0820 - Im Netz der Para-Wölfin
er wieder in den Innenraum des gewaltigen Saals, dessen Boden mit getöteten Werdingos übersät war. »Ich habe ihn gezüchtet«, antwortete er leise. »Schwerpunkt meiner magischen Forschungen war die Kristallmagie.«
Er bückte Zamorra an. »Ich weiß nicht, was Sie da vorhin gemacht haben, aber Sie hatten Erfolg. Ohne Ihr kleines Zauberkunststückchen hätte die Explosion die Höhle zum Einsturz gebracht.«
Der Dämonenjäger nickte langsam. Zwar wusste er nicht genau, wie er das Wunder eigentlich genau zu Stande gebracht hatte, doch er musste dem Werdingo zustimmen. Wieder breitete sich Stille aus.
»Was haben Sie nun mit mir vor?«, fragte Zamorra.
»Mit Ihnen?«
LaGrange schien erstaunt zu sein. »Nichts«, antwortete er. »Es steht Ihnen frei zu gehen. Sie haben mit diesem Kampf nichts zu schaffen.«
Zamorra atmete auf. Zu einer weiteren Auseinandersetzung fühlte er sich momentan wirklich nicht in der Lage. Er steckte den Blaster ein und entfernte sich ein paar Schritte.
»Sie lassen mich einfach gehen?«, hakte er nach. »Sie könnten immerhin viel Ansehen ernten, wenn Sie mich der Hölle auslief em.«
»Das könnte ich wohl«, bestätigte LaGrange, »aber ich habe nicht vor, mir dieses Ansehen mit Ihrem Kopf zu erkaufen.«
Zamorra nickte langsam. Er hatte verstanden.
Der Dämonenjäger entfernte sich unsicheren Schrittes. Er hatte noch zahllose Fragen, aber zuerst musste er herausfinden, wie es Nicole und Seagrove ergangen war Kurz bevor Zamorra die Halle endgültig verlassen konnte, hörte er hinter sich noch einmal die Stimme des alten Patriarchen.
»Ich bin mir allerdings nicht sicher«, erklärte LaGrange, »was ich mit Ihrem Kopf an Stelle, wenn sich unsere Wege noch einmal kreuzen.«
Zamorra drehte sich um. Die Falkenaugen des alten Patriarchen funkelten amüsiert.
Auch Zamorra gestattete sich ein kurzes Lächeln.
»Ich würde sagen, reden wir darüber, wenn es so weit ist«, antwortete er und ging endgültig.
***
Zamorra machte sich auf den Rückweg. Er fühlte sich wie gerädert und blutete aus zahllosen kleinen Wunden, die durch umherschießende Kristallsplitter verursacht worden waren.
Auf halber Strecke eilten ihm Nicole und Seagrove entgegen, die sich nach der gewaltigen Explosion zurück ins Labyrinth gewagt hatten. Überschwänglich fiel ihm seine Gefährtin um den Hals.
»Was ist passiert?«, wollte sie sogleich wissen.
»Später«, wehrte Zamorra müde lächelnd ab.
Erst auf dem Polizeirevier berichtete der Parapsychologe im Detail, was ihm widerfahren war. Obwohl er schon einen Verdacht gehabt hatte, erbleichte Seagrove sichtlich, als er erfuhr, dass es sich bei Edward LaGrange tatsächlich um den Anführer der hiesigen Werdingos handelte.
»Hören Sie«, schärfte ihm Zamorra ein, »halten Sie sich zurück. LaGrange ist ein mächtiger Mann. Behalten Sie ihn im Auge, aber unternehmen Sie nichts auf eigene Faust.«
Er reichte dem Chief Inspector seine Visitenkarte.
»Zögern Sie nicht, uns anzurufen, wenn sich hier wieder etwas Ungewöhnliches tun sollte!«, sagte er.
»LaGrange hat dich einfach so laufen lassen?«, fragte Nicole nach.
Zamorra nickte nachdenklich. »Er hätte sicher versuchen können, mich in seine Gewalt zu bekommen. Ich denke, dafür hatte er noch genug Männer in der Hinterhand. Aber das schien seiner Vorstellung von Ehre zu widersprechen.«
Der Parapsychologe lächelte. »Ich denke, wenn überhaupt, dann möchte er lieber einen ausgeruhten und vorbereiteten Zamorra erlegen. Außerdem scheine ich nicht sein bevorzugter Feind zu sein.«
Nicole nickte langsam. Die Intrigenspiele innerhalb der Schwarzen Familie der Dämonen waren ihr alles andere als fremd. Allerdings fragte sie sich, warum Zamorra seinerseits den Werdingo laufen gelassen hatte.
Auch über den mysteriösen Veidt fanden sie bei ihren Nachforschungen noch einiges heraus. Zusammen mit seinen letzten Worten ergab sich ein schlüssiges Bild über den fanatischen Werwolfjäger, dessen Laufbahn vor zehn Jahren in Rumänien begonnen hatte.
Zamorra fragte sich, wie viele Einzelkämpfer es wohl geben mochte, die wie Veidt im Alleingang gegen die Mächte der Hölle vorgingen. Wahrscheinlich würde er es nie erfahren.
Einen zumindest hatte er vor ein paar Jahren kennen gelernt. Jean Foumier. Manchmal fragte er sich, ob Fournier überhaupt noch lebte. Er hatte seit damals nichts mehr von ihm gehört. [2]
Der Parapsychologe stand auf.
»Bevor wir uns weiter den Kopf zerbrechen, brauche ich
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