09 - Befehl von oben
Drei Agenten des Detail erwiesen sich als Immigranten, deren persönliche Einzelheiten nicht leicht geprüft werden konnten. Einer war in Frankreich geboren, nach Amerika in den Armen seiner Mutter gekommen. Eine weitere stammte aus Mexiko, tatsächlich illegal mit ihren Eltern gekommen; sie hatte später ihren Status legalisiert und sich als Genie in der Abteilung Technical Security hervorgetan - und als wild entschlossene Patriotin im Team. Da blieb >Jeff< Raman als Agent mit fehlender Dokumentation, leicht erklärbar durch den Flüchtlingsstatus, den seine Eltern angaben.
In mancherlei Hinsicht war es zu leicht. In den Aufzeichnungen war festgehalten, daß er im Iran geboren und nach Amerika eingewandert war, als seine Eltern beim Sturz des Schahs flüchteten. Seitdem wies jeder Indikator darauf hin, daß er seinem neuen Heimatland voll angepaßt war, besonders der Erwerb einer fanatischen Begeisterung für Basketball, die im Service zur halben Legende wurde. Er verlor fast nie eine Wette zu einem Spiel, und der Witz kursierte, daß ihn vor wichtigen Spielen berufsmäßige Glücksspieler nach den Chancen fragten. Er war auch stets dabei, nach Dienstschluß ein Bier mit den Kollegen zu genießen. Er hatte einen hervorragenden Ruf als Agent im Felde, war unverheiratet, aber das war beim Secret Service nicht ungewöhnlich. Man hatte ihn in Frauenbegleitung gesehen, aber darüber verlor er wenig Worte. Wenn er ein Privatleben hatte, war es ruhig. Sicher war, daß er nicht den geringsten Kontakt zu anderen Einwanderern oder Ausländern aus dem Iran hatte, daß er nicht religiös war, daß er nicht einmal den Iran bei Unterhaltungen erwähnte, außer daß er dem Präsidenten mal gesagt hatte, die Religion habe seiner Familie so viel Leid zugefügt, daß er das Thema gerne beiseite ließe.
Inspektor O'Day, von Direktor Murray mit den empfindlichen Fällen betraut, war von dieser oder anderen Geschichten nicht beeindruckt. Er beaufsichtigte die Untersuchung. Er nahm an, sein Gegner, fall der existierte, würde Experte sein, daher war für ihn die plausibelste und schlüssigste Identität nur eine potentiell zu prüfende Tarnung. Besser als das, hier waren die Regeln aufgehoben. Das hatte Agent Price selbst festgelegt. Das örtliche Untersuchungsteam suchte er selber in der Zentralabteilung und dem Washington Field Office aus. Den Besten teilte Aref Raman zu, der jetzt günstigerweise in Pittsburgh war.
Dessen Mietwohnung im Nordwesten D.C.s war bescheiden, aber bequem. Der Einbruchalarm war kein Problem. Unter den gewählten Agenten war ein technischer Zauberer, der nach zwei Minuten die Schlösser öffnete, das Bedienungsfeld erkannte und den Herstellerkode eingab - die hatte er alle auswendig gelernt -, um das System stillzulegen. Diese Vorgangsweise hieß früher >Job mit den schwarzen Taschen<, ein überholter Ausdruck, wenn auch die Tätigkeit selbst es nicht war.
Jetzt nannte man sie >Spezialoperationen<, und das konnte alles heißen. Zuallererst wurde die Wohnung auf der Suche nach Fallen fotografiert: anscheinend unschuldige oder willkürliche Objekte, deren geringste Verlagerung dem Bewohner verraten hätte, daß jemand eingedrungen wäre. Das konnten Dinge sein, deren Entdeckung und Vereitelung teuflisch schwierig sein könnte, aber alle fünf Agenten waren Mitglieder des FCI, Abteilung für Spionageabwehr im FBI, sowohl augebildet als auch trainiert durch berufsmäßige Spooks. Die Durchsuchung der Wohnung würde
Stunden feinfühligster Arbeit erfordern. Sie wußten, mindestens fünf weitere Teams machten bei anderen potentiell Verdächtigen das gleiche.
Der PC-3C schwebte am Rande der Radardeckung des indischen Schiffsverbands, hielt sich niedrig und rumpelte durch die aufgewühlte Luft über der warmen Oberfläche des Indischen Ozeans. Sie verfolgten dreißig Radarquellen von neunzehn Objekten. Die mächtigen, niederfrequenten Suchradare bereiteten ihnen die meisten Sorgen, wenn auch die Bedrohungssensoren hier und da einen Hauch von SAM-Lenkradar aufnahmen. Angeblich führten die Inder eine Übung durch, ihre Flotte war nach langer Wartungspause wieder auf See. Problematisch war, daß sich Manöver zur Prüfung der Bereitschaft überhaupt nicht von Kampfvorbereitungen unterscheiden ließen. Die vom ELINT-Team an Bord aufbereiteten Daten wurden direkt zu Anzio und den anderen Geleitschiffen des Sonderverbands Comedy, wie die Seeleute die vier Bob Hopes mit Eskorte zu nennen begannen, durchgegeben.
Der
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