auf einem großen Tisch stapelten sich Torten, Schüsseln mit exotischen Früchten und herrlich duftende Braten, bei deren Anblick Emilia das Wasser im Mund zusammenlief. Erneut machte sich ihr leerer Magen bemerkbar. Er knurrte wie ein wildes Tier, laut und aggressiv. Es dauerte eine Weile, ehe Emilia begriff, dass das Geräusch nicht aus ihrem Bauch gekommen war. Das Knurren wandelte sich in Gebell. Von ihrer erhöhten Position aus konnte sie sehen, dass vier Jagdhunde durch das Labyrinth rannten. Sie waren auf der Suche nach ihr, dem Eindringling! Wild fletschten sie die Zähne. Längst hatten sie das Mädchen entdeckt, doch die Hecken schützten es vor ihrem Angriff. In diesem Moment tat sich ein Pfad in der natürlichen Mauer auf. Emilia sprang von der steinernen Meerjungfrau und stürzte gerade noch rechtzeitig in den Gang, bevor sich dieser hinter ihr verschloss. Das Gebell wurde

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