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09 - Befehl von oben

09 - Befehl von oben

Titel: 09 - Befehl von oben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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wieder zurückschreckte. Die Fernsehkameras folgten dem Trio, zwei lebend, einer tot, die Stufen hinab bis zur Ambulanz, durch deren offene Türen ein Stapel solcher Säcke erkennbar war. Die Träger reichten den neuen sanft herüber, Profis, die dem Körper, dem die Welt der Lebenden keinen Beistand mehr gab, Erbarmen und Mitgefühl zeigten. Dann zogen sie wieder die Stufen hinauf, um den nächsten zu holen.
Im Lagebesprechungsraum war es still geworden, da aller Augen dasselbe Bild in sich aufnahmen. Ein paar tiefe Atemzüge wurden getan, und die Augen, für Tränen noch zu stählern oder schockiert, wandten sich paarweise ab, um die polierte Tischplatte anzustarren.
»Was ist jetzt sonst noch zu tun?« fragte Jack.
Mit einemmal war er völlig erschöpft. Das frühere Rasen seines Herzens im Angesicht des Todes und aus Sorge um seine Angehörigen und vor Schmerz um den Verlust forderte jetzt seinen Tribut.
Er fühlte sich ausgelaugt, die Arme hingen an ihm herab, als wären die Ärmel aus Blei, und plötzlich konnte er auch kaum noch den Kopf hoch halten. Es war jetzt 23.35 Uhr, nach einem Tag, der um 4.10 Uhr begonnen hatte, angefüllt mit Interviews über ein Amt, das er gerade mal acht Minuten innehatte, bis zur abrupten Beförderung.
Der Adrenalinrausch war nun vorbei; daß er zwei Stunden gedauert hatte, verstärkte jetzt nur die Erschöpfung. Er blickte mit einer Frage in die Runde, die wichtig erschien: »Wo schlafe ich heute?«
Nicht hier, entschied er augenblicklich. Nicht im Bett eines Toten, auf dem Laken eines Toten, nur wenige Schritte entfernt von den Kindern eines Toten.
Er mußte bei seiner eigenen Familie sein.
Er mußte seine eigenen Kinder ansehen, wie sie schliefen, denn Kinder durchschliefen alles; dann mußte er die Arme seiner Frau um sich spüren, denn das war die eine Konstante in Ryans Welt, die eine Sache, die sich nie ändern durfte, allen gewaltigen Ereignissen zum Trotz, die über ein Leben hereingebrochen waren, das er weder angestrebt noch erwartet hatte.
Die Secret-Service-Agenten blickten einander in gegenseitiger Verwirrung an, ehe Andrea Price sprach und das Kommando übernahm, was ihrer Natur entsprach und jetzt ihr Job war.
»Marines-Kaserne? Eighth, Ecke First?«
Ryan nickte.
»Im Moment das Richtige.«
Price sprach ins Funkmikrofon, das am Kragen ihres Jacketts steckte.
»SWORDSMAN in Bewegung. Bringt die Wagen zum Westeingang.«
Die Agenten vom Detail standen auf. Wie eine Person knöpften sie die Mäntel auf, und als sie durch die Tür nach draußen kamen, griffen ihre Hände nach ihren Pistolen.
»Wir schmeißen Sie um fünf wieder raus«, versprach van Damm und fügte hinzu: »Sehen Sie zu, daß Sie den Schlaf bekommen, den Sie brauchen.«
Die Antwort war ein kurzes, leeres Starren, als Ryan den Raum verließ. Dort legte ihm ein White-House-Pförtner einen Mantel um - zu fragen, wem er gehörte oder woher er war, kam Jack nicht in den Sinn. Er stieg hinten im Chevy Suburban ein, der sofort losfuhr, ein gleicher Wagen voraus und drei weitere hinterher. Dem Ausblick hätte Jack sich entziehen können, nicht aber den Geräuschen, denn das Heulen der Sirenen durchdrang selbst das Panzerglas, und wegzusehen wäre ohnehin Feigheit gewesen.
Das Leuchten des Feuers war abgeklungen, ersetzt durch das WarnlichtGefunkel zahlloser Einsatzfahrzeuge, viele davon unterwegs, die meisten aber im Stillstand auf und um den Hill herum. Die Fahrzeugkolonne eilte zügig nach Osten und kam zehn Minuten später bei der Marines-Kaserne an. Hier war jetzt jedermann auf, korrekt in Uniform, und jeder Marine in Sichtweite trug offen ein Gewehr oder eine Pistole. Zackig wurde salutiert.
*
    Das Haus des Marine-Corps-Kommandanten stammte vom Anfang des neunzehnten Jahrhunderts - eines der wenigen Amtsgebäude, die von den Briten nach der Eroberung von Washington 1814 nicht niedergebrannt worden waren. Der Kommandant aber war tot. Der Witwer, dessen Kinder erwachsenen waren, hatte hier bis zu diesem letzten Tag allein gelebt. Jetzt stand auf der Veranda ein Colonel in gebügeltem Kampfanzug, Pistolengurt um die Hüften, und ein ganzer Zug war ums Haus verteilt.
    »Mr. President, Ihre Familie ist oben, alles gesichert«, meldete Colonel Mark Porter sofort. »Wir haben eine volle Schützenkompanie zum Geländeschutz eingesetzt, und eine weitere ist unterwegs.«
    »Medien?« wollte Price wissen.
»Diesbezüglich hatte ich keinen Befehl. Meine Order lautete nur, unsere Gäste zu beschützen. Im Umkreis von

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