0858 - Die Basis
wenigstens zehn Minuten lang dagestanden und die ungewohnte Umgebung ange-starrt, wenn sich nicht die mittlerweile vertraute Stimme dessen wieder gemeldet hätte, dem die Verantwortung für diese erste Führung durch die BASIS oblag.
„Ich danke Ihnen, daß Sie alle meinem Vorschlag gefolgt sind. Sie befinden sich jetzt in der Steuerzentrale der BASIS. Diese Zentrale unterscheidet sich in einigen Punkten we-sentlich von den Kommandoständen herkömmlicher Raumschiffe, mit denen Sie vertraut sind. Ich halte es nicht für angemessen, Sie gleich bei Ihrem ersten Besuch mit einer Schilderung aller Neuerungen zu überschütten, mit denen sich die Astrogatoren dieses Fahrzeugs letzten Endes vertraut machen müssen. Ich möchte Ihnen statt dessen lieber einen Überblick bieten. Ich bitte, den Terranischen Rat für Wissenschaften, einen der er-höhten Arbeitsplätze einzunehmen und drei seiner Begleiter zu bestimmen, die die restli-chen privilegierten Stationen besetzen. Der Rest der Anwesenden mag sich nach Anwei-sung des Terranischen Rates für Wissenschaften über die übrigen Arbeitsstationen vertei-len."
*
Es gab ein Rufsignal, auf das Julian Tifflor sofort und unter allen Umständen reagierte: es war das Signal, das aus seinem Interkom erklang, wenn die acht Altmutanten mit ihm zu sprechen wünschten.
Diesmal hatte Tifflor das Signal förmlich erwartet. Es waren mehrere Stunden vergangen, seitdem er den Mutanten das Radiogramm vorgelegt hatte, das ihm an diesem Mittag zugestellt worden war. Der mit PEW angereicherte Metallblock, in dem sich die Bewußtseine der acht Mutanten aufhielten, solange sie sich nicht in einem Gastkörper befanden, war im inneren Bereich von Imperium-Alpha untergebracht und dort an ein soge-nanntes Interface-System angeschlossen, das es den Mutanten ermöglichte, mit ihrer Umwelt aktiv und passiv in Kontakt zu treten. Das Radiogramm, das Julian Tifflor den Mutanten zur Analyse übergeben hatte, war in Wirklichkeit dem Interface-System vorge-legt worden, das den Bewohnern des PEW-Blocks die optischen und sonstigen Eindrücke übermittelte, die sie brauchten, um die gewünschte Untersuchung durchzuführen.
Er schaltete den Empfänger ein. Eine männliche Stimme sagte: „Die Analyse ist abgeschlossen. An der Sache ist wahrscheinlich nichts dran.
Allerdings bleibt ein kleiner Rest Unerklärtes zurück."
Das war die Stimme, mit der der Teleporter Tako Kakuta sprach. Jedem der acht Mutan-ten war innerhalb des Interface-Systems eine eigene Modulationsgruppe zugewiesen. Die Stimmen wurden nach bester Vokoder-Technik geformt und ließen durch nichts erkennen, daß sie in Wirklichkeit aus einer Maschine kamen.
„Du meinst, es gibt keinen Verdacht gegen Hamiller?" versuchte Julian Tifflor, sich zu vergewissern.
„Keinen", antwortete Kakuta. „Das Unerklärte bezieht sich nicht auf ihn, sondern auf das Radiogramm als solches."
„Kannst du mich darüber aufklären?"
„Einen Augenblick lang hatte ich gehofft, du würdest mir das ersparen", antwortete die künstliche Stimme in belustigtem Tonfall. „Es ist ziemlich schwer zu erklären. Man könnte vereinfachend sagen: Alle Leute, die über eine Psi-Begabung verfügen, haben gleichzeitig auch einen Sparren im Gehirn. Dieser Sparren macht sich bemerkbar, wenn sie sprechen oder schreiben, manchmal auch an ihren Gesten oder an sonst irgend etwas anderem. Einer, der scharf genug aufpaßt, kann heimliche Psi-Begabungen an dem ungewöhnli-chen Gehabe ihrer Träger erkennen."
„Es ist mir nie aufgefallen, daß du dich außergewöhnlich benimmst", erwiderte Julian Tifflor verwundert.
„Danke für das Kompliment. Ich habe immerhin sechzehnhundert Jahre Zeit gehabt, an mir zu arbeiten."
„Also an dem Radiogramm ist etwas Merkwürdiges?" versuchte Tifflor, das Gespräch auf das ursprüngliche Thema zurückzubringen.
„Ja. Es wundert mich, daß es dir nicht aufgefallen ist. Die merkwürdige Wiederholung: Lassen Sie auf keinen Fall Payne Hamiller an Bord! Payne Hamiller auf keinen Fall an Bord lassen! Im ersten Satz steht das ,auf keinen Fall’ an ungewöhnlicher Stelle. Der Sprachrhythmus wird durchbrochen. Lassen Sie Payne Hamiller auf keinen Fall an Bord, hätte wesentlich glatter geklungen."
„Hm", machte Tifflor: „Ich erinnere mich, daß mir das aufgefallen ist. Ich schob es auf die Primitivität des Schreibers. Es gibt Leute, die glauben, sie hätten eine Sache nicht klar genug zum Ausdruck gebracht, wenn sie sie nicht
Weitere Kostenlose Bücher