0850 - BARDIOC
Botschaft begründete er seine Abwesenheit damit, daß eines der 36 Völker, die den Schwarm gemeinsam gebaut hatten, plötzlich starke Dekadenzerscheinungen zeigte. Diese Aussage war risikolos, denn in der Vergangenheit hatte es sich immer wieder gezeigt, daß das eine oder andere Volk die Manipulation seiner Entwicklung nur für einen gewissen Zeitraum ertrug und dann rückfällig wurde. Bardioc führte seine Materialisationen entlang der Route aus, die auch der Schwarm einschlagen würde. Dabei überholte er den bereits gestarteten Schwarm. Er nahm sich die Zeit, das seltsame Gebilde von einem atmosphärelosen Mond aus zu beobachten. Der Schwarm war noch verhältnismäßig klein, er hatte höchstens drei oder vier Transitionen hinter sich. Trotzdem war sein Anblick imposant, er breitete sich wie ein unförmiger Schleier im Weltraum aus. Bardioc empfand Stolz und Wehmut zugleich. Stolz bei dem Gedanken, daß die Erschaffung dieses Schwarmes mit auf seine Initiative zurückging, Wehmut, wenn er daran dachte, daß er zum letztenmal mitgearbeitet hatte.
Er blieb länger als geplant auf dem Mond und wartete ein paar Jahre, während der der Schwarm weiterzog und die nächste Transition vorbereitete. Noch wurde das Gebilde in erster Linie von jenen kontrolliert und gesteuert, die ihn gebaut hatten. Aber die Karties hatten sich bereits etabliert und begannen ihren Einfluß auszuüben. Später würden noch die verschiedensten Völker hinzukommen und sich integrieren, bis schließlich die Cynos an die Reihe kamen.
Aber die Cynos würden nicht die letzten sein! dachte Bardioc grimmig.
Er würde dafür sorgen, daß andere die Macht übernahmen. Diese würden nicht Intelligenz verbreiten, sondern deren Entstehung im Keim ersticken. Nicht nur das, sie würden auch dafür sorgen, daß Völker, die bereits Intelligenz erworben hatten, diese verloren. Bardioc wollte vermeiden, daß sich in der Nähe seines späteres Reiches einmal andere Sternenvölker von Bedeutung entwickelten. Er wollte allein und ohne Konkurrenz über eine Galaxis herrschen.
Bardioc war kein Träumer. Er wußte, daß ein Plan, der sich über einen derart großen Zeitraum hinweg erstreckte, von vielen Zufälligkeiten abhängig war.
Schon aus diesem Grund konnte er seine Absichten nicht allein realisieren. Er brauchte einfach ein Hilfsvolk, das er manipulieren konnte und das in seinem Sinn handeln würde.
Auf seiner Suche nach einer geeigneten Welt stieß Bardioc schließlich auf einen Planeten, der von einer aggressiven Insektenrasse bewohnt wurde.
Er beobachtete diese Wesen viele Jahre und kam zu dem Entschluß, daß sie für seine Zwecke geeignet waren. Da der Schwarm diesen Planeten sowieso schlucken würde, brauchte Bardioc keine besonderen Vorbereitungen zu treffen. Alles, was er tun mußte, war die heimliche Konditionierurig der Insekten für ihre spätere Aufgabe.
Als sehr viel später der Schwarm durch diesen Sektor zog, war Bardioc längst wieder verschwunden, und nichts deutete darauf hin, daß sich überhaupt ein Mächtiger in diesem Gebiet aufgehalten hatte. Der Schwarm nahm das Sonnensystem der Insekten in sich auf und transportierte es weiter.
Die Insekten nannten sich nach einem zwanzigtausend Jahre dauernden Entwicklungsprozeß, der von Bardioc ausgelöst worden war, Karduuhls.
Zu dem Zeitpunkt, da sie ihre unheilvolle Entwicklung begannen, waren die Cynos längst in den Schwarm aufgenommen und führten ihn auf seinem vorgezeichneten Weg durch jene Galaxien, wo in ferner Vergangenheit auch die Sporenschiffe der Mächtigen gewirkt hatten. Bardioc jedoch fieberte bereits seiner nächsten Aufgabe entgegen: Er mußte Ganerc den Anzug der Vernichtung entwenden, damit der kleine Mächtige seine selbsterwählte Wächterfunktion nicht ausüben konnte.
Ganerc, der sich jetzt Callibso nannte und seine wahre Gestalt in der Regel hinter der Zwergmaske verbarg, benutzte den Zeitbrunnen Garmohn, um nach Schleygor III zu gelangen. Er fühlte sich von innerer Unruhe ergriffen, ohne daß er zu sagen vermocht hätte, wodurch sie ausgelöst wurde.
Vielleicht konnte er sich doch nicht an dieses unstete Leben fern seiner kosmischen Burg gewöhnen. Bisher hatte er keinen einzigen Zwischenfall registriert - und es war möglich, daß es diese Tatsache war, die ihn beunruhigte. Bis zu einem gewissen Punkt war Ganerc abergläubisch, er erwartete förmlich, daß irgend etwas passieren würde, und je länger sich dieses Ereignis hinauszögerte, desto
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