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0890 - Stygias Plan

0890 - Stygias Plan

Titel: 0890 - Stygias Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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sauberer Schnitt, der ihren Kopf vom Rumpf trennte. Tigora angelte mit der Schwertspitze nach dem Schädel, der zu versinken drohte. An ihrem Schwertgehänge war ein guter Platz für ihn frei.
    Schließlich brauchte sie einen Beweis, dass sie ihre Widersacherin getötet hatte. Konnte es einen besseren geben als deren Kopf?
    Tigora machte sich daran, die Treibsandfalle zu vermessen. Wieder halfen ihr die simplen Kieselsteine dabei. Sie hatte noch einen langen Weg vor sich, ehe sie den Ausgang des Labyrinths erreichen würde.
    Aber sie würde es schaffen. Keine Frage.
    Erst recht, da sie sich nun voll und ganz auf die Tücken konzentrieren konnte, die hier auf sie lauerten. Ein triumphierendes Lächeln stahl sich um ihre harten Lippen.
    Sie hatte es geschafft. Tigora war die Anführerin aller Amazonen!
    Die Hölle würde in Zukunft noch viel mehr über die Schwesternschaft zu hören bekommen.
    ***
    Der Ausgang des Labyrinths war von Kriegerinnen umlagert.
    Niemand konnte genau sagen, wie viele Stunden vergangen waren, seit die beiden Gegnerinnen den tödlichen Irrgarten betreten hatten. Nur der sonnenlose Himmel der Schwefelklüfte bewies den Amazonen, dass bereits viel Zeit verstrichen war - die Tag-und Nachtwechsel in der Hölle folgten keinen festen Regeln, doch sie gaben einen ungefähren Anhaltspunkt. Was zählte hier schon die Zeit?
    Das Murmeln der Kriegerinnen, die geflüsterten Gespräche, sie wurden immer lauter. Die Alte Kriegerin, die das Kampfritual eingeleitet hatte, hob beide Arme in die Höhe.
    »Still, ich kann sonst nicht hören, ob die Siegerin sich nähert!« Niemand achtete wirklich auf das Geschwätz der Alten. Sie alle würden schon rechtzeitig sehen, wenn die Siegerin aus dem Labyrinth trat.
    Eine noch junge Kriegerin wandte sich an ihre Nachbarin.
    »Auf wen hast du gewettet, Schwester?« Sie kannte die Frau nicht, die während der ganzen Wartezeit kein einziges Wort gesagt hatte. Die junge Amazone wunderte sich, dass am Körper der Frau nicht eine einzige Narbe zu sehen war. Ungewöhnlich für eine Kriegerin… selbst sie hatte in ihren jungen Jahren bereits so manche Wunde erdulden müssen.
    »Ich schließe keine Wetten ab.« Die Antwort war abweisend und einsilbig, also ließ die junge Kriegerin es dabei bewenden. Dennoch kam ihr diese Schwester merkwürdig vor. Zu welchem der Clans mochte sie gehören? Es schien, als würde sie hier überhaupt niemand kennen. Ein Schrei, der von der Alten ausgestoßen worden war, riss sie aus ihren Überlegungen.
    »Ich kann sie hören! Unsere neue Anführerin kommt!«
    Niemand sonst hatte etwas gehört. Die Alte war sicher nicht mehr so ganz richtig im Kopf. Doch nur einen Augenblick später geschah es.
    Wie von einem Katapult abgefeuert flog eine Kugel aus dem Labyrinth. Überall war das Geräusch von Schwertern zu vernehmen, die aus der Scheide gerissen wurden. Doch die Überraschung wich schnell einer allgemeinen Verblüffung.
    Die Kugel schlug nahe der jungen Amazone auf dem Boden auf - exakt vor den Füßen der unbekannten Kriegerin. Gelassen bückte diese sich, hob das merkwürdige Geschoss auf und hielt es so hoch, dass alle sehen konnten, worum es sich tatsächlich handelte.
    »Hübsch.« Die Stimme der Kriegerin klang belustigt, als sie Eklas abgetrennten Kopf in die Runde hielt. »Ich nehme mal an, hierbei handelt es sich kaum um die Siegerin.«
    Eklas Gefolgsleute stimmten ein Wehgeschrei an - die anderen jubelten ohrenbetäubend laut auf. Die Entscheidung war also tatsächlich gefallen. Eine laute Stimme kam direkt vom Ausgang her.
    »Gut gesagt, Schwester. Denn die Siegerin bin ich - Tigora!« Die Kriegerin sah müde aus, kaum ein Körperteil an ihr, der nicht Schürf- oder Fleischwunden aufwies; ihr Lederpanzer war gespickt mit den Giftdornen… doch sie hatte das Labyrinth überwunden.
    Ihre Clansmitglieder stürmten auf Tigora zu. Von allen Seiten hörte man den so typischen Klang der Schwerter, die gegen Schilde oder Lederpanzer geschlagen wurden. Die einzige Kriegerin, die sich daran nicht beteiligte, war die fremde Amazone, die noch immer den Kopf der Unterlegenen in der Hand hielt. Langsam schritt sie in Richtung der jubelnden Siegerin. Je näher sie Tigora kam, um so deutlicher wurde, wie sich vor ihr eine Gasse bildete, die ihr unbehelligtes Geleit gab. Es war, als würden die Kriegerinnen instinktiv vor der Fremden zurückweichen. Als sie schließlich vor der neuen Anführerin stehen blieb, erstarben alle Jubelschreie auf der

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