09 - Befehl von oben
Rechnern erzeugten Kursverläufe. Der Rechner wußte vom GPS-System stets, wo sich sein Flieger befand. Daraus ergab sukzessive Peilung auf Radarechos die Ortung und ...
»Kursveränderung?«
»Negativ. System hat sie immer noch auf Kurs null-neune-null mit sechzehn Knoten. Die verlassen gerade den Kasten, Sir. Sie liegen jetzt 30 Meilen östlich von COMEDYS Kurs für die Seestraße.«
»Ich frage mich, ob die ihre Meinung geändert haben.«
*
»Ja, unsere Flotte ist auf See«, sagte ihm die Premierministerin. »Haben Sie die amerikanischen Schiffe gesehen?«
Die Regierungschefin Indiens war in ihrem Büro allein. Ihr
Außenminister war momentan abwesend, aber bereits auf dem Rückweg. Diesen Anruf hatte man vorausgesehen, aber nicht erhofft.
Die Lage hatte sich geändert. Präsident Ryan, so schwach sie ihn auch jetzt noch einschätzte - wer, außer einem Schwächling, hätte einem souveränen Land so gedroht? -, hatte ihr dennoch Angst eingejagt. Wie, wenn Daryaei die Seuche in Amerika in die Wege geleitet hätte? Sie hatte keine diesbezüglichen Beweise und würde solche Informationen auch nie suchen. Ihr Land konnte sich nie mit einer solchen Tat in Verbindung bringen lassen. Ryan hatte sie - wie oft, viermal? fünfmal? - um ihr Wort gebeten, daß die Marine Indiens die amerikanische Flottenbewegung nicht behindern würde. Aber nur einmal hatte er den Ausdruck Massenvernichtungswaffen gebraucht. Es war die tödlichste Redewendung im internationalen Dialog. Um so mehr, hatte ihr Außenminister gesagt, da Amerika nur eine Art solcher Waffen besaß und daher biologische und chemische Waffen betrachtete, als wären sie Kernwaffen. Das brachte sie auf eine weitere Gleichung. Flieger gegen Flieger, Schiff gegen Schiff, Panzer gegen Panzer - man beantwortete einen Angriff mit der gleichen Waffe, die der Gegner verwendete. Mit aller Gewalt und Wut, daran erinnerte sie sich auch. Ryan hatte offen erkennen lassen, daß er seine Handlungsweise der Art des angeblichen Angriffs durch die UIR angleichen würde. Zum Schluß mußte sie den irren Anschlag auf seine kleine Tochter bedenken. Schwacher Mann, der er sein mußte, war er doch ein wütender Schwächling, gerüstet mit Waffen, die alles an Gefährlichkeit in den Schatten stellten.
Daryaei war ein Narr, Amerika auf diese Weise zu provozieren. Hätte er bloß seinen Angriff auf Saudi-Arabien gestartet, um mit konventionellen Waffen auf dem Feld zu obsiegen - es wäre erledigt. Aber nein, er mußte versuchen, Amerika zu Hause zu lahmen, auf eine Weise zu provozieren, die reinster Wahnsinn war - und jetzt konnten sie und ihre Regierung und ihr Land involviert werden, erkannte sie.
Mit so etwas hatte sie nicht gerechnet. Ihre Flotte einzusetzen war Risiko genug - und die Chinesen, was hatten die schon getan? Eine Übung gestartet, vielleicht jene Maschine beschädigt - 5000 Kilometer entfernt! Was für ein Risiko trugen denn die? Gar keins! Daryaei erwartete viel von ihrem Land, und mit seinem Angriff direkt auf die Bürger Amerikas war es zuviel.
»Nein.« Sie wählte ihre Worte sorgfältig. »Unsere Flotteneinheiten haben amerikanische Flugpatrouillien gesichtet, aber nicht ein Schiff. Wir hörten, wie Sie vielleicht auch, daß ein amerikanischer Schiffsverband den Suez passiert, aber nur Kriegsschiffe, nichts anderes.«
»Sie sind sich dessen sicher?« fragte Daryaei.
»Mein Freund, weder unsere Schiffe noch unsere Marineflieger haben im Arabischen Meer irgendwelche amerikanischen Schiffe gesehen.« Der eine Überflug war schließlich mit von Land gestarteten MiG23S der indischen Luftwaffe erfolgt. Sie hatte ihren vorgeblichen Alliierten nicht angelogen. Nicht ganz. »Das Meer ist weit«, fügte sie hinzu.
»Aber so durchtrieben sind die Amerikaner nicht, oder?«
»Ihre Freundschaft wird nicht vergessen«, versprach ihr Daryaei.
*
»Aufgepaßt! Habe vier Flieger, die von Gasr Amu abheben«, sagte ein Captain an Bord des AWACS. Die neuentstandene UIR-Luftwaffe hatte auch trainiert, aber hauptsächlich über dem (neuen) Landesinneren, und das war sogar von dieser gehobenen Plattform aus schwer zu verfolgen.
Wer dies auch geplant hatte, machte seine Sache nicht schlecht. Das vierte Quartett aus Linienmaschinen war gerade in den saudischen Luftraum eingetreten, weniger als 200 Meilen von den aufsteigenden UIR-Jägern entfernt. An der Luftfront war es bisher ruhig geblieben.
Zwei Jägern hatte man in den letzten paar Stunden nachgespürt; die waren vom Flugprofil her
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