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0897 - Zwei wie die Hölle

0897 - Zwei wie die Hölle

Titel: 0897 - Zwei wie die Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich hinmurmelte, mit Papier raschelte und sagte: »Ich denke, wir haben da eine Spur gefunden.«
    »Das wäre super.«
    Der Kollege mußte sich erst räuspern. Vielleicht wollte er es auch spannend machen, jedenfalls dauerte es eine Weile, bis er wieder anfing. »Ich habe mal das Gebiet nördlich von London durchforstet, wie du es angegeben hast, Suko. Zudem ist mir eingefallen, daß die Kollegen von der zentralen Datei der Stadt hin und wieder Überstunden machen. Ich habe da einen Bekannten. Wie das Leben so spielt, hatte er zufällig Nachtschicht.« Suko verdrehte die Augen, ihm ging die umständliche Erklärerei auf den Wecker, aber Shao beruhigte ihn durch entsprechende Handbewegungen. »Ich habe mich mit dem Kollegen kurzgeschaltet, und der hat seinen Computer ebenfalls in Betrieb gesetzt. Nördlich von London gibt es einige Heime, auch wenn man den Umkreis nicht zu weit zieht. Zieht man die kirchlichen und eine Anzahl der staatlichen ab, bleiben letztendlich noch die privaten. Darauf zielte deine Anfrage ja. Es gibt ein privates Heim nördlich von London, und zwar in der Nähe von Luton.«
    »Das könnte zutreffen«, sagte Suko, der es nicht mehr aushielt.
    »Richtig. Es geht noch weiter. Ich habe herausgefunden, daß es von einem Geschwisterpaar geleitet wird. Oder der Kollege fand es heraus. Die beiden heißen Stark.«
    »Hervorragend.«
    »Gut, nicht?«
    »Wunderbar. Hast du noch mehr herausgefunden?«
    »Nun ja, irgendwo schon. Die beiden Besitzer oder Betreiber sind nicht negativ aufgefallen. Nach Einzelheiten darfst du mich nicht fragen. Ich weiß nicht, wie viele Kinder in diesem Heim sind, das müßt ihr herausfinden. Ich kann euch noch den Namen nennen. Es heißt Sunplace.«
    »Sonnenplatz?«
    »Ja.«
    »Da werden wir mal sehen, ob es tatsächlich so sonnig ist, wie du gesagt hast.«
    »Wenn nicht, übernehme ich dafür keine Verantwortung.«
    »Das kann ich mir denken. Jedenfalls danke ich dir. Und eine Flasche Whisky werde ich dir zukommen lassen.«
    »Lieber zwei. Einen für meinen Freund.«
    »Auch das. Viel Spaß noch.«
    »Klar, bei der Nachtschicht…«
    Suko klatschte in die Hände. »Nun, Freunde, ist das was?«
    »Und ob«, sagte ich, »und ob. Wir werden uns den Sonnenplatz mal näher anschauen und…«
    »Ihr wollt ins Heim?«
    Die Stimme des Jungen hatte uns erschreckt. Keinem war aufgefallen, daß Gordy das Bett verlassen hatte. Er stand im Zimmer, rieb seine Augen und blickte uns an.
    »Ja, Gordy«, sagte ich, »wir wollen hin.«
    »Aber ich will nicht mehr zu denen.«
    »Das brauchst du auch nicht. Wir sind jetzt bei dir. Nur werden wir uns gemeinsam dort einmal umschauen.«
    Gordy nickte.
    »Wann sollen wir fahren?« fragte ich.
    Der Junge hob die Schultern. »Ist mir egal. Ich kann sowieso nicht mehr richtig schlafen.«
    Suko stand schon auf. »Packen wir es«, sagte er.
    ***
    Wir hatten die Tiefgarage verlassen und waren hineingefahren in das ruhige London, das im Februar relativ touristenlos war; das ungemütliche Wetter schreckte halt ab.
    Suko hatte sich angeboten, den Rover zu fahren. So hatte ich mich mit Gordy in den Fond gesetzt, was ihm auch guttat, denn mich kannte er mittlerweile.
    Der Junge verhielt sich ruhig. Er war aber nicht schläfrig. Sein Blick zeigte Aufmerksamkeit. Immer wieder blickte er durch die Fenster nach draußen, als wollte er genau prüfen, wohin wir fuhren. Er trug seinen winterlichen Anorak mit dem Futter, hatte das Kleidungsstück aber nicht geschlossen und spielte mit dem flachen Griff des Reißverschlusses, das er gegen seinen Fingernagel klicken ließ.
    Ich wollte nicht, daß er an seinen eigenen Gedanken »erstickte« und verwickelte ihn in ein Gespräch. »Du warst noch nie hier in London. Abgesehen von den letzten Tagen.«
    »Ja.«
    »Immer im Heim?«
    Er hob die Schultern. Für mich war es eine Geste, die nicht nur Nichtwissen ausdrückte, sondern auch Verzweiflung, denn Gordy quälte sich, das stand fest. Zudem begann ich mir die Frage zu stellen, was wir mit ihm machen sollten. Er war elternlos, man hatte ihn ins Heim gesteckt, zurück wollte er nicht mehr und so fragte ich mich, wie seine Zukunft aussah.
    Eine Antwort konnte ich darauf nicht geben. Jedenfalls mußten wir für ihn einen lebenswerten Platz finden, was sicherlich nicht leicht sein würde. Gordys Vergangenheit war für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Zudem traf er auch selbst keine Anstalten, die Siegel zu lösen. Er schwieg sich aus, was seine Vergangenheit anging, und das

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