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0848 - Der alte Mann verfluchte mich

0848 - Der alte Mann verfluchte mich

Titel: 0848 - Der alte Mann verfluchte mich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Körper getrennt.
    Cal fiel auf die Knie. Er ballte die Hände zu Zitterfäusten und schrie. »Diese verdammten Schweine! Diese mordlüsternen Bestien! Was haben ihnen die Schafe denn getan? Was, verdammt!« Er schüttelte den Kopf, und sein Oberkörper sank nach vorn. »Ich begreife es nicht!« stöhnte er. »Verdammt noch mal, ich kann es nicht fassen!«
    Ich hatte ihn allein gelassen. Die Herde war aufgescheucht worden. Ich bahnte mir meinen Weg durch die Reihen der Tiere und entdeckte drei weitere tote Schafe.
    Von den kleinen Killern sah ich nichts mehr. Sie hatten sich zurückgezogen und in der Nacht ihre Verstecke gefunden.
    Cal Crichton wartete noch immer dort, wo ich ihn verlassen hatte. Er hatte seine Hände gegen den Boden gestemmt. Als er mich hörte, schaute er hoch. Über sein Gesicht waren Tränen gelaufen.
    Ich hob die Schultern.
    »Du weißt es auch nicht, John.«
    »Nein.«
    »Sie haben ihnen nichts getan. Diese Bestien kommen und zerhacken meine harmlosen Tiere, verdammt, ich dreh noch durch.«
    Ich half ihm dabei, auf die Beine zu kommen. Zitternd stand er neben mir, zog die Nase hoch und sah aus wie ein gebrochener Mann. »Wir können nichts daran ändern, Cal. Ob es sinnlos ist oder auch nicht. Wir müssen es hinnehmen.«
    »Ja, das glaube ich auch.«
    »Komm ins Haus.«
    »Und die Tiere? Die toten Schafe?«
    »Kannst du morgen wegschaffen.«
    Er warf noch einen letzten Blick auf seine Herde. Die Tiere hatten sich einen anderen Platz gesucht, standen dort dicht beisammen und wollten sich so wieder Schutz geben vor der Kälte und auch vor den anderen Gefahren.
    Ich schloß die Tür.
    Cal setzte sich auf sein Bett. Er streichelte Rocky, der ebenfalls aufgewacht war. »Dich werden sie nicht killen«, flüsterte er. »Verdammt noch mal, sie werden es nicht schaffen.«
    Diesmal hatte ich dem Schäfer ein Glas mit Schnaps gefüllt. Ich reichte es ihm, und er mußte es mit beiden Händen festhalten, weil er so zitterte. Trotzdem konnte er nicht vermeiden, daß Flüssigkeit über den Rand hinweg und auch über seine Hände lief. Er trank das Glas schlürfend leer, dann stellte er es weg.
    »Sie werden in dieser Nacht nicht mehr zurückkommen«, sagte ich.
    Er dachte nach. »Ach ja. Woher weißt du das?«
    »Sie haben ihren Spaß gehabt. Sie meinten ja mich.«
    »Stimmt«, murmelte Cal. »Aber warum meinten sie dich? Hat es mit dem Fluch zu tun?«
    »Du sagst es.«
    »Da kann man wohl nichts daran ändern.«
    »Doch, Cal, ich werde etwas ändern. Du sollst nicht auch noch in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich werde bei Anbruch der Helligkeit verschwinden. Dir hat die andere Seite nie etwas getan. Du hast ihr auch keinen Grund gegeben, und ich bin sicher, daß du auch weiterhin in Ruhe und Frieden leben kannst.«
    Er schüttelte den Kopf. »Davon bin ich nicht überzeugt, das weiß ich alles nicht. Ich werde wohl meinen Platz hier wechseln und woanders hinziehen.«
    »Warum?«
    »Das ist kein Ort des Friedens mehr. Hier ist getötet worden. Hier hat sich die Welt verändert.« Er stand auf und durchwanderte den Raum. »Was früher im Verborgenen ruhte, hat sich nun gezeigt, und es hat auch bewiesen, daß es nicht gut war, wenn du verstehst? Der Herr der Legenden ist kein Freund der Menschen und Tiere. Er tötet sie sogar, er ist ein Monster.«
    Ich widersprach ihm nicht und hielt ihn auch nicht davon ab, die Tür aufzureißen und seinen Frust in die Nacht hinauszubrüllen. »Du verfluchtes Monster, du! Du verdammter Killer, du Mörder… du… du… Bestie!« Er brach ab, als wollte er den Echos lauschen, die seine Worte hinterlassen hatten.
    Ich saß wieder am Tisch und hing meinen eigenen Gedanken nach. Die verschwitzten Hände hatte ich zu Fäusten geballt. Selten war ich so vorgeführt worden wie in diesem Fall. Ich kam mir vor wie eine Schachfigur, die auf dem Spielbrett des Lebens von einer Seite zur anderen geschoben worden und die, weil sie versagt hatte, nun vernichtet werden sollte. Langsam und immer so wie jemand, der seine Rache kalt genießen will.
    Der Schäfer setzte sich auf das Bett. Er schaute zu mir rüber, streichelte seinen Hund und sprach mich an. »Es gibt Momente, da ist selbst die Polizei rat- und machtlos. Oder?«
    »Du sagst es, Cal, du sagst es…«
    ***
    Der neue Tag war angebrochen!
    Wir konnten bereits erkennen, daß es ein wunderschöner Vorfrühlingstag werden würde, denn der Himmel zeigte sich zu dieser Morgenstunde beinahe wolkenlos. Er lag hoch und klar wie ein

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