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086 - Das grüne Phantom

086 - Das grüne Phantom

Titel: 086 - Das grüne Phantom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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findet die nächste Phase der Auseinandersetzung statt? Teilt mir wenigstens das mit, daß ich an Ort und Stelle sein kann." Wieder verging eine lange Pause.
    „Schwarze Vögel des Unheils kreisen bei Schössen über dem Teufelsmoor", sagte Faustus schließlich. „Dämonisches Leben entsteigt den Sümpfen. Ich sehe eine grüne, schuppige Bestie - unverwundbar. Nur das Element des Feuers vermag sie zu vernichten. Der Keim des Bösen ruht in einem Menschen, und bald schon ist die Zeit erfüllt. In wenigen Tagen, nein, Stunden. Jetzt ist alles weg, und ich vermag nichts mehr wahrzunehmen. Ich habe Schmerzen."
    Fausts Geist verschwamm, wurde dann aber wieder klar und deutlich.
    „Das war alles, Georg." Er wandte sich an die andern. „Für euern Firlefanz habe ich heute keine Zeit, meine Herren. Wegen jeder Kleinigkeit, die ihr in den magischen Büchern nicht versteht, holt ihr mich aus dem Jenseits. Es kommt noch so weit, daß ich die Magische Bruderschaft für euch führen und euch das geistige Rüstzeug der esoterischen Geheimlehren vermitteln muß. Glaubt ihr, ich hätte nichts anderes zu tun? Was ist denn das für eine Zeit, wo jeder eine Amme braucht? Weit ist die Welt gekommen, seit die Kutschen ohne Pferde fahren und die Menschen Atome spalten, und zum Mond fliegen sie. Aber vor den einfachsten Grundbegriffen der Schwarzen und Weißen Magie stehen sie ratlos und rufen nach dem Magister Faust. Faules Pack! Lernt selbst etwas und plagt euch, wie ich mich auch plagen mußte!" „Magister Faust, wir wollten nur…", begann Thomas Becker.
    Aber der unberechenbare Geist winkte ab. Er trat zu Peter Plank und musterte ihn. „Ah, ein neues Gesicht! Du bist ja ein Scholar, mein Bürschchen. Was versprichst du dir von der Sache hier?"
    „Ich will mein Wissen erweitern und die Dämonen bekämpfen", antwortete Peter Plank.
    „Brav, brav. Du mußt noch viel lernen, aber du hast gute Anlagen. Du bist ein begabtes Medium und hast verborgene magische Fähigkeiten. Weißt du das schon?"
    „Nein, Magister."
    „Nun, dann weißt du es jetzt."
    Faust zuckte zusammen, als sei ein Stromstoß durch ihn gefahren. Er riß den Spitzhut vom Kopf, verbeugte sich und schwenkte ihn. „Gehabt euch wohl, ihr Herren! Ihr besonders, Georg, und paßt auf, daß Ihr Euch im Teufelsmoor keine nassen Füße holt oder daß euch das grüne Scheusal nicht frühstückt. Ihr seid mit Abstand der dümmste, unfähigste und unbegabteste Schüler gewesen, den ich je gehabt habe, aber irgendwie habe ich einen Narren an Euch gefressen."
    Fausts Geist zerplatzte in seiner stinkenden Rauchwolke. Die Männer mußten husten.
    Dorian wußte, daß die letzten Worte des Geistes nicht ernstgemeint waren. Das war nun einmal Fausts Art.
    Thomas Becker klatschte einmal in die Hände, und es wurde wieder hell. Die Geisterbeschwörung war vorbei. Die Spannung wich von den Männern, und sie unterhielten sich über das Ergebnis der Sitzung.
    Thomas Becker sagte den andern, daß sie vergessen sollten, was Dorian mit dem Faust-Geist geredet hatte. Der Name Hermes Trismegistos war ein Logengeheimnis. Wer das Schweigen brach, hatte mit Strafen zurechnen.
    Die drei Mitglieder der Frankfurter Loge, die außer Thomas Becker und Peter Plank der Sitzung beiwohnten, beschwerten sich über Doktor Faustus' Art und Betragen.
    „Er könnte sich ruhig bessere Manieren zulegen und mehr Ernst und mehr Würde zeigen", sagte der eine. „Seine dummen Späße passen nicht zu einem Magister."
    „Die Art, wie er mit uns umspringt, ist wirklich nicht die feine englische. Und überhaupt! Statt vergeistigt zu sein und esoterisches Geheimwissen zu äußern, erzählt er, daß er dunkles Bier Nektar und Ambrosia vorzieht. Das ist doch kein Benehmen für einen Geist."
    „Da stellt man ihn nun den niederen Rängen als leuchtendes Vorbild hin", sprach der dritte, „und dann führt er sich so auf! Wenn die Lehrlinge und Adepten das wüßten, würde uns die Hälfte weglaufen."
    „Wenn ihr einen vergeistigten, ernsten und würdigen Mentor haben wollt, hättet ihr nicht den Faust nehmen dürfen", sagte Dorian. „Der Faust ist nun einmal der Faust - lebendig oder als Geist. Den ändert nichts, und wem das nicht paßt, der kann ihn mal. Obwohl das bei einem Geist nicht einfach ist."
    Die drei Herren schauten Dorian irritiert an, und einer meinte, daß die Redeweise des Dr. Faustus auf ihn abgefärbt hätte.

    Werner Schmidt lebte seit einigen Wochen wieder in seiner Heimatgemeinde Schössen am Rande

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