0898 - Todesruf der Alten Göttin
Ted?«
»Welche meinst du?«
»Daß wir noch bis zum Horst nach London kommen.«
»Keine Ahnung.«
»Ich sehe sie nicht als sehr groß an. Wir sollten versuchen, vorher zu landen und jedes andere Risiko vermeiden.«
Kling sagte zunächst nichts. Er strich gedankenverloren über den Bügel seines Kopfhörers, schaute wieder nach vorn und gleichzeitig nach unten, wobei er vor ihnen und in südlicher Richtung eine schimmernde Lichtinsel auf dem Boden sah. »Da vorn liegt Luton«, meinte er, »und wenn mich nicht alles täuscht, gibt es da einen Flughafen. Bis zu ihm werden wir wohl kommen - oder?«
Don Ricken nickte. »Das wäre eine Chance.«
Ted Kling räusperte sich. »Don, mal ehrlich. Wir sind beide keine Neulinge in diesem Geschäft. Man hält uns für erfahren genug, auch Staatsgäste zu fliegen. Wir verlieren nicht die Nerven und haben schon manch brenzlige Lage gemeistert. Aber mit dieser komme ich nicht zurecht. Das ist etwas anderes…«
»Wie meinst du das?«
Kling ließ sich mit der Antwort Zeit. »Auch wenn du mich auslachst, Don, aber ich habe so ein verdammt komisches, ungewöhnliches und eigentlich auch nie erlebtes Gefühl…«
»Aha«, sagte Ricken nur, den Blick weiterhin auf die Instrumente gerichtet. »Welches denn?«
»Lach mich nicht aus, Don, aber ich habe den Eindruck, daß wir beide nicht mehr allein in der Maschine hocken. Mir ist, als hätten wir Besucher bekommen, unsichtbaren Besuch.«
Ricken schwieg. Er lachte auch nicht, verzog nicht mal die Lippen und blieb dabei.
»He, was ist denn?«
»Nichts.«
»Hältst du mich jetzt für übergeschnappt, Don?«
»Nein.«
»Sondern?«
»Ich kann es dir nachfühlen. Verdammt noch mal, ich kann es dir nachfühlen!« keuchte Ricken.
»Ich habe es dir nur nicht sagen wollen, Ted, aus Angst davor, daß ich ausgelacht werden könnte.«
Don hob die Schultern. »Es ist ja nicht zu glauben, nicht zu fassen, wie auch immer. Wir sind zwei erwachsene Menschen und haben beide das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Das geht nicht mit rechten Dingen zu. Da ist etwas anderes dazwischen gekommen.«
»Etwas Fremdes.«
»Stimmt.«
»Unerklärliches und Gespenstisches« sagte Kling. »Ich komme damit nicht zurecht.«
Sein Freund und Kollege schwieg. Dann sagte er: »Glaubst du an Geister?«
»Bis jetzt nicht.«
Ricken grinste. »Ich wollte auch nicht daran glauben, aber wenn sich außer uns noch jemand in diesem Hubschrauber befindet, was wir ja beide gespürt haben, dann können es einfach nur Geister sein. Es gibt keine andere Möglichkeit.«
Ted Kling stöhnte auf. »Scheiße«, sagte er. »Verdammt noch mal, wenn das jemand hört, wenn uns jemand jetzt zuhören könnte, wären wir sofort entlassen und könnten uns in der Klapsmühle einschreiben.«
»Trotzdem verlieren wir Sprit.« Er starrte wieder nach vorn und zuckte plötzlich zurück.
»Was hast du?«
Ricken schüttelte den Kopf. »Ich kann es nicht begreifen. Schau es dir an, Ted. Jetzt steht die Anzeige wieder auf halbvoll. Und so hat es auch sein müssen.«
»Ja, seltsam.«
»Eine Erklärung hast du nicht?«
»Nein.«
»Und dein Gefühl?«
Kling schaute über die Schulter, als könnte er dort etwas entdecken. »Ist noch nicht verschwunden« gab er zu. »Ich denke immer wieder daran, daß wir beide nicht allein sind. Da ist etwas, Don, und dieses Etwas wird auch bleiben.«
»Gut. Was machen wir? Fliegen wir bis London durch, oder landen wir auf dem Flughafen von Luton zwischen?«
»Nicht durchfliegen, würde ich sagen - oder?«
»Dafür bin ich auch«, sagte Ricken.
»Dann ist ja alles klar.«
Nichts war klar, gar nichts, denn einen Moment später spürten beide Männer den eisigen Hauch, der durch die Kabine wehte, und auch an ihren Gesichtern entlang strich. Etwas schien sie einfrieren zu wollen.
»Was ist das?« hauchte Ted.
»Keine Ahnung.« Don Ricken hatte die Antwort geknirscht. Er wollte noch etwas hinzufügen, da aber blieben ihm die Worte buchstäblich im Hals stecken, denn er wollte nicht glauben, was er sah.
Vor oder in dem Hubschrauber zeichneten sich plötzlich zwei Gesichter ab.
Das eines Mannes und das einer Frau!
***
Die beiden Piloten taten nichts. Nicht etwa, weil sie es nicht wollten, sie fühlten sich einfach nicht in der Lage dazu, denn sie hatten den Eindruck, daß ihnen eine andere Kraft die Führung aus den Händen genommen hatte. Sie kamen sich vor wie Statisten, die von einem Regisseur in den Hintergrund der Bühne gestellt worden
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