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0866 - Die Herrin der Raben

0866 - Die Herrin der Raben

Titel: 0866 - Die Herrin der Raben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Schwarz
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wiedergeboren worden. Die ganzen Jahre saß sie in mir und beeinflusste mich, ohne dass ich es gemerkt habe. Wir teilten uns einen Körper. Erst jetzt, da sie mich verlassen hat, weiß ich von ihr. Seit sie… aus mir ausfuhr, habe ich plötzlich auch etwas von ihren Gedanken und Gefühlen im Kopf. Seltsam. So wie sie von Anfang an alles von mir wusste, wusste ich auch alles von ihr. Mit dem Unterschied, dass sie das Wissen, das ich von ihr erhielt, magisch blockierte. Nur ganz selten drang einer ihrer Gedanken in mein Bewusstsein. Ich wusste dann nicht, warum ich gerade diese Dinge denke und war mir selbst unheimlich. Manchmal waren auch mehrere Stunden einfach weg, in denen ich nicht wusste, was ich tat. Totaler Blackout. Ich dachte, ich hätte ein psychisches Problem. Aber nun kann sie mich nicht mehr blockieren. Alles ist da. Ich weiß jetzt zum Beispiel, dass sie immer nach Wien wollte und alles dafür tat, dass es Wirklichkeit wird. Allerdings wählte sie einen für sie passenden Zeitpunkt aus. Das hat irgendetwas mit Sternenkonstellationen und Kraftlinien zu tun.«
    »Was sucht sie hier? Lass mich raten: Du sagtest, dass sie in dir wiedergeboren wurde. Also wollte sie wohl ihren alten Körper zurück?«
    »Ganz genau.«
    »Das ist relativ. Dieses Skelett im Katakombenschacht kann man ja wohl schwerlich als Körper bezeichnen«, mischte sich Zamorra ein. »Auf jeden Fall wollte sie das, was von ihrem alten Leib noch übrig war, wieder beseelen. Aber ich weiß ganz und gar nicht, was wir dabei für eine Rolle gespielt haben.«
    »Vielleicht kann ich helfen«, erwiderte Jerry. »Ich weiß, dass die Hexe Theresia Maria heißt und durch die Augen einiger ihrer Raben sehen kann. Auf jeden Fall schaffte es die Hexe zuerst nicht, sich wieder mit ihrem Skelett zu vereinigen. Ein mächtiger Gegenstand, den sie heilige Kreuzpartikel nennt, hinderte sie daran. Die magische Bombe, in die sie einen ihrer Raben umfunktionierte, war nicht stark genug.«
    Jerry schüttelte den Kopf. »Unglaublich, dass eigentlich ich selbst es war, der nachts dort unten in den Katakomben herumlief. Einer dieser Blackouts.«
    »Ja«, murmelte Zamorra grimmig. »Ich ahne, was nun kommt. Und das gefällt mir ganz und gar nicht.«
    »Mir auch nicht«, sagte Nicole. »Wir müssen davon ausgehen, dass uns die gnädige Frau Hexe benutzt hat, um doch noch an ihr Ziel zu kommen. Ganz klar. Durch einen ihrer Raben muss sie gesehen haben, dass in unserem Hotelzimmer der Dhyarra auf dem Tisch lag. Zufall? Wenn ja, wäre es ein fast unglaublicher bei so vielen Raben, die überall herumfliegen. Wie auch immer: Und weil sie die heilige Kreuzpartikel mit ihren schwarzmagischen Kräften nicht überwinden konnte, kam ihr die Idee, es mit dem Dhyarra zu versuchen. Du erinnerst dich, Chéri, dass einer der Raben versuchte, den Sternenstein zu stehlen…«
    »Natürlich. So senil bin ich nun auch wieder nicht.«
    »Doch. Aber egal. Nachdem das missglückte, hat sie uns ganz direkt eingespannt. Sauber.«
    »Ja. Und ich weiß auch ganz genau, wie. Was übrigens keine schlechte Leistung für einen angeblich Senilen ist.« Zamorra grinste. »Die Hexe flüsterte Jerry ein, Amber Haggerman doch an sich heranzulassen. Als Amber ihm tief in die Augen sah, hat die Hexe, die zumindest schwache magische Kräfte gehabt haben muss, sie hypnotisiert. Denn Amber sollte Kontakt mit uns aufnehmen und uns mitsamt dem Dhyarra in die Katakomben locken.«
    »Stimmt wohl. Die Hexe ließ die Raben über Jerry herfallen, und Amber vertrieb die Tiere angeblich. Das geschah so offensichtlich, dass wir sofort anbissen. Geschickt gemacht. Zumal die Hexe mit dem Angriff auf Jerry gleich noch den Verdacht von sich ablenkte. Keine Ahnung, warum sie ihn gleich wieder auf ihn lenkte, indem sie Amber sagen ließ, dass die Hexe irgendetwas mit ihm vorhabe. Auf jeden Fall erzählte uns Amber die haarsträubenden Geschichten von ihrem Hexenradar, und wir Blödmänner sind voll darauf hereingefallen. Auch den Unsinn mit der Kirlian-Fotografie haben wir ihr leichtgläubig abgenommen. Die Fotos sind garantiert gefälscht, vielleicht mit einem kleinen magischen Trick.«
    »Auch die Sache mit dem kristallisierten Hexenherzen war natürlich gelogen. Hier musste ich allerdings nicht unbedingt misstrauisch werden. Denn laut Aussage des Priors ist die heilige Kreuzpartikel im Kapuzinerkloster. Jetzt habe ich die Reliquie aber doch an der Hexe zerstört. Ein Widerspruch, den wir noch aufklären müssen. Tja.

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