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0833 - Orbit um Terra

Titel: 0833 - Orbit um Terra Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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vorbeizukommen, ohne sie zu verscheuchen und ohne einen Angriff des Leitbocks hervorzurufen. Er verfolgte die Spur weiter und hoffte, daß er spätestens vor Anbruch der Dunkelheit die drei Terraner finden würde.
    Aus dem rätselhaften Dschungel kamen immer wieder riesige Schmetterlinge herangegaukelt, zogen flatternd Kreise um seinen Kopf und verschwanden wieder. Baumschlangen stießen auf ihn hinunter und verfehlten ihn immer wieder, weil er sich duckte oder zur Seite warf. Cude lernte alle zehn Meter etwas anderes kennen, aber er freute sich über jeden Angriff, den er zurückschlagen oder abwehren konnte. „Sie haben sich wirklich gründlich zurückgezogen, unsere Freunde!" sagte Dippo nach etwa einer Viertelstunde. Der Pfad hatte sich mehrfach verzweigt, aber immer wieder entdeckte Odysseus Cude Halmarck eindeutige Spuren. Er folgte ihnen, einmal schneller, dann wieder langsamer und zögernd. Er wunderte sich darüber, daß er nicht im geringsten Furcht empfand. Ein schneller Blick auf seine Uhr zeigte ihm, daß seit Sonnenaufgang viereinhalb Stunden vergangen waren. Noch immer fielen vereinzelte Sonnenstrahlen ziemlich schräg durch das dicke, dichte Blätterdach. Es war also noch lange nicht höchster Sonnenstand. Trotzdem offte Cude, daß er bald auf die drei Flüchtenden stoßen würde. Ahnten sie, daß sie verfolgt wurden? Oder waren sie sicher, sich so gut versteckt zu haben, daß niemand den neuen Aktivatorträger finden konnte?
    Plötzlich gab es vor ihm mehr Licht. Die Baumstämme standen in größeren Abständen, mehr Licht fiel in die Wildnis. Mit einiger Sicherheit befand sich hier unter Gras und kargem Buschwerk eine zementierte oder asphaltierte Fläche, die keine Nahrungsmöglichkeit für größere Gewächse bot. Aber der Pfad spaltefte sich in eine Vielzahl kleiner Gassen auf und mündete in eine Lichtung, die aus Gras und Rankenwerk bestand. Cude schob die Sonnenbrille von der Stirn herunter, machte einige Schritte auf die Lichtung hinaus und blieb stehen. Es roch deutlich nach kaltem Rauch, der von ei-nem Feuer stammen mußte, das erst kürzlich ausgegangen war. „Dippo?" fragte er leise. Das Tierchen lugte aufmerksam mit seinen stechend scharfen Knopfaugen aus der schützenden Brusttasche. „Du brauchst meine Klugkeit, nicht wahr?"
    „Richtig. Willst du einen Probeflug riskieren? Ich gebe dir Feuerschutz, Kleiner."
    „Akzeptiert. Du hast den kalten Rauch geschmeckt?"
    „Ja. Stelle fest, ob sie sich hier aufhalten."
    „In Ordnung, Menschen Jäger."
    Cude schob einen Finger in die Tasche, weitete sie dadurch aus und sah zu, wie Dippo sich nach vorn schnellte, davonflatterte und an Höhe gewann. Dann bewegte sich das mausgroße Tier teils fliegend, teils schwebend über die Lichtung hinweg und zog in etwa zehn Meter Höhe einige Kreise. Cude ließ sich nicht ablenken. Er fühlte, wie die Spannung in ihm wuchs. Er drehte den Kopf und sah sich um, wobei er auf die geringfügigsten Veränderungen zu achten versuchte. Aber es gab auch keinerlei Geräusche, die etwas aussagten ... die Lichtung schien bewegungslos unter den wärmenden Sonnenstrahlen zu liegen.
    Halmarck dachte an das Konzept und an Homer G. Adams, dessen Leben mehr oder weniger in seiner Hand lag. Jede Stunde kostete Lebensenergie. Wenn er versagte, hatte er das Leben eines der profiliertesten Männer auf dem Gewissen, den Terra kannte. Er überwand eine kurze scharfe Phase der Panik. Diese Panik hatte nichts mit ihm, seiner Freundin oder dem gemeinsamen Leben in Terrania City zu tun, sondern mit seiner Verantwortung für das Leben des Konzepts, für Adams' Leben und, darüber weit hinaus greifend, für die Existenz dieses Planeten. Er holte tief Luft und hob den Kopf. Dippo segelte, nachdem er den letzten Kreis beendet hatte, direkt auf ihn zu und bewegte nur die äußersten Spitzen seiner Fledermausflügel.
    Cude hob den linken Arm, spreizte die Finger und schloß sie mit unendlicher Vorsicht, als Dippo landete und mit seinen winzigen Krallen sich an einige der Finger klammerte. „Was ist los, Winzling?" erkundigte sich Cude besorgt.
    „Ein verfallenes Haus. Sieht aus, als ob es leer wäre."
    „Ich sehe nach."
    Halmarck drang in das Feld aus Gras ein, dessen Spitzen bis an seinen Gürtel reichten. Vorsichtig trat er vor sich die Halme nieder und achtete darauf, daß keine Schlangen oder andere Tiere erschraken und ihn angriffen. Noch konnte er kein Haus erkennen, aber der Geruch nach kaltem Rauch oder erloschenem Feuer

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