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082 - Die Geisterkadetten

082 - Die Geisterkadetten

Titel: 082 - Die Geisterkadetten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Coffin
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Klirren der Pferdegeschirre und das Klopfen der Hufe war zu vernehmen, ließ aber die Stille, die über allen schwebte, nur noch fühlbarer werden.
    Es dämmerte schon tief, als der Wagen schließlich vor der Polizeistation des Dorfes hielt. Aus einem vor der Tür des kleinen Hauses geparkten Wagen stiegen gleichzeitig zwei Männer.
    Inspektor Emile Casteret, ein kleiner, rundlicher Mann von etwa fünfzig Jahren, war das genaue Gegenteil von Sergeant Dillan, seinem hageren, langaufgeschossenen zehn Jahre jüngeren Kollegen.
    Der Dorfgendarm trat zu den beiden Zivilisten und legte grüßend die Hand an den Schirm seiner Mütze.
    »Nun?« Inspektor Casterets markanter Kopf mit den grauschwarzen Haaren hob sich fragend.
    »Es ist Georges Fresnac, der Doppelmörder«, meldete der Polizist.
    »Ob er der Mörder ist, wissen wir noch gar nicht«, knurrte Casteret ungehalten. »Das mit Sicherheit zu klären, bedarf es noch einiger Arbeit.«
    »Monsieur Inspektor. Die Beschreibung der Zigeuner, – der Buckel«, stotterte der Dorfgendarm kleinlaut.
    »Ja, natürlich. Das paßt alles genau auf Casteret zu. »Lassen Sie ihn erst einmal hier, Dupont«. setzte er nach kurzem Überlegen hinzu. Auf seinen Wink versammelten sich die Männer am hinteren Teil des Wagens und zogen an dem Sarg. Die ärmliche hölzerne Totenschachte] quiekte, als sie über die glatten Bohlen der Karrt rutschte. Die Männer setzten den Sarg auf das Straßenpflaster, und der Inspektor bat sie, den Deckel zu lösen.
    Der leichte Verwesungsgeruch, der die Kiste umgab wurde dick und ekelerregend, als sich der Deckel öffnete.
    Inspektor Casteret hielt sich ein Taschentuch vor die Nase, beugte sich über den Sarg und warf einen Blick in das aufgedunsene, bärtige Gesicht, in dem die Zersetzung schon ihre Arbeit begonnen hatte. Der zwar nicht sehr schöne, aber schließlich doch gewohnte Anblick schien ihm nicht sehr zu behagen. Er richtete sich schnell wieder auf – und befahl mit spröder Stimme den Sarg wieder zu schließen.
    »Was ist mit der Familie des Mannes? Wissen die es schon?« fragte Sergeant Dillan, während der Deckel wieder festgeschraubt wurde.
    »Ich glaube nicht. Ich jedenfalls bin noch nicht dazu gekommen sie zu verständigen«, war die Antwort des Ortspolizisten.
    »Das werde ich selber machen«, murmelte Inspektor Casteret nach einer kurzen Pause. Es ist zwar keine angenehme Aufgabe, aber ich möchte doch gerne die Leute kennenlernen.«
    Mit dem Auto kommen Sie aber nicht ganz da rauf«, mischte sich einer der Dorfbewohner ein.
    »Na, dann gehen wir doch gleich den ganzen Weg zu Fuß«, entschied Inspektor Casteret.
    Ein schmaler Bergpfad war der einzige Weg, der zum Gasthaus »Chateau« hinaufführte.
    »Wie die Kulisse zu einer romantischen Oper«, knurrte Inspektor Casteret, der mit Sergeant Dillan noch in den späten Abendstunden den Pfad hinaufstapfte. Er blieb stehen und ließ seinen Blick sichtlich beeindruckt über die eigenartige Szenerie gleiten.
    Dunkel hoben sich die Gebäude des Gasthofes von dem etwas helleren Himmel ab. Das Bild war so bedrückend, daß selbst der im Polizeidienst ergraute Inspektor sich einer leichten Beklommenheit nicht erwehren konnte.
    »Einen großartigen Beruf haben wir. Andere Leute gehen ins Bett und wir…«, Casteret seufzte und setzte sich wieder in Bewegung.
    Erst als die beiden Männer unmittelbar vor dem Haus standen, sahen sie, daß Leben in seinen Mauern herrschte. Aus mehreren Fenstern des Erdgeschosses ergossen sich helle Lichtbündel in die fahle Mondnacht.
    Der Inspektor betätigte die aus einem eisernen Ring gebildete Klingel. Überlaut schrillte die Glocke durch die Dunkelheit.
    Beide Männer lauschten gespannt. Und wirklich, schon nach wenigen Augenblicken hörten sie das kratzende, mißtönende Geräusch sich zurückschiebender Riegel. Ein Flügel der großen Tür öffnete sich.
    Jules Fresnac, ein hagerer Mann von etwa fünfzig Jahren mit einem Rollkragenpullover und einer zerbeulten Hose, stand vor ihnen. Er hielt eine große Stablampe in der Hand und ließ ihren Schein kurz über die Gesichter der beiden Polizisten gleiten.
    »Kommen Sie herein«, sagte er leise, nachdem Inspektor Casteret sich und Sergeant Dillan vorgestellt hatte.
    Kurz darauf saßen sie sich in einem großen, fast hallenartig wirkenden Gastzimmer gegenüber. Es war ein eichengetäfelter Raum, in dem blitzende Messingornamente an den Wänden hingen. Dekorativ waren Überreste des Chateaus in ihnen verteilt. Die

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