083 - Der Mann aus der Retorte
sie in den Fischereifirmen Beschäftigung fanden.
Eine scharfe Rechtskurve lag vor Gudrun. Automatisch nahm sie den Fuß etwas vom Gaspedal und fuhr in die Kurve. Da sah sie den Riesen, der über die Straße taumelte. Ohne zu denken, stieg Gudrun mit voller Kraft auf die Bremse. Der Wagen scherte aus. Sie steuerte dagegen und kam wenige Meter vor dem Riesen zu stehen.
Der Riese war nicht allein; ein winziges Geschöpf befand sich in seiner Begleitung.
Gudrun riß die Wagentür auf, als der Riese auf sie zukam. Panikartig rannte sie nach links auf ein kleines Wäldchen zu. Doch der Riese schenkte ihr keine Beachtung. Vor ihrem knallroten Mini blieb er stehen. Er bückte sich und warf den Wagen mit einer Bewegung um. Dann ging er weiter. Das junge Mädchen wartete, bis der Riese nicht mehr zu sehen war. Mit zitternden Knien blieb sie vor ihrem umgeworfenen Wagen stehen. Sie mußte zu Fuß weiter.
Ein paar Minuten später sah sie Scheinwerfer, die rasch näher kamen. Sie sprang mitten auf die Straße und winkte mit beiden Armen.
Ein Ford-Kombi blieb fünf Meter vor ihr stehen. Ein Mann sprang heraus.
„Hallo, Gudrun!" sagte er. „Was ist mit dir los? Hast du eine Panne gehabt?"
„Gott sei Dank, daß ich dich treffe, Indridi!" sagte Gudrun erleichtert. „Bitte, bringe mich nach Hause!"
Indridi nickte zustimmend, setzte sich hinters Lenkrad und drehte um.
„Du wirst mir nicht glauben, was ich gesehen habe", sagte Gudrun, als Indridi losfuhr.
„Ein Riese ist dir über den Weg gelaufen." Indridi lachte.
„Woher weißt du das?" fragte Gudrun erstaunt.
„Jetzt willst du mich wohl auf den Arm nehmen, was?"
„Es ist aber so. Ein Riese trat plötzlich auf die Straße. Ich konnte gerade noch bremsen, dann floh ich. Er kippte meinen Wagen um."
Indridi warf Gudrun einen raschen Blick zu. „Ist das dein Ernst?"
„Ja. Weshalb sollte ich mir so eine fantastische Geschichte ausdenken?"
„Das kann ich dir erklären", meinte Indridi. „Vor zehn Minuten wurde in den Nachrichten erwähnt, daß ein Bauer in der Nähe von Hveragerdi von einem Riesen überfallen wurde."
„Wir müssen sofort zur Polizei", sagte Gudrun.
Da Dorian und Coco die Landessprache nicht verstanden, hatten sie einen Dolmetscher engagiert, der Englisch und Deutsch sprach. Er hieß Jonas Thorarisson und war etwa fünfundzwanzig Jahre alt und von Coco überaus beeindruckt. Er konnte kaum den Blick von der ehemaligen Hexe der Schwarzen Familie reißen.
Sie hielten sich alle in Dorians Zimmer auf, der sich gegen Abend etwas besser fühlte. Seine Kopfschmerzen hatten nachgelassen, und er entwickelte wieder den gewohnten Appetit.
Jonas Thorarisson saß vor dem Radio. Vor zwei Stunden war die erste Meldung durchgekommen, daß ein Riese gesehen worden war.
Coco und Dorian blickten Jonas aufmerksam an, als er den rechten Arm hob.
„Was ist?" fragte Dorian erregt, als die Nachrichten vorbei waren.
„Der Riese ist wieder gesehen worden", sagte Janas. „Diesmal in der Nähe Skalholts. Einzelheiten werden später durchgesagt."
„Es ist so gekommen, wir wie befürchtet haben", sagte Coco auf italienisch. „Wir müssen der Polizei sagen, daß es sich um Don handelt."
„Sie werden uns nicht glauben, wenn wir ihnen sagen, daß Don immer größer wird."
„Ein Versuch kann nicht schaden", meinte Coco.
„Ich bin dagegen", sagte Dorian. „Morgen bin ich wieder auf den Beinen. Wir mieten einen Hubschrauber und suchen Don."
„Da kann es schon zu spät sein. Bis jetzt hat Don nur Sachschaden angerichtet, was ist aber, wenn er einen Menschen tötet? Wir müssen die Behörden warnen."
Der Dämonenkiller überlegte einen Augenblick, dann nickte er.
„Erzählen wir Jonas, was wir wissen. Er soll sich danach mit der Polizei in Verbindung setzen." Dorian war etwas überrascht, als Jonas seine Erzählung augenblicklich glaubte.
Eine halbe Stunde später kamen zwei Polizisten zu Dorian und Coco, denen der Dämonenkiller alles erzählte. Er verschwieg aber, wie es dazu gekommen war, daß Don größer wurde; das brauchte die Polizei nicht zu wissen.
Später kam noch eine Nachricht über das Auftauchen des Riesen; er war in der Nähe von Gullfoss gesehen worden.
Coco und Dorian verbrachten eine unruhige Nacht. Beide schliefen miserabel. Um sieben Uhr waren beide schon auf. Lustlos schlangen sie das Frühstück hinunter.
Ein paar Minuten vor acht Uhr kam Jonas Thorarisson.
In den Acht-Uhr-Nachrichten wurde nur zusammenfassend über das Auftauchen
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