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083 - Der Mann aus der Retorte

083 - Der Mann aus der Retorte

Titel: 083 - Der Mann aus der Retorte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Aber wer war schon an seinem kümmerlichen Grundstück mit dem alten Torfhaus interessiert?
    Sein Pferd fand den Weg nach Hause allein. Sie durchquerten eine Schlucht, dahinter lag sein Hof. Das Pferd lief schneller.
    Egill Eldjarn. hob langsam den Kopf. Jetzt sah er das kleine, aus Torf errichtete Haus. Ein dünner Rauchfaden stieg aus dem Rauchfang in den Himmel.
    Verärgert verzog er den Mund. Seine Frau würde ihn nur schweigend ansehen, sobald er ihr sagte, wie wenig er für die Kuh erhalten hatte. Sie war dagegen gewesen, daß er sie verkaufte. Doch es war ihm keine andere Wahl geblieben.
    Er war noch etwa fünfhundert Meter vom Haus entfernt, als er den Riesen sah. Unwillkürlich zügelte er sein Pferd, und sein Mund öffnete sich zu einem Überraschungsschrei.
    So wie die meisten Isländer glaubte er an Riesen und Trolle, aber nie zuvor hatte er einen Riesen mit eigenen Augen gesehen.
    Der Riese war gut und gern vier Meter groß. Um die Hüften hatte er sich einen zerfetzten Pullover geschlungen, sonst war er völlig nackt. Sein Körper war wohlproportioniert, sein dunkles Haar graumeliert. Aber das war nicht das einzig Überraschende, was Egill Eldjarn auffiel. Einige Meter hinter dem Riesen lief ein fußgroßes Mädchen, sicherlich ein Kobold.
    Egill bekreuzigte sich.
    Der grauhaarige Riese wankte auf die Heuscheune zu, prallte gegen die Wand und klammerte sich am Dach fest, das er in Stücke riß.
    Der Bauer trieb sein Pferd an, während der Riese auf den Kuhstall zuwankte und die Tür aufriß. Rasch kam Egill näher. Er schrie, so laut er konnte. Endlich wurde das Tor des Bauernhofes geöffnet, und seine Frau trat ins Freie.
    Da war Egill vor dem Haus.
    „Rasch, Sigrid!" schrie er. „Hol die Kinder! Ein Riese ist in den Kuhstall gelaufen."
    „Bist du übergeschnappt, Mann?" fragte die stämmige Frau.
    Da hörten sie das tierische Brüllen aus dem Stall. Erschrocken kamen die Kinder aus dem Haus. Egill sprang aus dem Sattel, packte die Kinder und setzte sie auf das Pferd.
    „Wir müssen fliehen", rief Egill.
    Er zog das Pferd hinter sich her und rannte los. Seine Frau folgte ihm.
    Wieder war das Brüllen zu hören. Egill wandte einmal den Kopf um. Der Stall wankte.
    Fünf Minuten später hatte Egill ein schmales Seitental erreicht. Er trieb das Pferd hinein und versteckte sich hinter einem Felsbrocken. Seine Frau blieb neben ihm stehen.
    Kurze Zeit danach wankte der Riese aus dem Stall. Seine Brust und das Gesicht wären blutverschmiert. Er blieb einen Augenblick stehen, streckte die Arme hoch, ging in die Knie und rappelte sich dann mühsam wieder auf. Am Brunnen trank er einen Eimer Wasser.
    Plötzlich fing der Riese wie ein Verrückter zu toben an. Er packte einen im Hof stehenden Heuwagen, hob ihn hoch über den Kopf und schleuderte ihn auf das Bauernhaus. Dann verwüstete er den Brunnen. Wieder blieb er einen Augenblick stehen. Ein Zittern durchlief den mächtigen Körper, dann wandte er sich nach rechts, und einige Minuten später war er nicht mehr zu sehen. Das kleine Mädchen war ihm gefolgt.
    „Wenn ich es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben", sagte Sigrid mit zittriger Stimme.
    „Wir müssen die Polizei verständigen", sagte Egill. „Wir gehen nach Hveragerdi."
    „Und was ist mit unserem Haus?"
    „Das kann warten", flüsterte Egill. „Ich habe Angst, daß der Riese zurückkehrt."

    Gudrun Jonsson war von Bergthorsvoll nach Skalholt unterwegs. Normalerweise fuhr sie nur über das Wochenende nach Hause, aber vor zwei Stunden hatte sie ihr Vater angerufen, daß ihre Mutter schwer erkrankt sei. Daraufhin hatte sich Gudrun einen Tag Urlaub genommen.
    Seit drei Jahren fuhr sie diese Strecke mindestens zweimal die Woche. Sie kannte jede Biegung der schlechten Straße; trotzdem wollte sie das Tageslicht ausnützen, obwohl es jetzt auch in der Nacht nicht richtig dunkel wurde.
    Die Sorge um ihre kranke Mutter ließ sie stärker aufs Gaspedal treten. Etwa fünf Kilometer noch, dann hatte sie Skalholt erreicht.
    Ein eigenartiges Licht lag über der Landschaft. Die Straße war schmal. Als ihr ein klappriger Lkw entgegenkam, fuhr sie an den Straßenrand und ließ ihn vorbei.
    Ich muß mir einen neuen Wagen kaufen, dachte sie. Der alte Mini wird es nicht mehr lange tun. Rechts standen einige Bauernhöfe, von denen der Großteil zum Verkauf freistand. Landwirtschaft war auf Island kein sehr einträgliches Geschäft. Die meisten zog es in die Städte an der Küste, wo

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