0824 - Don Jaime, der Vampir
aus.«
»Du gehörst in psychiatrische Behandlung, wenn du das wirklich selbst glaubst.«
Er grinste. »Wer sich in die Hände eines Psychiaters begibt, sollte sich auf seinen Geisteszustand hin untersuchen lassen. So etwa hat es mal ein bekannter SF-Schriftsteller formuliert. Allerdings ist er im Vergleich zu mir jung gestorben, mit nur 80 Jahren.« [2]
Er räusperte sich. »Ich kann auch dir das ewige Leben gewähren«, sagte er dann.
So etwas Ähnliches hatte er doch gestern auch schon gesagt, entsann sich Charlotte. Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe schon eine Lebensversicherung«, erwiderte sie spöttisch.
Auf der Treppe wurden Schritte laut. Zwei Männer kamen herauf. Ihr Vater vermutlich, und - hatte er nicht von Malteser-Joe geredet?
Unwillkürlich trat sie zur Seite, gab die Tür frei.
Gerade noch rechtzeitig.
Die Tür flog auf. Jules kam herein, wieder mit dem Knüppel in der Faust. Hinter ihm der hünenhafte Gérard Fronton.
»Huch!«, entfuhr es Charlotte. Jetzt bedauerte sie, sich nicht doch eben noch etwas mehr angezogen zu haben.
»Nein!«, jammerte Jaime. »Nicht schon wieder mit dem Knüppel!«
»Dann nehmen wir eben die Fäuste«, sagte Fronton und ballte dieselben. »Raus werfen, Jules?«
»Klar! Der Nußknacker hat im Zimmer meiner Tochter nichts zu suchen!«
»Fenster oder Tür?«, wollte Fronton wissen.
Derweil versuchte Jaime die beiden Männer zu umgehen, um durch die Tür zu entwischen.
»Egal!«, rief der erzürnte Vater.
»Also Fenster!« Fronton warf sich vorwärts, auf Don Jaime zu. Dessen Abwehrversuch machte er mit ein paar blitzschnellen Fausthieben zunichte und bekam den ungebetenen Gast an Gürtel und Kragen zu fassen. Jules stürmte zum Fenster und riss es auf. Ein kalter Windhauch wehte herein.
»Nicht!«, kreischte Jaime.
»Sei still, Don Jammer!«, knurrte Fronton und nahm Maß. Dann schleuderte er Jaime in Richtung Fenster.
Charlotte konnte nur staunen, welche Körperkraft dieser Ex-Legionär besaß, der immerhin auch schon die 50 erheblich überschritten hatte und für sie damit in die Rubrik »alt« gehörte.
Im buchstäblich letzten Moment breitete Jaime Arme und Beine aus und war damit breiter als das Fenster, von dem er sich sofort wieder abstieß. Wie ein Geschoss traf er Fronton und katapultierte den zur Tür hinaus und auf die Treppe. Mit einem Schmerzschrei prallte der Mann gegen die Wand. Da war Jaime schon wieder bei ihm. Zwei, drei Fausthiebe ließen Fronton stöhnend zusammensinken.
Entgeistert sahen Charlotte und Jules das Desaster. Damit hatten sie nicht gerechnet! Jaime packte Fronton und stieß ihn schwungvoll die Treppe hinunter. Malteser-Joe schaffte es irgendwie, sich am Geländer festzuhalten und Schlimmeres zu verhindern.
Unten kreischte Justine auf. »Hört sofort auf!«
Jaime wandte sich Jules zu. »Und nun zu dir…«
Da trat ihm Charlotte in den Weg. »Lass ihn in Ruhe!«, rief sie. »Er ist mein Vater!«
»Dann soll er mich auch in Ruhe lassen.« Jaime kehrte ins Zimmer zurück und stieß Jules zur Tür hinaus.
»Du bist ja wirklich wahnsinnig!«, schrie Charlotte und stürmte nach draußen; die Tür riss sie hinter sich zu. »Vater, alles in Ordnung?«
Jules nickte stumm.
Charlotte wandte sich Fronton zu. »Und bei dir, alter Joe?«
Noch halb benommen raffte sich der Ex-Legionär auf. Einen Moment lang stand er etwas schwankend auf den Treppenstufen, dann fing er sich.
»Ich denke, ihr solltet die Haustür abschließen«, sagte er. »Es ist unglaublich, was für eine Kraft dieser schmächtige Bursche hat. So etwas habe ich noch nie erlebt. Wie bist du eigentlich an ihn geraten, Mädchen?«
Er bemühte sich, Charlotte nicht zu intensiv anzustarren, die verzweifelt am Saum ihres T-Shirts zupfte, nur wollte das gute Stück einfach nicht länger werden.
»Gestern in Roanne in der Disco«, sagte sie leise. »Er ist… ein Spinner. Er behauptet, über 500 Jahre alt zu sein. Und einen Porsche zu fahren. Dabei war’s nur ein alter 2CV, den nur der Rost zusammen hält.«
»Ein Hispano-Suiza«, korrigierte Jules müde.
»Ihr könnt euch den Wagen ja draußen ansehen und dann entscheiden«, sagte Fronton. »Das kommt mir alles ziemlich seltsam vor. Dieser Typ ist wohl auch noch irgendwie mit unserem Professor verwandt, hörte ich.«
»Er nennt sich Don Jaime deZamorra«, sagte Charlotte.
»Dann wollen wir doch mal sehen, was Zamorra von der Geschichte hält«, sagte Fronton. »Deshalb bin ich ja überhaupt hier. Ich wollte
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