09 - Befehl von oben
Kuwait vorzurücken, und mit Glück hätte er nur die
Frontverbände zu decken, eine Aufgabe, mit der sich seine Leute
auskannten, besonders bei Tageslicht. Die Aufgabe würden sie in wenigen
Stunden erfahren.
Insgesamt 15 Scud-Raketen wurden Richtung Dhahran gestartet. Die
Schiffe von COMEDY zu erwischen wäre bestenfalls ein Glückstreffer
gewesen, und alle ankommenden Raketen wurden abgefangen oder stürzten
harmlos ins Meer in einer Nacht aus Krach und Feuerwerk. Das letzte der
Ladung - jetzt vor allem Laster - kam nun die Rampen herab, und Greg
Kemper legte die Feldstecher ab, als er die lange, braungestrichene Kolonne
im Morgennebel entschwinden sah. Wo sie hinfuhren, wußte er nicht. Was
er wußte, war daß rund fünftausend scheißwütende Leute der North
Carolina National Guard bereit waren, etwas zu tun.
Eddington war bereits mit seinem Brigadestab südlich von KKMC. Sein
WOLFPACK-Verband würde wohl nicht rechtzeitig eintreffen, um dort die
Schlacht aufzunehmen. Statt dessen leitete er ihn nach Al Artawiyah um,
einem der Flecken, die manchmal historische Bedeutung erlangen, weil dort
Straßen hinführen. Er war sich nicht sicher, ob das hier geschehen würde, erinnerte sich aber, daß Gettysburg ein Ort gewesen war, wo Bobby Lee für
seine Männer einige Schuhe bekommen wollte.
Während sein Stab die Arbeit aufnahm, zündete sich Eddington eine
Zigarre an und ging nach draußen, um zwei Kompanien seiner Männer bei
der Ankunft mit ihren Fahrzeugen anzutreffen. Die MPs verteilten sie auf
hastig ausgehobene Verteidigungsstellungen. Jäger kreischten über sie
hinweg. Sahen aus wie amerikanische F-15E. Okay, dachte er, der Feind
hatte ganz nette zwölf Stunden gehabt. Sollen sie daran festhalten. »Colonel!« Ein Staff Sergeant, Kommandeur eines Bradley, salutierte
aus seiner Luke heraus. Eddington kletterte rauf, sobald der Kampfwagen
stand. »Guten Morgen, Sir.«
»Wie geht es allen?«
»Verdammt bereit, Sir. Wo sind die?« fragte der Sergeant und nahm
seine staubbedeckte Schutzbrille ab.
Eddington streckte den Arm aus. »Rund 100 Meilen da lang, kommen
hier lang. Sagen Sie mir, wie sich die Truppe fühlt, Sergeant.« »Wie viele dürfen wir umbringen, bevor sie uns stoppen, Sir?« »Ist es ein Panzer, ein BMP oder ein Laster, töten. Ist es südlich der
Berme und hält eine Waffe, töten. Aber nicht Leute töten, die keinen
Widerstand leisten. Gegen die Regeln verstoßen wir nicht. Das ist wichtig.« »Uns ist's recht, Colonel.«
»Und gehen Sie mit Gefangenen kein unnötiges Risiko ein, klar?« »Nein, Sir«, versprach der Bradley-Kommandeur. »Werd' ich nich'.« Blackhorse rückte westwärts vor nach KKMC. Colonel Hamm schob
sein Kommando vor, 1., 2. und 3. Schwadron von Süden nach Norden
aufgereiht, jede mit 30 Kilometer Front. Die 4. (Flug-)Schwadron behielt er
im Sack, mit nur einigen Heli-Kundschaftern auf Suche voraus, während die
Bodenmannschaften ihrer Truppe vorauseilten, um eine vorgeschobene
Basis an einem Fleck einzurichten, den seine Front noch gar nicht erreicht
hatte. Hamm war in seinem M-4-Kommandowagen - natürlich als >Star
Wars (manche nannten es >God<) Track< bezeichnet.
Die Info seiner Vorauseinheiten kam langsam rein.
Das IVIS-System kam jetzt online in echter taktischer Umgebung. Inter-Vehicle Information System war ein Datennetz, mit dem die Army
seit rund fünf Jahren rumspielte. Es war nie unter Kampfbedingungen zum
Einsatz gekommen, und Hamm war stolz, daß er dessen Wert als erster
beweisen durfte. Seine Kommandoschirme im M-4 bekamen alles. Jedes
Einzelfahrzeug war gleichzeitig Quelle und Empfänger von Information. Es
begann damit, allen zu sagen, wo alle Freundeinheiten waren, dank GPS mit
metergenauer Präzision. Auf Tastendruck erhielt Hamm die Ortung jedes
seiner Kampfwagen auf einer Karte mit allen relevanten Details des Terrains. Mit der Zeit bekäme er ein ähnlich genaues Bild der Feindpositionen, und damit kam die Option, seine Schläge präzise zu setzen. Die 2. und 5. der Saudis waren im Nordwesten und rückten aus dem kuwaitischen Grenzbereich vor. Er hatte noch rund 150 Kilometer querfeldein vor sich, bevor er sich um Feindkontakt sorgen mußte, und die vier Stunden seines Aufmarschs ließen die Kontrolle seiner Einheiten und die Gerätefunktionen ausgiebig prüfen. Da hatte er keine Zweifel, aber der Drill mußte sein, denn Fehler auf dem Schlachtfeld, auch kleine, kamen
teuer zu stehen.
Reste der 4. saudischen Brigade versuchten sich nördlich von KKMC
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