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0857 - Die Schnitterin

0857 - Die Schnitterin

Titel: 0857 - Die Schnitterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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»Wie dem auch sei, ich werde mal nach ihm schauen und Ihnen dann Bescheid geben, Mr. Sinclair. Die Spritze war ziemlich stark. Sie könnte schon gewirkt haben.«
    »Danke.«
    Der Arzt ging und Bill kam. »Alles klar mit deinem Weib?« fragte ich ihn.
    »Ja.«
    Ich stieß ihn an. »Du klingst so bedrückt. Was ist los?«
    Bill winkte ab. »Du kennst doch Sheila. Sie vermutet hinter diesem Anruf eine Ausrede.«
    »Denkt sie, daß wir noch einen zur Brust nehmen?«
    »Nein, das nicht. Sie hat eher den Eindruck, daß wir uns wieder in einen Fall hineingedreht haben. Du kennst sie ja. Sie vermutet immer alles mögliche, besonders dann, wenn ich mit einem gewissen John Sinclair unterwegs bin.«
    »Wie schön, daß du noch alles auf mich schieben kannst.«
    Bill hob die Schultern. »Ist doch so. Ich sah dich mit dem Arzt reden. Gibt es etwas Neues?«
    »Ich würde gern mit dem Fahrer sprechen.«
    »Und?«
    »Mal sehen, ob es klappt. Der Doc hat ihm eine Spritze gegen den Schock gegeben. Ich hoffe nur, daß sich der Mann auch wieder erinnert, wenn ich mit ihm spreche.«
    »Warum denn?«
    »Tja, Bill, warum?« Ich räusperte mich. »Genau weiß ich es selbst nicht. Ich frage mich nur, wie ein Trucker dazu kommt, urplötzlich sein Fahrzeug herumzureißen und es in den Gegenverkehr zu lenken. Den Grund möchte ich gern erfahren.«
    »Meinst du denn, daß er sich daran erinnert?«
    »Ich hoffe es.«
    »Daran kann ich nicht so recht glauben, John. Das ist doch alles nichts Reelles. Der wird einen Blackout gehabt haben oder übermüdet gewesen sein. Man kennt doch diese Unfälle, wenn die Truckfahrer viel zu lange auf der Bahn sind.«
    »Das will ich eben genau wissen.«
    Bill zwinkerte mir zu. »Ich kenne dich lange genug, alter Freund. Was vermutest du tatsächlich dahinter?«
    »Nichts.« Mein Grinsen überzeugte ihn nicht. Zum Glück kam der Arzt und winkte uns zu.
    »Es scheint zu klappen«, sagte ich.
    Es war eine warme Mainacht. Man hatte den Fahrer auf einen Klappstuhl gesetzt, der am Heck des Ambulanzwagens stand. Bill und ich schauten uns den Mann an.
    Man sagte, daß der erste Eindruck oft der beste ist. Wenn das stimmte, dann konnte zumindest ich nicht verstehen, was diesen Menschen zu einer derartig überzogenen Reaktion veranlaßt hatte.
    Er machte auf mich einen ruhigen Eindruck und war normalerweise einer, auf den man sich verlassen konnte. Ein ziemlich breitschultriger Mann, um dessen Kinn ein dichter Bart wucherte. Der Rest seines Gesichts war bleich, er schwitzte, hatte die Hände auf die Oberschenkel gelegt und starrte ins Leere.
    Hin und wieder zuckte es in seinem Gesicht. Es war auch zu sehen, daß er geweint hatte. Er stierte noch ins Leere und reagierte auch nicht, als ich ihn leise mit seinem Namen ansprach.
    Der Arzt stand in unserer Nähe, beobachtend, aber nicht eingreifend.
    »Mr. Slater – bitte…«
    Er sagte nichts, hob statt dessen die Schultern, das war alles. Ich startete noch einen Versuch, trat näher an ihn heran und berührte ihn, als ich seinen Namen sagte.
    Da schaute er auf, aber an mir vorbei, und ich hörte die flüsternd gesprochenen Worte.
    »Was wollen Sie von mir?«
    »Nur ein paar Sätze mit Ihnen reden.«
    »Warum?«
    »Es geht um den Unfall…« Ich war auf seine Reaktion gespannt und hoffte auf die Wirkung der Spritze, die zum Glück auch blieb, denn er drehte nicht durch, als ich ihn auf das Geschehen ansprach.
    »Ich kann mich kaum erinnern.«
    »Dabei will ich Ihnen ja helfen. Wir waren die ersten am Unfallort.«
    »Ja, ja…«
    »Wissen Sie denn, was Sie getan haben?«
    »Ich?«
    »Richtig.«
    Mehmet Slater überlegte und machte dabei den Eindruck eines Menschen, der nach den richtigen Worten sucht. »Ich mußte weg!« erklärte er schließlich.
    »Bitte?«
    »Ja, ich mußte weg!« murmelte er und blieb grübelnd sitzen. Es würde so still, daß wir sogar das Zischen der weiter entfernt arbeitenden Schweißbrenner hörten.
    Wir gaben ihm eine Zeit der Ruhe. Dann nahm ich seine letzten Worte wieder auf und fragte: »Sie mußten also weg. Sehe ich das richtig?«
    »Das sagte ich.«
    »Wohin denn?«
    »Von der Straße. Ich konnte nicht mehr länger auf der Straße bleiben. Es ging nicht.« Er schaute in die Lücke zwischen seine ausgebreiteten Beine. »Das war einfach nicht möglich. Wäre ich auf der Straße geblieben, wäre alles noch schlimmer gekommen.«
    »Was denn?«
    »Sie war da. So plötzlich. Ich hätte sie sonst überfahren. Das wollte ich nicht.«
    Bill und ich

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