0869 - Die Tage des Ungeheuers
nichts daraus.
„Ich habe früher ein Unternehmen geführt", begann er. „Meine Spezialität ist die Organisation. Und Organisation ist gerade das, was an unserem Vorhaben zu fehlen scheint."
Hamillers Unwille über die Störung war rasch verflogen.
„Wie meinen Sie das?" fragte er.
„Das will ich Ihnen gerne erklären. Wie stellt Dargist fest, daß sich plötzlich ein Aphiliker reinsten Wassers an Bord der BASIS befindet und sogar das Kommando über das Fahrzeug hat?"
„Ganz sicher bin ich meiner Sache nicht", antwortete der Wissenschaftler, „aber ich nehme an, daß Dargist die Möglichkeit hat, die Zellkernstrahlung zu analysieren."
„Gut. Dann wird er also feststellen, daß Kanthall ein unverfälschter Anhänger der Lehre der Reinen Vernunft ist.
Wie erklären wir ihm aber, warum Kanthall erst jetzt an die Oberfläche kommt? Wo war er die vergangenen zwei Tage? Warum hat er sich nicht sofort gemeldet, als Dargist sich mausig zu machen begann?"
Payne Hamiller sah bestürzt vor sich hin.
„Hm!" machte er. „Darüber mußte man tatsächlich nachdenken."
Walik Kauk winkte ab.
„Verlieren Sie keine Zeit damit!" riet er. „Ich hab's schon getan."
„Was für einen Vorschlag haben Sie?"
„Später! Fürs erste habe ich noch eine Sorge. Jentho Kanthall kehrt zur Aphilie zurück und übernimmt das Kommando. Wer garantiert uns, daß er nicht allen Ernstes mit dem Ungeheuer gemeinsame Sache macht und zum Beispiel die ganze Besatzung füsilieren läßt?"
Hamiller starrte ihn entsetzt an, „Das ist nicht Ihr Ernst!" stieß er hervor.
„Warum nicht?"
„Weil... mein Gott...!"
Er fuhr sich mit der Hand durch das kurzgeschnittene Haar.
„Sie haben recht!" ächzte er.
Walik Kauk grinste.
„Wenn es um Organisation geht, habe ich immer recht! \Vir brauchen eine Gruppe von Leuten, die insgeheim ein Auge auf Kanthall hat. Kanthall darf nichts davon erfahren, das ist klar!"
„Klar!" echote Payne Hamiller. „Wollen Sie die Sache übernehmen?"
„Ich bitte darum."
„Einverstanden. Zurück zu Ihrem ersten Bedenken. Wie machen wir Dargist klar, warum Kanthall erst jetzt auftaucht?"
„Die Zustände auf der Erde haben sich geändert", antwortete Walik, ohne zu zögern. „Seit der Rückkehr der Erde ist die Lehre der Reinen Vernunft nicht mehr die vorherrschende Lehre. Nur die Regierungsgewalt befindet sich noch in den Händen der Aphiliker. Große Raumschiffe, wie zum Beispiel die BASIS, haben generell einen aphilischen Kommandanten, aber die Besatzung besteht zumeist aus Immunen. Unter diesen Umständen ist es kein Wunder, daß bei längerdauernden Unternehmungen der Kommandant sich von seiner Besatzung abzuschirmen versucht. Kanthall hat die Tage seit dem Start von der Erde in einem abgeschirmten Quartier verbracht. Dargists Auftreten ist ihm nicht entgangen. Er hat bislang nichts unternommen, weil er den Emotionarren die Maßregelung gönnte. Jetzt aber ist er gezwungen, zum Vorschein zu kommen, weil sonst seine Mission in Gefahr gerät."
Payne Hamillers Blick verriet Zweifel.
„Sie glauben, das wird er uns abnehmen?" fragte er. „Die Geschichte scheint kaum glaubhaft genug, um einen Fünfzehnjährigen zu überzeugen."
„Das mag sein. Aber was den Grips angeht, ist Dargist noch nicht einmal ein Fünfjähriger. Dargist ist darauf programmiert, unter bestimmten Umständen etwas ganz Bestimmtes zu tun. Er reagiert auf Kanthalls veränderte Zellkernstrahlung. Das ist das Ausschlaggebende! Alles andere ist sekundär. Ich bin überzeugt, daß Dargists Programmierung darauf ausgelegt ist, Vorsicht walten zu lassen, sobald eine Situation eintritt, die nicht ganz eindeutig ist. Die BASIS ist ein wertvolles Fahrzeug. Auch die Aphiliker können nicht gewollt haben, daß sie durch ein Versehen ruiniert wird!"
„Es kann sein, daß Sie rocht haben", sagte Hamiller schließlich. „Ich werde dafür sorgen, daß für Jentho Kanthall ein abgeschirmtes Quartier gefunden wird, das er bezieht, sobald die Behandlung abgeschlossen ist!"
„Gehen Sie vorsichtig zu Werke!" warnte Walik Kauk. „Das Ungeheuer ist überall, und wenn es von unseren Tricks Wind bekommt, ist alle Mühe vergebens!"
Payne Hamiller nickte.
„Außerdem sind noch ein paar andere Vorbereitungen notwendig", bemerkte er. „Kanthall muß von unserem Plan in Kenntnis gesetzt werden. Außerdem brauchen wir eine ganz generelle Übereinkunft mit Jentho Kanthall. Wer garantiert uns, daß er sich nach der Behandlung noch an sein Vorhaben
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