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087 - Das Daemonenauge

087 - Das Daemonenauge

Titel: 087 - Das Daemonenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Davenport
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es soweit. Peter Ryan wurde bei einem Verkehrsunfall so schwer verletzt, daß er wenige Stunden nach seiner Einlieferung starb. Ryans Angehörige erteilten die Zustimmung, daß wir sein Herz in Calbots Körper einsetzen durften.“
    „Erzählen Sie weiter, Doktor!“
    Harvey sah müde aus. Sein jungenhaftes Gesicht war bleich, und die blauen Augen schimmerten trübe. Er strich sich langsam mit der rechten Hand über das kurzgeschnittene, blonde Haar.
    „Kurz nach fünfzehn Uhr fingen wir mit der Operation an“, fuhr der Arzt fort, und steckte sich eine Zigarette an. „Alles verlief ganz normal. Ich hatte eben Lungenarterie und Aorta durchtrennt und schob einen Katheder in die Koronar-Gefäße. Da kam es zu einem ungewöhnlichen Vorfall. Calbot war betäubt, doch plötzlich öffnete er die Augen und fing zu schreien an.“
    „Was schrie er?“ fragte Coco interessiert.
    „Nur zwei Sätze“, sagte Harvey. „ ‚Hört mit dem Trommeln auf’ und ‚Ich muß Dorian Hunter suchen.’ Calbot schloß dann wieder die Augen, und wir fuhren mit der Herztransplantation fort. Plötzlich ging das Licht aus. Die Notaggregate schalteten sich ein. Wir konnten später nicht feststellen, wie es zu dem Stromausfall gekommen war. Es war nur der Operationssaal davon betroffen gewesen. Calbots Hirntätigkeit kam für acht Sekunden zum Still stand. Er war acht Sekunden lang quasi tot.“
    „Hm“, sagte der O.I. nachdenklich. „Das ist allerdings recht seltsam. Gab es schon früher solche Vorfälle bei Herztransplantationen?“
    „Noch niemals“, sagte Harvey. „Wir schlossen die Transplantation erfolgreich ab, und der Patient wurde ins Zimmer 150 gebracht. Kurz vor neunzehn Uhr kam es zum nächsten Vorfall. Calbot fing plötzlich zu toben an. Dabei hatte er so viele Betäubungsmittel in sich, daß ein Elefant ruhig geschlafen hätte. Aber er tobte und schrie. Er wolle nicht verbrennen, schrie er, und daß er nicht sterben wolle. Schließlich beruhigte er sich und schlief ein. Etwas später erwachte er erneut und sagte nur einen Namen: Dorian Hunter.“
    Coco hatte die Augen halb geschlossen.
    „Haben Sie eine Erklärung für diese Vorfälle, Doktor?“ fragte der O.I.
    „Nein“, sagte Harvey und drückte seine Zigarette aus. „Möglicherweise starke Alpträume.“
    „Das glaube ich nicht“, sagte Coco fast unhörbar.
    „Was soll es dann sein?“ fragte Harvey ärgerlich.
    Sullivan warf Coco einen strengen Blick zu. „Können wir den Patienten sprechen?“
    „Nein“, sagte Harvey entschieden.
    „Wir müssen mit ihm sprechen“, sagte Coco entschlossen und stand auf.
    „Ich sage Ihnen doch, daß das nicht möglich ist“, wiederholte Harvey verärgert.
    „Dann warte ich so lange hier, bis Calbot sprechen kann“, sagte Coco.
    Sie wechselte mit dem Arzt einen bösen Blick.
    „Sie sind ein eigenwilliges Mädchen“, sagte Harvey und lächelte schwach. „Doch Sie haben einen Dickschädel, der Ihnen nichts nützen wird. Ich bin der Arzt. Und ich sage, daß …“
    „Bitte!“ sagte Coco. „Glauben Sie mir, es ist äußerst dringend, daß ich mit Calbot spreche.“
    „Gibt es wirklich keine Möglichkeit, Doktor?“ fragte der O.I. sanft.
    „So verstehen Sie doch, Calbot hat eine äußerst schwere Operation hinter sich. Ich kann ihn nicht aufwecken. Er benötigt den Schlaf.“
    „Und wenn er von selbst wach wird?“ fragte Coco.
    „Er ist zu schwach“, sagte Harvey. „Können Sie das nicht begreifen?“
    „Das verstehen wir“, sagte Coco. Sie lächelte, und ihr Lächeln konnte Berge versetzen.
    Harvey knabberte an den Lippen, stand auf und griff nach dem Telefon.
    „Wie geht es Calbot?“ fragte er.
    Er hörte einige Zeit zu. „Gut“, sagte er schließlich. „Sollte er aufwachen, dann geben Sie mir sofort Bescheid.“
    Er legte den Hörer auf und sah Coco an. „Zufrieden?“
    „Danke“, sagte Coco. „Sie sind sehr freundlich.“
     

     
    Sie mußten mehr als zwei Stunden warten, bis Harvey endlich den Anruf bekam, daß Calbot bei Bewußtsein sei und sprechen könne.
    Coco und der O.I. mußten in lange weiße Umhänge schlüpfen, sterile Hauben aufsetzen und Gesichtsmasken tragen. Dann erst durften sie das Krankenzimmer betreten.
    Calbot lag auf dem Rücken. Sein Gesicht war weiß. Die Nasenschläuche waren entfernt worden. Er öffnete die Augen und starrte die vermummten Gestalten vor sich an. Seine Erinnerung war zurückgekehrt. Er wußte, wo er sich befand, und war glücklich, daß er jetzt ohne

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