0866 - Aura des Unheils
stehlen."
Er schaute zu seinem Kontrollpaneel, auf dem ein violettes Licht in kurzen Intervallen blinkte. „Das sind die Leute mit der Space-Jet", meinte er. „Sie funken mein Schiff mit Dringlichkeitskode an und müssen demnach etwas Wichtiges auf dem Herzen haben. Wir sollten sie nicht zu lange warten lassen."
„Hallo, Hotrenor-Taak!" schallte es aus den Lautsprechern des Funkgeräts, auf dessen Bildschirm Kaiser Anson Argyris zu sehen war. „Darf ich zusammen mit Mister Tekener an Bord kommen?"
Auf dem Bildschirm tauchte schräg hinter dem Oberkörper des Freifahrerkaisers das zernarbte Gesicht Ronald Tekeners auf. Hotrenor-Taak wußte über diesen Mann Bescheid und mahnte sich bei seinem Anblick innerlich selbst zu größter Wachsamkeit. Der ehemalige USO-Spezialist konnte als Gegner sogar dem ehemaligen Verkünder der Hetosonen gefährlich werden. „Es wird mir eine Ehre sein, Sie an Bord meines Schiffes begrüßen zu dürfen, Majestät", antwortete der Lare. „Und auch Sie, Mister Tekener, sind mir hoch willkommen."
Tekeners Abbild zeigte die Andeutung eines Lächelns, bei dem es Hotrenor-Taak eiskalt den Rücken hinablief.
Minuten später standen sich die vier Personen in der Steuerzentrale der CARRIE-GORSELL gegenüber. Anson Argyris trug ausnahmsweise nicht sein archaisches und barbarisches Gewand, sondern eine metallischblaue, supermoderne Raumkombination, wadenhohe Stiefel und einen Gürtel - allerdings mit der Abbildung von Roi Dantons Kopf auf der Schnalle. Ronald Tekener trug eine dunkelblaue Raumkampfkombination mit verschiedenen silberfarbenen Symbolen auf den Ärmeln und mit dem schmalen Brustschild „Sonderbeauftragter der Liga Freier Terraner."
Hotrenor-Taak salutierte, wie es früher bei der Flotte des ehemaligen Solaren Imperiums üblich gewesen war, und sagte steif und förmlich: „Willkommen an Bord, Majestät und Mister Tekener! Darf ich Ihnen etwas anbieten?
Synthokaffee, Sekt, Wein, Cognac, Whisky, Wodka oder Limonade?"
„Danke, Hotrenor-Taak, wir trinken jetzt nichts", antwortete Argyris. Er musterte den Laren und den Prospektor mit feinem Lächeln. „Haben Sie ein Moorbad genommen?"
„Moorbad?" fragte Hotrenor-Taak gedehnt. „Majestät meinen sicher ein Sumpfbad", warf Pyon Arzachena ein. „Damit können wir allerdings dienen. Wir hatten eine Notlandung mit Taaks Gleiter in den Bergen und klatschten ausgerechnet in einen Sumpf. Glücklicherweise war er nicht tief, sonst konservierten unsere Leichen lustig vor sich hin."
Tekener lächelte, aber er lächelte nicht sein berüchtigtes eiskalt-tödliches Lächeln, sondern hielt sich zurück. „Immer zu Scherzen aufgelegt, Pyon >Kaktus<, wie?" sagte er. „So wie damals mit der Ladung verbotener Stimulanzien, die verschwunden war, als das USO-Kommando an Bord kam. Leider waren das keine ausgebildeten Spezialisten, sondern nur Hilfswillige aus allen möglichen Völkern, die Wissen durch Fleiß und guten Willen ersetzten, sonst hätten sie sich nicht darüber gewundert, daß die geflügelten Echsen von Muurgh, über denen das Schmuggelschiff hing, plötzlich versuchten den Mond des Planeten abzufliegen. Übrigens ein origineller Trick, Drogen in aufgelöstem Zustand in Deuteriumtanks zu transportieren. Man kann die Tanks mit hohem Druck abblasen und das Deuterium aus den Reservetanks hineindrücken. Dabei verliert sich jeder Drogenrest."
„Stimulanzien?" empörte sich Pyon Arzachena - und seine Stachelhaare schienen sich noch stärker zu sträuben. „Das war Hustensaft - oder jedenfalls eine Substanz, die zur Beimischung zu Hustensaft bestimmt war!"
„Und die in höheren Dosen stimulierend wirkt", erklärte Tekener.
Anson Argyris räusperte sich und sagte: „Wir sind nicht hergekommen, um uns über die stimulierende Wirkung bestimmter Hustensaft-Ingredienzen zu unterhalten, Ron." Er lächelte den Laren an. „Hotrenor-Taak, wie Sie wissen, befindet sich eine GAVÖC-Kommis sion auf Olymp. Da sie heute mittag zu einem Rundflug um den ganzen Planeten aufbrechen und selbstverständlich auch alle Raumhäfen besichtigen wird, halte ich es für zweckmäßig, Ihr Raumschiff neugierigen Blicken zu entziehen."
„Ich verstehe", erwiderte Hotrenor-Taak. „Es könnte die Liga Freier Terraner bei den übrigen Mitgliedern der GAVÖK in Verruf bringen, wenn man sähe, daß die Terraner mit dem ehemaligen Unterdrücker der galaktischen Sternenvölker zusammenarbeiten."
„Ist das unlogisch?" fragte Argyris. „Keineswegs",
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