0897 - Ein Hauch von Magie
durchschlagen. Eigentlich kommen dafür nur Transformgeschosse in Frage."
„Einen Augenblick!" sagte Gavro Yaal.
Er fühlte sich momentan überfordert, denn er hatte nicht damit gerechnet, daß der Gegner unangreifbar sein könnte. Den Einsatz von Transformbomben mit ihrer verheerenden Wirkung erwog er auf einer bewohnten Welt erst gar nicht. Folglich konnte er nichts gegen die Projektorstation tun. „Wir schießen überhaupt nicht!" entschied er. „Ansonsten gehen wir wie geplant vor! Sobald die Projektorstation eingekreist ist, werde ich allein und unbewaffnet einen Kontaktversuch unternehmen."
„Das wird aber gefährlich, Gavro!" wandte Kynon ein. Er stammte von Marsgeborenen ab. „Wir haben keine andere Wahl", erwiderte Gavro.
Nicht, wenn wir vor unseren eigenen ethischen Grundsätzen bestehen wollen! fügte er in Gedanken hinzu.
Die hohen ockerfarbenen Hügel öffneten sich zu einem weiten, oval geformten Tal von etwa fünfzehn Kilometern Länge und acht Kilometern Breite. In der Mitte gab es eine Vertiefung, in der eine stählern schimmernde, etwa fünf Meter durchmessende Kugel lag, deren Oberfiäche durch zahllose kleine Öffnungen durchbrochen war, aus denen hellgrüne Kristalle ragten.
Und die gesamte Kugel war von einem kaum sichtbaren Flimmern umgeben. „Halt!" befahl Gavro Yaal.
Die Flugpanzer hielten fast schlagartig an. Die Raumlandespezialisten schwebten noch ein paar Meter weiter, dann sanken sie zu Boden.
Eine Space-Jet näherte sich von rechts, ließ sich bis fast zum Boden des Tales absinken und raste dicht über die Kugel dahin, eine gelbe Staubfahne hinter sich herziehend. Dort, wo der Staub das Flimmern berührte, verschwand er spurlos. „Was sollte das?" fragte Gavro Yaal zornig. „Wer hat sich diese Provokation geleistet?"
„Das war ich, Taklish Maier!" kam die Antwort. „Ich habe absichtlich provoziert, um herauszufinden, wie die Unbekannten reagieren."
„Sie haben nicht reagiert", stellte Yaal fest. „Aber sie hätten möglicherweise deine Space-Jet zerstören können, Taklish. Ab sofort gibt es keine Eigenmächtigkeiten mehr! Das gilt für alle!"
Als auf der gegenüberliegenden Seite des Tales die Flugpanzer der Einsatzgruppen Rahnert, Crumbler, Merweihn und Kuklow heranschwebten, befahl Gavro Yaal den Besatzungen, ebenfalls anzuhalten.
Danach erklärte er: „Ich fliege jetzt zur Projektorstation hinüber. Sollte mir etwas zustoßen, übernimmt Stania Fai-Tieng das Kommando. Stania, du solltest natürlich möglichst keine Gewalt anwenden, aber wenn du das Kommando hast, liegt die Entscheidung über alle weiteren Maßnahmen allein bei dir."
„Ich weiß nicht, was ich tun soll, wenn dir etwas zustößt", erwiderte die Raumlandespezialistin. „Deshalb habe ich dich zu meiner Nachfolgerin bestimmt", sagte Gavro Yaal. „Wenn du nämlich jetzt schon gewußt hättest, wie du reagieren würdest, wärest du fehl am Platze."
„Viel Glück, Gavro!" sagte Stania Fai-Tieng. „Danke!" erwiderte Gavro Yaal.
Er schaltete seinen IV-Schirm ab und startete wieder. Langsam und geradlinig flog er auf die stählern schimmernde Kugel unter ihrem flimmernden Schutzschirm zu.
Das Auge des Urten leuchtete nicht mehr, als Dorania das Dunkle Land überflog, um in der Ruhe und Abgeschiedenheit des Nordlands ihre Verwirrung zu überwinden.
Dorania kam von Shakgor-Thalif, wo sie während des Königsturniers gegen die Stellvertreterinnen Bruilldanas gekämpft hatte. Aber sie hatte genausowenig selber gekämpft wie die regierende Königin - und das hatte einen guten Grund.
Jede Jungkönigin der Ansken verfügte über eine mehr oder weniger starke Königin-Aura. Für den Fall, daß eine von ihnen plötzlich das Amt der Königin aller Ansken antreten mußte, hatte sie alle Anstrengungen darauf zu richten, ihre Aura zu verstärken, damit sie nicht nur die Ansken ihres Stammes in sich bettete, sondern so bald wie möglich alle Ansken von Datmyr-Urgan einschloß.
Von Zeit zu Zeit aber kam es vor, daß eine Jungkönigin schon vor der Krönung - beziehungsweise unabhängig von einer möglichen Krönung - eine urnfassende Aura entwickelte und damit praktisch in die Lage versetzt wurde, alle Ansken in die sogenannte Alles-Bettung einzubeziehen, in der die Einzelwesen aller Stämme sich geborgen und geleitet fühlten.
Aber eine Jungkönigin durfte von dieser Gabe keinen Gebrauch machen, weil das die einzige Alles-Bettung zerstört und zur totalen Desorientierung der Einzelwesen geführt hätte.
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