German für Deutsche
Einleitung
Was will ich Ihnen zumuten?
German für Deutsche steht auf dem Cover, oh, sorry: auf dem Umschlag dieses Buches. Also Deutsch für Deutsche? Nein: Englisch für Deutsche. Jedenfalls das Englisch, dem wir tagtäglich im Deutschen begegnen. Kein Medium, in dem es nicht von Wörtern, Sätzen, Redewendungen wimmelt, die aus dem Englischen kommen und sich in unserer Sprache eingenistet haben. Eine Zumutung? Manchmal. Nun kann man stöhnen, fluchen und einen Verein zur Rettung der deutschen Sprache gründen. Und dann Artikel und Bücher schreiben, die darüber klagen, wie schlimm es um das Deutsche bestellt ist.
Das tut dies Buch nicht. Fluchen, Stöhnen und sogar das Gründen eines Sprachrettungsvereins sind psychologisch einigermaßen verständlich. Es ist aber mindestens sinnlos, im Grenzfall sogar dumm. Unsere Sprache schert sich nämlich nicht um irgendwelches Gestöhne und Gefluche. Das Deutsche wird zwar von knapp 100 Millionen Muttersprachlern weltweit gesprochen. Ist aber gegen deren Fluchen und Stöhnen immun. Davon verschwinden keine englischen Wörter. Nicht aus der TV -Werbung und den Computermagazinen, nicht aus den Modesendungen oder den Wirtschaftsartikeln. Und schon gar nicht aus all dem, was halb privat, halb öffentlich im Internet an Sprachbrocken zu finden ist.
Statt nun Schutz vor Anglizismen zu bieten, fordert dies Büchlein die Beschäftigung mit ihnen heraus. Noch eine Zumutung! Viele Menschen kommen mit ein paar hundert Wörtern gut durchs Leben. Und hier wird einem ein zusätzliches Bündel von gut 600 aus dem Englischen entlehnten Wörtern aufgebürdet?
Und das soll auch noch Vergnügen machen können, wie der Autor an dieser Stelle frech behauptet. Wie soll das funktionieren? Nun, das Buch bietet in seinem Hauptteil kleine Happen. Leser mit wenig Zeit für lange Lektürephasen können also aufatmen. Sodann gönne ich mir, oft boshaft und manchmal ungerecht zu urteilen. Das wird die einen freuen, die andern ärgern. Beides hält Leserinnen und Leser wach.
Wenn es (manchmal) wissenschaftlich wird, bleibt es (hoffentlich) verständlich. Und weil es verständlich sein soll, wird mancher Wissenschaftler die Nase rümpfen, weil es ihm zu salopp erscheint. Damit kann ich leben.
» Salopp« haben wir übrigens aus dem Französischen entlehnt; da heißt salope » Schlampe« oder » Miststück«. Um 1900 konnte hierzulande ein moralferner Schmutzfink als » saloppe Erscheinung« tituliert werden. Die positive Umwertung im Deutschen in Richtung » zwanglos-lockere Haltung« schlich sich in den 50er Jahren ein, als die Modeberichterstattung saloppe Kleidung positiv bewerten durfte. Hintergrund: Der Deutsche war nun etwas weniger abhängig von gerader Haltung durch strenge Kleidung. Heute sprechen wir bei gelockerten Kleidungssitten von » Casual Wear« (engl. casual: » lässig, zwanglos«) und bei der passenden Haltung von » Coolness« oder » Relaxtheit«.
Darüber hinaus bietet das Buch schnelle Orientierung durch seine alphabetische Sortierung. Das wirkt auf die meisten Menschen beruhigend. Ordnung wirkt immer beruhigend. Das Buch erlaubt Entdeckungen für den, der sich auf Kurzausflüge in Sprachgeschichte und die Beziehungen zwischen der eigenen Sprache und fremden Sprachen einlässt. Und das Buch erlaubt hüpfendes Lesen. Wer hüpfen will, folgt den Verweisen am Ende mancher Wortartikel. So gelangt man zwanglos vom Alien zum Stranger, vom Appetizer zum Teaser. Oder von der Bag über den Bodybag zum Backpack.
Dies Buch soll nützlich sein. Wie? Es versammelt Wörter, von denen Menschen in Deutschland umgeben sind. Und die, selbst wenn sie manchen leicht von der Zunge gehen, doch oft nicht selbstverständlich sind. Wer sich in diesem, unserem Lande mit seinen Exportzwängen, Globalverknüpfungen und seiner Lernen-bis-zum-bitteren-Ende-Logik orientieren will, kann Anglizismen nicht aus seinem Sprachschatz ausschließen. Er müsste so viel aus seinem Alltag ausschließen, dass er das meiste Aktuelle aus Wirtschaft, Technik und Unterhaltungskultur nicht verstünde.
So viel fremd und englisch Klingendes beunruhigt aber viele Menschen. Wenn sich Unruhe mit Sendungsbewusstsein paart, kommt ein Sprachwächter oder Worthirte dabei raus. Letztere sind harmlose, weil im kleinen Kreis sich entfaltende, meist freundliche Mahner, die mit dem Finger winken, wenn einer sich schlampig ausdrückt. Sprachwächter hingegen gründen Vereine, wie den » Verband deutscher Sprache« ( VDS ), schreiben
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