0878 - Impulse aus dem Nichts
„Wie steht es, Kleines", sagte die Stimme. „Was hast du deiner Königin zu berichten?"
„Ich war nicht unterwegs, um Bericht zu erstatten", antwortete Jarkus wahrheitsgetreu. „Der Auftrag des Türmers lautete ..."
„Ich weiß, ich kenne deine Mission aus deinen Gedanken", unterbrach ihn die Duade. „Aber mich interessiert nicht, wie es in eurer Stadt zugeht. Ich möchte wissen, welche Fortschritte die Arbeit in der Neunturmanlage macht. Habt ihr die Fehlerquelle gefunden?"
„Das weißt du aus unseren Gedanken", sagte Jarkus. „Wir können vor dir nichts geheimhalten. Sobald die Fehlerquelle behoben ist und wir den Impuls empfangen, erfährst du es augenblicklich."
„Ja, ihr könnt mir nichts verheimlichen", sagte die Duade selbstgefällig; Jarkus verspürte wiederum den Druck auf seinen Geist und wußte, daß die Duade ihn telepathisch aushorchte. Sie fuhr fort: „Aber es genügt mir nicht, zu wissen, daß der ersehnte Impuls von schicksalhafter Bedeutung ist. Ich möchte erfahren, was genau er auslösen soll. Was dann passieren wird!"
„Mein Geist steht dir offen."
Der quallenförmige Körper begann zu zucken; ein Zeichen dafür, daß die Duade ihre Erregung kaum zügeln konnte. „Ihr heruntergekommenes Volk", schimpfte sie, „daß ihr nicht einmal mehr die Bedeutung der größten Errungenschaften eurer Ahnen kennt."
„Bedenke, wieviel Zeit inzwischen vergangen ist", lenkte Jarkus ein. „Diese gewaltige Zeitspanne ist nur in Weltenaltern zu messen."
„Nichts als Ausreden!" erwiderte die Duade. „Sieh dir die Neunturmanlage an, dann weißt du, was ich meine. Ihr laßt dieses monumentale Bauwerk einfach verrotten. Die Türme sind in Trümmer gefallen, und ihr tut nichts, um sie wieder in alter Pracht erstehen zu lassen.
Wären nicht meine Monaden zur Stelle, um sie einigermaßen in Schuß zu halten, wären die Türme längst schon unter den Sandmassen begraben."
„Dafür danken wir dir, deswegen dienen wir dir."
„Vonwegen! Ihr dient mir, weil ihr meine Macht fürchtet ..." Die Duade unterbrach sich, und Jarkus bekam wieder den mentalen Druck zu spüren, als die Duade sein Gehirn durchforstete. Dabei ließ sie an ihrem Pseudorüssel eine riesige Luftblase entstehen, die sich dann in einem gewaltigen Knall entlud - das Äquivalent zu einem Wutschrei.
Jarkus war der Grund für diesen Zornesausbruch klar.
Er hatte gerade in voller Absicht an die Entstehungsgeschichte der Duade gedacht. Als die Loower vor einigen Generationen nach Alkyra-II kamen, um die Neunturmanlage zu besetzen, da mußten sie feststellen, daß sich einiges geändert hatte. Unter den einzelligen Monaden hatte sich eine Mutation gebildet: die Duade.
Dieses Amöbenwesen war ins Riesenhafte gewachsen und hatte dazu noch Intelligenz und parapsychische Fähigkeiten entwickelt. Damals hatte die Duade gerade ihren Teilungsprozeß abgeschlossen und besaß nun zwei Körper, der von einem Geist kontrolliert wurde. Die Loower hatten die Gefahr erkannt und nur einen Ausweg gesehen: Sie brachten den einen Körper der Duade nach Alkyra-I, so daß nicht nur die latente Bedrohung beseitigt war, sondern durch diese Trennung auch noch ein nützlicher Nebeneffekt entstand.
Die Duade herrschte auf zwei Planeten und bewachte Alkyra-I für die Loower. „Ich verdanke meine Macht nicht eurer Gnade!" zeterte die Duade. „Nicht die Strahlung eurer Neunturmanlage ließ mich mutieren, sondern ich bin aus eigener Kraft gewachsen.
Und ich war es, die den Gedanken in eure Gehirne gesetzt hat, meinen Ableger nach Alkyra-I zu bringen. Merke dir das! Ihr seid meine Untertanen. Wenn ich euch eine gewisse Handlungsfreiheit lasse, dann nur deswegen, weil ich euch für die Bedienung eurer Technik brauche. Ihr seid auf meiner Welt nur geduldet. Wenn du das nicht akzeptierst, dann fresse ich dich."
Die Duade hatte noch keinen einzigen Loower absorbiert, dennoch gab sich Jarkus-Telft unterwürfig. Und er war auch wirklich leicht besorgt. Irgend etwas war mit der Duade geschehen, das ihn vor ihr warnte. Sie wirkte auf eine nicht zu erklärende Weise verändert, und Jarkus-Telft fragte sich besorgt, ob sie schon wieder in Teilung begriffen war. Die Hochrechnungen von damals hatten prophezeit, daß eine Zellteilung nicht vor neun mal neunmal neun Großintervallen zu erwarten sei. Demnach wäre erst in drei Generationen damit zu rechnen.
Jarkus glaubte nicht, daß die Berechnungen fehlerhaft waren. Aber wenn sich nun die Voraussetzungen, unter denen sie
Weitere Kostenlose Bücher