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0820 - Im Netz der Para-Wölfin

0820 - Im Netz der Para-Wölfin

Titel: 0820 - Im Netz der Para-Wölfin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Breuer
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Dichte, grüne Eukalyptuswälder säumten die Straße. Doch je näher sie ihrem Ziel kamen, desto weniger einladend wurde die Gegend.
    Schon aus einiger Entfernung waren die rauchenden Schlote zu erkennen, die ein Markenzeichen von Newcastle bildeten. Die Hafenstadt war das Zentrum der australischen Schwerindustrie. Stahlwerke und Steinkohlebergbau prägten das Stadtbild und hatten Newcastle den Ruf eingebracht, das Manchester Australiens zu sein. Ihre Entstehung verdankte die Stadt einem der grausamsten Sträflingslager seiner Zeit. Heutzutage war Newcastle die sechstgrößte Stadt Australiens und verfügte über den zweitwichtigsten Hafen des Landes. Nichtsdestotrotz war das Ambiente insgesamt wenig einladend.
    Als sie den Mitsubishi vor dem Polizeigebäude parkten, war es bereits später Nachmittag.
    Zamorra bezweifelte, dass sie hier angesichts der kompletten Nachrichtensperre viel über den Fall erfahren würden, aber einen Versuch war die Sache wert.
    »Frechheit siegt«, sagte auch Nicole.
    Sie betraten das Gebäude und wurden tatsächlich kurz darauf zu dem leitenden Ermittlungsbeamten gebracht.
    »Chief Inspector Seagrove«, stellte der sich vor. »Nehmen Sie Platz!«
    Zamorra musterte Seagrove. Der etwa 40 Jahre alte Chief Inspector war hager, fast knochig. Sein Gesicht wirkte eingefallen und freudlos. Er hatte den abgestumpften Blick eines Mannes, der in seinem Leben zu viel Schmutz gesehen hatte.
    Die beiden Dämonenjäger stellten sich ebenfalls vor und setzten sich.
    Seagrove lehnte sich im Schreibtischstuhl zurück.
    »Also, Professor, was kann ich für Sie tun?«, fragte er.
    Immerhin hatte er sie, nachdem Zamorra erklärt hatte, dass er Parapsychologe sei, nicht hinausgeworfen. Das wertete der bereits als Plus. Er wusste nur allzu gut, dass sein Betätigungsfeld von Skeptikern gerne belächelt wurde. Menschen wie Zamorras Freund Pierre Robin, der Leiter der Lyoner Mordkommission, waren eine löbliche Ausnahme. Allerdings hatte Robin im Laufe seiner Bekanntschaft mit dem Dämonenjäger schon einige Auseinandersetzungen mit den Mächten der Hölle durchgestanden und darum keinen Grund, an der Realität des Übernatürlichen zu zweifeln.
    »Wir haben aus den Nachrichten von den Silberkugel-Morden gehört«, legte Zamorra die Karten auf den Tisch.
    Seagroves hängende Mundwinkel rutschten noch ein Stück weiter gen Fußboden.
    »Da sind-Sie nicht der Einzige«, entgegnete er Säuerlich. »Was glauben Sie, was für obskure Gestalten mir seit dem Vorfall die Bude einrennen!«
    Nicole blinzelte und ließ ein charmantes Lächeln aufblitzen.
    »Seien Sie versichert, wir sind alles andere als obskur«, erklärte sie.
    »Das Sprüchlein höre ich heute auch nicht zum ersten Mal«, parierte Seagrove trocken.
    Zamorra seufzte unhörbar. Er konnte sich vorstellen, dass die reißerische Berichterstattung über den Vorfall jede Menge Spinner auf den Plan gerufen hatte. Von daher konnte er Seagroves Unmut nachvollziehen. Dennoch kamen sie so auf keinen grünen Zweig.
    »Wir besitzen eine gewisse Erfahrung mit ungewöhnlichen Fällen«, erklärte Zamorra darum, »was Ihnen die Mordkommission in Lyon sicher gerne bestätigen wird. Fragen Sie nach Inspektor Robin. Wir haben bereits öfter sehr gut zusammengearbeitet.«
    Er reichte ihm Robins Nummer.
    Seagrove zögerte einen Moment, griff aber dann tatsächlich nach dem Telefon und ließ sich verbinden. Zehn Minuten später nickte der hagere Chief Inspector langsam.
    »Also schön«, erklärte er, »Robin scheint tatsächlich große Stücke auf sie zu halten.«
    Er ließ seinen Blick zwischen Zamorra und Nicole hin- und herpendeln. Der knochige Beamte sah mit einem Mal sehr müde aus.
    »Wissen Sie, dieser Fall raubt mir allmählich den Schlaf«, sagte er ganz offen.
    Der Parapsychologe spürte, dass sich hinter diesen Worten noch mehr verbarg. »Warum die Nachrichtensperre?«, fragte er neugierig. »Die Polizei ist ungewöhnlich schweigsam, was diesen Fall angeht.«
    Seagrove lächelte traurig. »Wenn Sie gesehen hätten, was ich gesehen habe, würden Sie das verstehen.«
    Zamorra hatte in seinem Leben schon einige ungewöhnliche Dinge gesehen, aber darüber schwieg er lieber. Er fragte sich, was Robin, der alte Fuchs, Seagrove wohl ins Ohr geflüstert hatte, dass sich dieser plötzlich als so redselig erwies.
    »Die Leichen…«, begann der Chief Inspector stockend. Er starrte auf die Tischplatte.
    Zamorra nickte und wartete geduldig, dass Seagrove fortfuhr. Die Kiefer

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