0878 - Impulse aus dem Nichts
gemacht worden waren, verändert hatten, und sich die Duade trotz aller Prognosen bereits jetzt teilte, dann war das ein alarmierendes Zeichen. Es würde bedeuten, daß sie weiter mutiert war. „Geh jetzt", sagte die Duade. „Bestelle dem Türmer, daß meine Geduld bald am Ende ist.
Wenn der Impuls nicht bald eintrifft, dann passiert etwas."
Jarkus-Telft empfing den telepathischen Befehl, die Salzsteinhöhle zu verlassen. Als er zurück zur Oberfläche kam, war der Sandsturm bereits wieder vorbei.
Der Sturm hatte alle Spuren verweht und die Atmosphäre gereinigt.
Die Dünen, die sich in gewundenen Bahnen nach allen Seiten bis zum Horizont aneinanderreihten, waren unberührt und zeigten nur die Muster, die die Winde ihnen aufgeprägt hatten.
Nicht einmal die Neunturmanlage störte den Eindruck einer unberührten Natur, denn der Sturm hatte auch sie verweht. Der Wüstensand war so hoch aufgeschichtet, daß rund um die Türme ein kleiner Hügel entstanden war, aus dem nur die Spitze der höchsten Turmruine herausragte.
Die Wüste schien leer und unbewohnt.
Aber dieser Schein trog. Die Wüste lebte. Bald schon kamen die ersten Monaden aus ihren Verstecken gekrochen, und ihre sandfarbenen Körper knisterten förmlich unter der gespeicherten Elektrizität.
Sie hinterließen ihre Kriechspuren, begannen mit Hilfe von Körperabsonderungen den Sand zu einer breiigen Masse zu verarbeiten und daraus ihre Türme zu errichten.
Noch ehe Jarkus-Telft die Neunturmanlage erreicht hatte, wimmelte es in der Wüste nur so von Monaden.
Viele von ihnen hatten sich bei den neun Türmen eingefunden, um diese aus dem Treibsand auszugraben. Sie arbeiteten schnell und unermüdlich, so als seien sie nur dafür geschaffen, das Ruinenbauwerk von Sandverwehungen zu säubern.
Jarkus-Telft brauchte nicht lange zu warten, bis der Zugang zum südlichen Turm - dem neunten Turm - freilag und er ihn betreten konnte. Er blickte sich noch ein letztes Mal um und stellte fest, daß sich die Monaden von allen Seiten in Scharen näherten.
Die Neunturmanlage würde in wenigen Augenblicken senden, und das wußten die Monaden. Obwohl diese Riesenamöben keinerlei meßbare Intelligenz besaßen, verriet ihnen ihr Instinkt, wann die Sendung der Peilsignale fällig war.
Zu diesen Zeiten fanden sie sich dann in Massen bei den neun Türmen ein und umschwärmten sie wie Insekten das Licht.
Der Türmer war alt und weise und auf seine Art ein Philosoph. Und obwohl er nicht nur der Verantwortliche für die Neunturmanlage war, sondern auch die oberste Instanz der kleinen Loower-Kolonie auf Alkyra-II, wagte man es nur in ganz dringenden Fällen, seine Ruhe zu stören.
Jarkus-Telft glaubte, daß sein Anliegen besonderes Gewicht hatte, deshalb suchte er den Türmer in seiner Station auf.
Die Funkanlage war auf Sendung. Sie schickte hochenergetische Peilsignale aus Und draußen gebärdeten sich die Monaden wie wild.
Der Türmer beobachtete dieses Geschehen auf seinen Monitoren. Er schien es gar nicht zu merken, als der junge Loower eintrat, und Jarkus-Telft wagte es nicht, sich bemerkbar zu machen. Er stand nur da und wartete auf ein Zeichen von Gleniß-Gem.
Doch der Türmer rührte sich nicht. Er beobachtete das Schauspiel, das ihm die Monaden boten. Es dauerte so lange, bis das Leuchtfeuer erlosch. Dann erst beruhigten sich die Riesenamöben.
Der Türmer regte sich noch immer nicht. Ihm war nicht anzumerken, ob ihn das Treiben der Monaden auf irgendeine Weise bewegte. Aber Jarkus-Telft wußte, daß ihn diese primitiven Tiere kaum interessierten, ebensowenig wie die Flora und Fauna dieser Welt.
Denn obwohl er hier geboren war, war das nicht seine Heimat.
Alkyra-II war ihm nur Mittel zum Zweck. Er hatte seine Aufgabe, und sein ganzes Denken war nur darauf ausgerichtet.
Es war Aufgabe des Türmers, das Leuchtfeuer zu bewachen.
Und er hatte auf etwas zu warten, das längst schon hätte eintreten sollen.
Er wartete auf den Impuls.
Auf den Impuls von dem Objekt.
Dieser Impuls war seit nunmehr neun mal neun mal neun Intervallen überfällig.
Und das war auch der Grund, warum Jarkus-Telft beim Türmer vorsprach. „Findest du nicht, daß die Monaden in letzter Zeit besonders wild sind, Gleniß?" richtete Jarkus-Telft endlich das Wort an den Türmer. „Nein, das finde ich nicht", antwortete Gleniß-Gem, ohne den ungebetenen Gast anzusehen. „Wenn du das glaubst, so bildest du es dir nur ein. Vermutlich spuken irgendwelche phantastischen Spekulationen
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