0848 - Der alte Mann verfluchte mich
Wand. Jedes der langen Jahre schien seine Spuren in ihr hinterlassen zu haben, wie in einem menschlichen Gesicht, das im Laufe des langen Lebens alt geworden war.
Auf dem glatten Gestein und vor der Felswand blieb ich stehen. Mein Blick war nach oben gerichtet, ich suchte die Lücke, durch die ich in der Nacht in diesen geheimnisvollen Felsen hineingelockt worden war, aber da war nichts. Nicht der schmalste Spalt, durch den ich mich hätte drängen können, nicht bei der Kathedrale der Angst, an deren Ende das silberne Skelett des Hector des Valois auf den Besucher wartete. Hier gab es keinen sichtbaren Zauber, hier gab es gar nichts, bis auf die blanke Natur, entstanden in Millionen und Abermillionen von Jahren.
Ich gab mich mit diesem ersten Blick nicht zufrieden und wanderte an der Wand entlang.
Wohin ich auch schaute, es gab einfach keine Öffnung, und der geheimnisvolle Herr der Legenden tat mir nicht den Gefallen, mir eine Nachricht zu schicken, wie auch immer.
Ich dachte an ihn, an die Zwerge und letztendlich auch an Erica, die tot war und in einem gläsernen Sarg gelegen hatte. Jetzt war alles geschlossen, einfach zu. Der Logik nach hätten all diese Personen, um die sich meine Gedanken drehten, erdrückt werden müssen.
Wieder juckte mir die linke Hand.
Diesmal war ich aufmerksamer und betrachtete die Hand.
Es war nichts Ungewöhnliches zu erkennen.
Nicht einmal eine gerötete Stelle. Sie war völlig normal - oder? Ja, es stimmte.
Ich hob die Schultern und fand auch eine Erklärung für das Jucken. Wahrscheinlich hatte ich irgendeine Pflanze berührt, die ein bestimmtes Sekret absonderte, das meine Haut reizte. So mußte es sein.
Es hatte keinen Sinn, wenn ich noch länger hier stehenblieb und die Wand anstarrte. Ich mußte einfach davon ausgehen, diesmal verloren zu haben. Ich war gekommen, hatte meine Aufgabe nicht erfüllen können, und mußte ohne Ergebnis wieder abziehen.
Allerdings war es ziemlich früh, und den Besuch des einsamen Hauses konnte ich mir noch erlauben. Der Weg dorthin führte zuerst bergab und bergauf. Manchmal über weiche Wiesenpolster hinweg, dann wieder über blankes Gestein.
Als das Haus näherrückte, da mußte ich wieder an mein Versagen vom letzten Abend denken und damit auch an die tote Erica, die ich noch einmal in dem Glassarg hatte liegen sehen.
Es war für mich ein Rätsel, über das ich nachgrübelte und auch eine Lösung finden wollte. War es für die Zwerge wirklich so einfach gewesen, Erica aus dem Wasser zu holen, oder steckte mehr dahinter? Eine Person wie Zacharias war mächtig, das hatte er mir durch den Fluch bewiesen und auch dadurch, daß es ihm gelungen war, den Felsen zu manipulieren. Weshalb hatte er es dann nicht geschafft, seine eigene Tochter - vorausgesetzt, es war seine Tochter - zu retten?
Mit dieser Frage mußte ich mich immer wieder beschäftigen. Ich drehte und wendete sie, ich suchte nach einer Antwort, aber sie kam mir nicht in den Sinn.
Dafür blieb ich vor dem Haus stehen.
Die Tür war verschlossen. Ich hatte es getan, als ich in der Nacht das Haus verlassen hatte. Für Zacharias und seine Helfer mußte es ein wichtiger Stützpunkt sein, sonst hätten sie mich wohl nicht dorthin geschafft, nachdem ich von ihnen überwältigt worden war.
Ich ging nicht hinein, sondern lief den Weg hoch, der am Rand des Abgrunds endete.
Dort blieb ich stehen.
Der Wind schlug mir ins Gesicht. Er packte mich, er wühlte meine Haare hoch und schüttelte mich durch. Ich glaubte, das Salz des Meeres zu schmecken und merkte, wie der Wind auch an der Kleidung zerrte.
Das Meer war riesig. In der klaren Luft konnte ich weit sehen. Am eingebildeten Horizont sah ich, wie der Teppich dort in eine Krümmung hineinlief und wie ein etwas verschmutzter Spiegel mit klarem Rand wirkte. Schaum tanzte auf der Oberfläche. Der Wind trieb die Wellen heran und wuchtete sie über die aus dem Wasser schauenden Felsstücke hinweg und dann gegen die Wand. Dort wurden sie zerschlagen wie Glas, um in Millionen von Splittern als Gischtspur in die Höhe zu springen.
Es war ein gewaltiges Bild, von dem ich mich nur mit Mühe abwenden konnte.
Ich drehte mich um - und schwebte in Todesgefahr!
***
Der Zwerg mit seiner Machete rannte trampelnd auf mich zu. Die Kapuze war ihm vom Kopf gerutscht, und er starrte mich aus seinem verfluchten Gremlingesicht an, das mich auch an den eingedrückten Schädel eines Hundes der Rasse Mops erinnerte.
Der Kleine schwang seine Waffe wie ein
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