0826 - Der knöcherne Hexer
um Bescheid zu wissen.
Die Haltungen der Männer drückten Abwehr aus und gleichzeitig ein unnatürliches Desinteresse.
Das Glas war leer, einen zweiten Whisky wollte sie nicht bestellen.
Der Wirt brachte den Tee.
»Ich möchte dann gleich bezahlen.«
Er nannte die Summe und wartete schweigend, bis Swenja das Geld aus ihrer Börse hervorholte. Sie zählte die Summe ab, der Wirt strich das Geld ein und ging davon.
Die Frau trank den Tee. Noch immer war das Eis zwischen ihr und den Gästen nicht aufgetaut. Nach dem Leuchtturmwärter hielt sie vergeblich Ausschau. Sie war fest davon überzeugt, dass er sie beobachtet hatte. Sie wusste auch seinen Namen, grübelte nach, aber er fiel ihr nicht ein.
Dieser Mann wusste mehr. Sie hielt ihn sogar für gefährlich, obwohl er ihr nichts getan hatte, aber das wiederum konnte sich leicht ändern, wenn sie schärfer vorging.
Der Tee möbelte sie wieder auf. Auch den Geschmack des Whisky spürte sie noch im Mund. Ihre Gedanken waren jetzt freier und klarer geworden, denn plötzlich wusste sie wieder den Namen des Leuchtturmwärters. Er hieß Mullion, Scott Mullion.
Swenja Hart war sicher, dass sie vonihm aus dem Leuchtturm unter Kontrolle gehalten wurde. Wahrscheinlich hatte er auch beobachtet, was sie zuvor aus der Höhle geholt hatte, und bei einem nächsten Treffen würde er sie sicherlich darauf ansprechen.
Die Tür wurde aufgestoßen. Wind wehte in den Gastraum und wirbelte die Rauchschwaden durcheinander. Zusammen mit dem Wind betrat ein Mann mit wuchtigen Schritten die Schänke.
Es war Scott Mullion.
Er trug eine karierte Jacke aus roten und schwarzen Karos. Auf dem Kopf saß eine schwarze Schiebermütze, die Hose bestand aus dunklem Jeansstoff, und an den Schuhen klebte noch der Sand vom Strand.
Mullion blieb dicht hinter der Schwelle stehen, wurde von den Gästen und dem Wirt begrüßt, schaute sich um – und entdeckte an der anderen Seite die Frau.
Für einen Moment erstarrte er.
Swenja hatte ihn nicht aus den Augen gelassen. Sie saß unbeweglich auf ihrem Stuhl. Dabei merkte sie, wie sich zwischen ihm und ihr etwas anbahnte, das nicht unbedingt auf gegenseitige Sympathie schließen ließ, denn diese Strömung war einfach zu negativ und – sie spürte es deutlich – feindlich.
Mullion ging weder zur Theke noch setzte er sich zu den anderen Gästen. Er hielt auf Swenja zu, den Blick dabei starr auf sie gerichtet, die Augen leicht verengt.
Er sprach kein Wort. Auch dann nicht, als er sich einen Stuhl zurechtrückte und sich ihr gegenüber niederließ. Mit einer langsamen Bewegung nahm er seine Mütze ab. Das graue Haar wuchs auf seinem Kopf wie staubige Watte. Er war noch nicht alt, um die Fünfunddreißig, doch Wind und Wetter hatten die Haut in seinem Gesicht gegerbt. Mit seinen dunklen Augen starrte er die Frau an.
»Guten Tag.«
Der Wirt brachte Mullion einen Whisky und ein Bier. Er zog sich den Whisky mit einem Ruck rein, stellte das Glas hart ab und griff zum Bierglas. Unter seiner kurzen Nase wuchs ein buschiger Oberlippenbart, der dort endete, wo die fleischigen Lippen begannen.
Mullion war kräftig und zugleich stämmig. Er war ein Mann, der sich selbst gegen den heftigsten Orkan anstemmte. Er setzte das Glas ab und wischte sich mit dem Handrücken Schaum von den Lippen. Dann begann er zu sprechen. »Einen Tag noch, Lady, nur einen Tag noch…«
»Was meinen Sie?«
»Soviel Zeit geben wir Ihnen, damit Sie von hier verschwinden. In Coverack ist kein Platz für Sie.«
Fast hätte sie gelächelt, aber das hätte nicht gepasst. Sie war trotz der drohenden Worte froh, dass man sie angesprochen hatte. Es entwickelte sich also eine erste Kommunikation, was ihr natürlich sehr gelegen kam. Bevor sie sprach, räusperte sie sich und blieb sogar freundlich: »Hören Sie, Mr. Mullion, wir leben in einem freien Land, zu dem auch Cornwall gehört. Ich kann bleiben, wo ich will. Das sollte sich auch bis zu Ihnen herumgesprochen haben.«
Er schüttelte den Kopf. »Hier ist alles anders, Lady. Wir wollen Sie hier nicht.«
»Wen störe ich?«
»Uns und die Ordnung.«
»Tut mir Leid. Das verstehe ich nicht. Ich spaziere nur am Strand, fotografiere und…«
»Sie schnüffeln.«
»Tatsächlich?«
Er nickte. »Ja, Sie schnüffeln, und wir können keine Schnüffler aus der Stadt gebrauchen. Das müsste Sie eigentlich längst begriffen haben. Keiner will etwas mit Ihnen zu tun haben. Sie wühlen hier Dinge auf, die nur uns etwas angehen.«
»Was habe ich
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