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0866 - Die Herrin der Raben

0866 - Die Herrin der Raben

Titel: 0866 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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in schweren, weiten, hochgeschlossenen Kleidern saßen um einen mit Holzintarsien verzierten Tisch herum, dampfenden Tee in feinen, chinesischen Porzellantassen vor sich, und musterten die Eintretende mit ausdruckslosen Gesichtern.
    Am Kopfende residierte Kaiserin Eleonora Magdalena Gonzaga von Mantua-Nevers. Die 48-jährige Frau stellte selbst für Theresia Maria, die sich ansonsten nicht so leicht beeindrucken ließ, eine veritable Persönlichkeit dar.
    Zu Füßen der Kaiserin saß ein kleiner weißer Hund, dem sich das Nackenfell sträubte, als die Gräfin eintrat. Er knurrte sie leise an.
    »Kaiserliche Hoheit. Ich entbiete Euch meinen schönsten Gruß. Auch den hochadeligen Damen entbiete ich denselben.« Theresia Maria knickste, wie es das Protokoll vorschrieb. Nicht übertrieben, aber doch respektvoll.
    Kaiserin Eleonora nickte leicht. Es war ihr Privileg. Die anderen Damen verharrten bewegungslos.
    Ein Platz wurde der Bittstellerin nicht angeboten. Sie hatte zu stehen.
    »Ihr begehrt also Aufnahme in den ›hochadeligen Frauenzimmer-Sternkreuzorden‹, Gräfin Theresia Maria von Waldstein«, eröffnete die Kaiserin mit wohlklingender Stimme das Gespräch. »Sagt Uns euren Grund.«
    Theresia Maria räusperte sich. Sie blickte der Kaiserin direkt in die Augen, etwas zu kühn vielleicht. Aber das bemerkte sie nicht, weil es nicht ihrer Natur entsprach, sich über Gebühr zu beugen.
    »Kaiserliche Hoheit, ich begehre dem Sternkreuzorden beizutreten, weil ich die Andacht zum heiligen Kreuz genauso wie das tugendhafte Leben fördern und wohltätige Handlungen tun möchte.«
    Eleonora Magdalena Gonzaga lächelte einen Moment lang. Höhnisch, wie es der Gräfin erschien. Die Kaiserin drehte ganz kurz den Kopf. Dabei raschelte der schwere Rüschenkragen vernehmlich. Sie blickte in die Runde der adeligen Damen, die nach wie vor passiv blieben. Lediglich Hofmeisterin Maria Sidonia Stürckh von Plankenwarth, eine ekelhafte alte Ziege, führte ihre Teetasse zum Mund, ohne allerdings daraus zu trinken. Theresia Maria kam es so vor, als sei dies ein geheimes Zeichen. Die Plankenwarth war ihr nicht wohlgesonnen. Das fiel allerdings wenig ins Gewicht, wenn sich die Kaiserin selbst an ihre Seite stellte. Und damit rechnete Theresia Maria fest.
    »Um diese drei Dinge zu fördern, haben Wir den Sternkreuzorden vor nunmehr zehn Jahren ins Leben gerufen, das ist richtig«, erwiderte die Kaiserin. »Die Frage ist nun: Erweist ihr euch diesen Ansprüchen, die ein Leben im Dienste des Sternkreuzordens mit sich bringt, als würdig, Gräfin von Waldstein?«
    »Ich bin sicher, mich als würdig zu erweisen.«
    »Seid ihr das, ja? Nun, wie steht es damit, das heilige Kreuz fördern zu wollen? Ihr seid von eurer Mutter zwar katholisch erzogen worden, genießt aber nicht den Ruf, euer Leben nach den katholischen Prinzipien auszurichten.«
    Gräfin von Waldstein hob herausfordernd das Kinn. »Kaiserliche Hoheit, Ihr genießt den Ruf, sehr gebildet und fromm zu sein und trotzdem keine Protestanten zu diskriminieren. Ihr wisst, dass man auch auf eine andere als die katholische Art gottgefällig leben kann.«
    Die Kaiserin setzte sich auf ihrem Stuhl, der eher einem Thron glich, zurecht, während sich das Knurren ihres Hündchens verstärkte. »Das wissen Wir sehr wohl, Gräfin von Waldstein«, erwiderte sie nach kurzer Pause, in der sie das Tier zu ihren Füßen beruhigend kraulte. »Doch ist das Leben, das ihr führt, tatsächlich gottgefällig?«
    »Es ist gottgefällig, Kaiserliche Hoheit.«
    »Seid Ihr dessen ganz sicher, Gräfin? Am Hof machen Gerüchte die Runde, ihr widmetet Euch eingehend den Schwarzen Künsten. Manche sind geneigt, euch sogar der Hexerei zu zichtigen, ja mehr noch, euch ungeniert als Hexe zu bezeichnen.«
    Theresia Maria erschrak. Ihre Augen weiteten sich ein wenig, ansonsten hatte sie sich unter Kontrolle. Das, was sie immer streng geheim zu halten trachtete, war längst Allgemeingut. Wie war dies möglich?
    »Das sind nicht mehr als gemeine Unterstellungen, Kaiserliche Hoheit«, improvisierte sie rasch, nachdem sie sich gefangen hatte. »Der Neid derjenigen, die mir meine Schönheit nicht gönnen.« Dabei blickte sie wie zufällig die Hofmeisterin an. Maria Sidonia Stürckh von Plankenwarth, die sich gerade an einem Riechfläschchen ergötzte, wandte den Kopf mit einer Miene, als habe sie ein Ekel erregendes Stück Dreck vor sich.
    »Neid der Anderen, so, so«, gab die Kaiserin zurück. »Dann sagt mir, was es mit

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