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0857 - Die Schnitterin

0857 - Die Schnitterin

Titel: 0857 - Die Schnitterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aufgesprungen und wie ein Wilder durch das Krankenzimmer gelaufen.
    So aber blieb er liegen. Als einziges Zeichen seiner Erregung zuckten nur die Finger. Sie ballten sich zu Fäusten, streckten sich wieder, um einen Augenblick später abermals nach der Bettdecke zu greifen.
    Ihm war kalt, doch weshalb? Draußen war es warm. Man konnte von einer herrlichen Mainacht sprechen, und eine Klimaanlage gab es im Krankenzimmer nicht. Deshalb konnte sich Slater nicht vorstellen, woher diese Kühle plötzlich kam.
    Sie war auch nicht unbeweglich, denn sie wehte über ihn hinweg wie ein kalter Nebel, der allerdings unsichtbar blieb.
    Noch immer still auf dem Rücken liegend, bewegt Mehmet seine Augen. Er lag recht günstig. Man hatte ihm das Bett am Fenster gegeben, so konnte er den übrigen Raum gut überblicken, doch zu sehen war nichts, überhaupt nichts.
    Er war allein…
    Bin ich das wirklich? fragte er sich. Je länger er sich mit dieser Frage beschäftigte, um so stärker kamen die Zweifel hoch. Er wußte nicht genau, in welcher Etage er lag. Blickte er zum Fenster, so zeichnete sich jenseits der Scheibe das Geäst der Bäume ab. Es sah aus wie eine sperrige Kugel. Manchmal bewegten sich auch die Blätter, wenn der Wind durch die Kronen strich.
    Er schluckte. Mehmet hatte einen bitteren Geschmack im Mund.
    Dann hielt er den Atem an!
    Wieder hatte ihn der Hauch getroffen. Dieser kalte, nicht sichtbare Nebel, der sich über ihn legte, stärker als sonst, und dabei noch immer nicht zu sehen war.
    Die Kälte war überall. Sie kroch durch die Decke, auch durch die Matratze, sie erfaßte den liegenden Mann, der darüber nachdachte, daß diese Kälte so anders war als eine, die von außen her in sein Zimmer gedrungen wäre. Er wollte sie nicht direkt als trocken bezeichnen, war aber davon auch nicht weit entfernt.
    Es gab für Slater keine andere Lösung. Er mußte einfach den Atem anhalten und wartete darauf, wie es weitergehen würde.
    Die Kälte blieb und konzentrierte sich auf ihn, auf sein Bett, auf die direkte Nähe, und sie drückte gegen seinen Körper.
    Er schaffte es nicht, sich aufzurichten, aber sein Blick war gebannt auf das Fußende gerichtet.
    Und dort stand sie!
    Slater bekam im ersten Augenblick keine Luft mehr. Der Anblick hatte ihn einfach zu hart getroffen. Es war dieselbe Frau, die er auf der Straße gesehen hatte, und sie hatte sogar ihre verdammte Sense mitgebracht. Mit der rechten Hand, die mehr eine Klaue war, hielt sie die Waffe fest, das Ende des Griffes gegen den Boden gestemmt, die Klinge zur Seite gerichtet, und sie erinnerte den Fahrer wieder an einen glatt geschliffenen Halbmond.
    Die Fremde stand einfach nur da. Sie war gekommen, Slater schaute sie an, wurde ebenfalls von ihr angeschaut, aber er hatte den Eindruck, keinen Menschen zu sehen. Das war eine Totenfrau, ein Geist, der dennoch nicht feinstofflich oder im wahrsten Sinne des Wortes geisterhaft aussah, denn er trug das lange, enge Kleid regelrecht um den Körper gewickelt, und dicht über den Brüsten war es regelrecht zusammengeknotet und ließ viel von der bleichen Haut sehen.
    Das schmale Gesicht zeigte auch jetzt diesen traurigen Ausdruck.
    Die Haut und auch die Haare wirkten so, als wären sie erst vor kurzem mit Mehl gepudert worden.
    Der Fahrer kam mit diesem Anblick nicht zurecht. Es war einfach zu viel für ihn, aber er konnte auch nicht zur Seite sehen, denn da waren noch immer die Kraft und die Kälte. Beide zwangen ihn, die Augen offenzuhalten und die Gestalt anzuschauen.
    Die unbekannte Totenfrau hatte den Kopf zur rechten Seite geneigt. Ihre Lippen waren ebenfalls bleich. Um sie zu sehen, mußte Mehmet schon genau hinschauen. Sie bewegten sich, er hörte Worte, oder war es nur ein leises, geisterhaftes Zischeln?
    Ja, das traf eher zu.
    Sie zischelte ihm etwas entgegen, so daß er große Mühe hatte, etwas zu verstehen. Sie wiederholte sich einige Male, als wollte sie sicher sein, daß er auch nichts vergaß.
    »Warum hast du das getan.. warum…? Warum hast du Thornton getötet? Er hat dir nichts getan. Warum nur …? Ich werde jetzt schon trauriger sein als zuvor, und ich werde mir überlegen, daß ich mich, wenn meine erste Trauer vorbei ist, rächen werde. Du hättest es nicht tun dürfen. Thornton sollte noch leben. Es reicht, wenn ich nicht mehr bin, aber Thornton hatte ein Recht darauf …«
    Mehmet Slater hatte zugehört, auch alles verstanden, aber nichts begriffen. Er wußte nicht, woran er war. Für ihn war alles so

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