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0890 - Stygias Plan

0890 - Stygias Plan

Titel: 0890 - Stygias Plan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer
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beide Kriegerinnen im Labyrinth waren - mit einer schweren Steinplatte verschlossen wurde. Bevor die hagere Kriegerin den Irrgarten der Qualen betrat, wandte sie sich für einen Moment ihrer Gegnerin zu. Tigora sah die stechenden Augen ihrer Widersacherin, ihre hakenförmig hervorstechende Nase, die an einen Aas fressenden Vogel der Hölle erinnerte. Dieser Blick war eindeutig.
    Er versprach den Tod…
    ***
    Das dumpfe Grollen in ihrem Rücken endete mit einem Ton, in dem eine Menge Endgültiges lag. Der Eingang zum Labyrinth war nun verschlossen - es hatte ein Dutzend Amazonen gebraucht, den schweren Stein zu bewegen, der dafür sorgte, dass niemand auf die Idee kam, sich hier in Sicherheit zu bringen.
    Es gab nun nur noch den Ausgang, der irgendwo am anderen Ende dieses Irrgartens lag.
    Tigora erinnerte sich an die Rechte-Hand-Regel , mit der man mit Sicherheit diesen Ausgang finden würde - immer rechts halten, was auch geschah, dann musste man das Labyrinth knacken. Doch was erwartete sie in diesem Irrgarten der Hölle? Da er ähnliche Eigenarten wie die Schwefelklüfte besaß, nur auf kleinerer Fläche, mochte die Rechts-Regel hier außer Kraft gesetzt sein. Oder? Tigora beschloss, es zumindest nach diesem Prinzip erst einmal zu versuchen.
    Sie hielt sich in der Mitte des Ganges, denn links und rechts von ihr glänzten unzählige Gifttropfen an den Spitzen der Dornenwände. Und vor ihr - irgendwo auf sie lauernd - war Ekla. Tigora packte den Griff ihrer breiten Schwertklinge fester. Ekla würde sich ihr niemals im offenen Kampf stellen, denn sie wusste, dass Tigora ihr da weit überlegen war. Der Angriff würde verdeckt erfolgen, hinterlistig, heimtückisch, wie es Eklas Art war.
    Die erste Abzweigung nahm Tigora mit aller Vorsicht. Nach allen Seiten hin absichernd hielt sie sich rechts. Wenn Ekla die andere Richtung gewählt hatte, dann mochte es sein, dass sich die Kriegerinnen erst am Ausgang wieder begegneten. Vorausgesetzt, sie würden die Fallen beide überleben.
    Der Instinkt der Kriegerin schlug heftig an.
    Vor ihr, sicher nur zwei oder drei Schritte entfernt, wartete der Tod auf Tigora. Alles sah normal aus, wenn man hier diesen Begriff verwenden mochte. Tigora griff in eine der Außentaschen, die ihr ledernes Wams besaß. Ihre Sekundantinnen hatten den Kopf geschüttelt, als sie sahen, wie Tigora Kieselsteine eingesteckt hatte. So ein Unfug! Doch nun konnten die kleinen Steinchen wertvolle Dienste leisten.
    Tigora warf ein paar davon vor sich auf den Boden. Sie verschwanden in einer Tiefe, die kein Auge wahrnehmen konnte. Die erste Falle… Tigora fuhr fort. Stein auf Stein verschwand, immer ein wenig weiter geworfen, bis schließlich der letzte von ihnen wieder auf real vorhandenen Boden stieß und liegen blieb.
    Der Spalt, der sie in ein unergründliches Nichts hatte werfen sollen, war breit. Doch nicht so breit, um für die Amazone unüberwindbar zu sein. Tigora machte ein paar Schritte zurück - der Anlauf sollte reichen, dann sprintete sie los und sprang. Sie kam hart auf sicherem Untergrund auf, machte eine Rolle vorwärts, kam federnd wieder hoch, nach allen Seiten hin sichernd.
    Ganz intuitiv, ohne darüber nachdenken zu müssen, hatte sie ihr breites Schwert gezogen, das sie beim Sprung über die Grube am Wehrgehänge befestigt hatte. Tigora zuckte zusammen, als etwas gegen ihre Lederpanzerung schlug. Am linken Oberarm glänzte dort etwas milchig. Tigora wischte es mit dem Handschuh ab und spürte eine eisige Kälte, die sich in ihrem Nacken ballte.
    Ein Giftdorn! Aber sie war den Gewächsen doch nicht zu nahe gekommen? Wie konnte das sein?
    Die Antwort bekam sie sofort, als aus der Hecke rechts von ihr eine Schlingpflanze wie eine wütende Schlange nach vorne zuckte - direkt auf Tigoras Gesicht zu. Die Amazone duckte sich, riss das Schwert hoch, und traf. Der Rankentrieb fiel zuckend zu Boden - an seiner Spitze der todbringende Dorn, bewaffnet mit seiner liquiden Fracht. Ein weiterer Schlag traf Tigoras Rücken. Der Lederpanzer hielt gegen die Dornen Stand, doch es gab ausreichend Stellen an ihrem Körper, die nicht so geschützt waren. Nur eine Frage der Zeit, bis sie wirklich und effektiv getroffen würde.
    Tigora spurtete los. Hinter ihr registrierte sie das Zischen der Schlingpflanzen, die wie von Federn abgeschossen nach ihr greifen wollten. Tigoras Schwert hieb nach links und rechts, kappte zahllose der giftigen Peitschenstränge. Irgendwie gelang es ihr so, den ganzen Gang hinter sich

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