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1406 - Der neue Baphomet

1406 - Der neue Baphomet

Titel: 1406 - Der neue Baphomet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Sophie Blanc konnte es nicht. Sie war eigentlich recht schnell eingeschlafen, jetzt aber saß sie auf dem Bettrand und schaute zum Fenster hin, das als rechteckiger Ausschnitt die Wand unterbrach.
    Die blondhaarige Frau hatte sich einen leichten Morgenmantel überzogen. Sie schaffte es nicht, ihren Blick vom Fenster zu lösen.
    Dahinter lag die Bühne, auf der sich das Geschehen abspielte, unter der Regie einer entfesselten Natur.
    Sophie fragte sich, ob dieser Orkan bereits zu den ersten Frühjahrstürmen gehörte. So ganz wollte sie daran nicht glauben, denn der äußerst kalte Winter hielt Europa in seinen Klauen.
    Schnee über Schnee. Vom Nordkap bis tief nach Italien hinein, und auch der Süden Frankreichs war nicht verschont geblieben. Momentan brachte der Sturm keinen Schnee, aber der konnte noch folgen.
    Die Wolken am Himmel waren zu Spielbällen geworden. Hinzu kam das ungewöhnliche Licht. Eigentlich hätte es finster sein müssen, aber der Himmel zeigte ein sehr fleckiges Gebilde aus fahlem Licht und finsteren Wolkenbergen.
    Die Frau strich über ihre Stirn. Tanzende Schatten huschten von außen über die Scheibe hinweg. Die Bewegungen wurden auch in das Zimmer gestreut, wo sie auf dem Boden tanzten und an den Wänden ihre lautlosen Spuren hinterließen.
    Geister schienen ihre Wolkenhäuser verlassen zu haben, um sich auf der Erde auszutoben. Die Luft war kalt, und sie schien elektrisch geladen zu sein.
    Auch im Haus waren die Geräusche zu hören. Sie übertönten das leise Summen der Heizung. Wer in dieser Nacht und bei diesen Geräuschen schlief, der musste wirklich ein gutes Nervenkostüm haben. Die meisten Templer waren sicherlich wach geworden, doch sie verhielten sich ruhig. Es gab keinen, der durch die Gänge schritt, jedenfalls war nichts zu hören.
    Sophie Blanc, die einzige Frau in dieser Männergesellschaft, spürte eine gewisse Unruhe in sich. Sie glaubte nicht daran, dass nur der Sturm sie geweckt hatte. Da war noch etwas anderes, über das sie allerdings rätselte. Man konnte es als eine innere Unruhe bezeichnen, als einen Motor, der angeworfen worden war und nun anfing, langsam rund zu laufen.
    Etwas stimmte nicht.
    Wenn sie sich umschaute, war alles normal, und es hatte auch nichts mit dem Sturm zu tun; es gab etwas, was dahinter lag und bei dem Sophia Probleme hatte, es richtig zu fassen. Sie wollte nicht von einer Botschaft sprechen, dazu war es noch zu früh, aber es gab etwas, das sie nicht sah – dass sie noch nicht sah – und als Botschaft gedacht war.
    Sie blieb nicht mehr auf dem Bett sitzen und bewegte sich auf das Fenster zu. Ihre Schritte waren nicht zu hören, weil das Heulen des Sturm einfach zu stark war.
    Je näher sie der Scheibe kam, um so deutlicher sah sie die Schattengeister, die über das Glas tanzten. Als sie stehen blieb, da streifte ihr Blick über den Garten hinweg, dessen Mauer nicht so hoch war, als dass sie die erste Etage erreicht hätte.
    Sophia ließ sich nicht mehr von den flüchtigen Gebilden auf dem Glas irritieren. Ihr Blick galt dem Himmel, der zu einer Bühne geworden war, auf der die Bilder ständig wechselten. Sie fühlte den Zwang, dorthin zu schauen. Es war ungemein wichtig, das sagte ihr eine innere Stimme, und sie hatte sich auch vorgenommen, einige Minuten zu warten und nur zu schauen.
    Das faszinierende Spiel der Wolken zog auch sie in ihren Bann. Allerdings wollte sie sich nicht zu sehr ablenken lassen, denn irgendwie ging sie immer noch davon aus, dass ihr möglicherweise eine Botschaft zugesandt werden sollte.
    Der Wind wehte und heulte. Stets erschienen neue Figuren am Himmel. Das Heulen hörte sich an, als wären zahlreiche Tiere auf einer wilden Jagd, und der Blick der Frau blieb weiterhin gegen den Himmel gerichtet, als könnte sie dort die Botschaft lesen, auf die sie wartete.
    War sie da?
    Etwas irritierte sie. Das Bild war kurz nach ihrer Frage aufgetaucht und hatte sich wie aus dem Nichts hervorgeschält. Wolken waren es nicht, denn die Formationen wurden nicht zerrissen, sondern blieben bestehen. Als gäbe es dort oben etwas, das sich gegen die mächtige Natur anstemmen wollte.
    Sie traute ihrem eigenen Blick nicht. Sie zog sich allerdings auch nicht wieder zurück und blieb am Fenster stehen.
    Nein, Wolken waren das nicht.
    Gebilde.
    Figuren!
    Menschen?
    Plötzlich fühlte sie sich von einer gewissen Aufregung gepackt.
    Jetzt war ihr klar, dass dieses Bild dort oben etwas mit ihr zu tun hatte. Mit ihr persönlich!
    War es echt?

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