0873 - Mond der Magie
Schicht dieser Klangmagie umhüllt -konnte sie darunter atmen? Es gab ein ganz besonderes Band, das Zamorra mit seiner Gefährtin verband. Nein, sie lebte, denn ihren Tod hätte er gespürt. Ganz sicher.
Doch nun war eindeutig, dass der Praetor sie umbringen wollte.
Zamorra handelte aus dem Bauch heraus. Den Praetor mit Merlins Stern durch dessen magische Blitze zu attackieren wäre sicher eine Möglichkeit gewesen, doch ob die Nicole noch rechtzeitig geschützt hätte, wagte der Professor zu bezweifeln. Es gab einen effektiveren Weg: Zamorra und Nicole waren beide in der Lage, das Amulett zu rufen - eine Fähigkeit, die sich schon oft als lebensrettend erwiesen hatte, doch vor nicht zu langer Zeit hatte Zamorra einen weiteren Weg entdeckt - er konnte Merlins Stern auch zu Nicole senden! Und genau das tat der Parapsychologe nun. [2]
Wie durch Zauberhand lag Merlins Stern im nächsten Moment in Nicoles Hand. Der Schutzschirm baute sich nahezu zeitgleich auf. Die Magie des Praetors prallte auf die schöne Französin, doch sie wurde abgeblockt, verpuffte wirkungslos; der Schutz des Amuletts ließ die Tonmagie einfach seitlich von Nicole abfließen.
Der Wutschrei der Kreatur war grässlich. Sein klobiger Schädel ruckte herum, bis seine wasserbleichen Augen auf Zamorra starrten. Kein Wort kam über die wulstigen Lippen, doch das war auch nicht nötig. Der Blick war beredt genug.
Was tust du hier? Warum lebst du noch? Willst du nicht endlich sterben?
Doch so ungläubig die Kreatur auch sein mochte, gerade Zamorra hier vor sich zu sehen, so rasch arrangierte sie sich auch mit der Tatsache, dass der Parapsychologe von den Toten zurückgekehrt war.
Des Praetors massiger Körper machte einen Satz nach vorne. Mit blanken Händen wollte er diesen lästigen Wurm nun endlich zerquetschen. So unförmig und plump der Exekutor der Herrscher auch wirken mochte - er war in der Lage, seine Massen wie ein Geschoss zu beschleunigen. Zamorra sah sich einer fleischgewordenen Kampfmaschine gegenüber.
Nur mit einem nicht eben eleganten Hechtsprung entging er dem Angriff. Doch dann war der Professor am Zug. Er handelte, ohne auch nur einen Gedanken an die Chancen auf Erfolg seiner Aktion zu verschwenden. Der Praetor war durch den Schwung des eigenen Körpers um sicherlich zehn Meter an Zamorra vorbeigerast. Nun erst schaffte er es, die eigenen Massen zum Stehen zu bringen - und sich dem Gegner erneut zuzuwenden.
Er sah das Blitzen des Stabes, den Zamorra wie ein Speerwerfer zielsicher abgefeuert hatte; er sah ihn, doch ein Ausweichen war nicht mehr möglich. Die Stabwaffe drang in seinen Körper ein, trat an seinem Rücken um einige Zoll wieder aus. Mit den klobigen Fingern griff der Praetor nach dem Stab… doch ihm fehlte plötzlich die Kraft, um ihn mit einem raschen Ruck aus sich herauszuziehen. Ein verblüfftes Stöhnen entfuhr ihm, dann sackte er auf die Knie.
Nicht minder verblüfft beobachtete Zamorra die Wirkung seiner Aktion. Der Praetor war nicht besiegt, doch er war mehr als nur angezählt, wie es ein Boxer wohl formuliert hätte. Mit raschen Schritten war der Parapsychologe bei Nicole. Merlins Stern hatte eine erstaunliche Veränderung in Gang gesetzt, einen Prozess, der Nicole nicht nur beschützte, sondern die Magie des Praetors rasch neutralisierte - die lähmende Schicht um die Französin löste sich nach und nach auf.
Zamorra war gerade noch rechtzeitig bei ihr, um sie aufzufangen, denn ihr Körper war ausgelaugt, die Beine wollten sie nicht tragen.
»Wir müssen von hier verschwinden. Der Praetor wird sich schneller erholen, als uns lieb sein kann. Eine zweite Attacke von ihm möchte ich nun wirklich vermeiden.«
Nicole nickte schwach. Sie kannte Zamorra nur zu gut. Einen angeschlagenen Gegner ging er nicht erneut an. Laertes, Gryf - ja, auch Nicole selbst, dachten da manchmal ein wenig anders, denn im Umkehrfall hätten sie alle von ihren Feinden nicht den Hauch von Fairness und Anstand erwarten können. Zamorra hatte da seine ganz eigene Philosophie.
Während der unseligen Siegelbuch-Zeit war auch das einmal anders gewesen, doch Nicole war der alte Zamorra natürlich lieber als der, der sich unter dem Bucheinfluss zu einem unberechenbaren Charakter entwickelt hatte.
Nur war das Verschwinden von hier nicht ganz so einfach. Nicoles Beine fühlten sich an wie aus Wackelpudding. Es stand zu befürchten, dass sie bei einer Flucht dem Praetor kaum würde entkommen können… wenn der sich erst einmal wieder
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