09 - Befehl von oben
zu
sammeln. Es verblieben vielleicht zwei Kompanien aus Panzern und
Begleitfahrzeugen, die meist die ganze lange Wüstennacht mit pausenlosem
Schlagabtausch zugebracht hatten. Manche hatten aus reinem Glück
überlebt andere durch die brutal darwinistische Auslese, die mobile
Kampfhandlungen darstellten. Der überlebende Kommandeur war ein
nachrichtendienstlicher Major, der einem wütenden NCO den Panzer
abgenommen hatte. Seine Männer hatten wenig Übung mit ihrem IVISGerät, da sie strukturierten Übungen das Rumballern und Rumrasen
vorgezogen hatten. Nun, wußte der Major, dafür hatten sie bezahlt. Als
erstes mußte er die versprengten Tanklaster finden, die seine Brigade in der
Reserve gehalten hatte, damit die überlebenden 29 Panzer und 15 weitere
Kettenfahrzeuge die Tanks füllen konnten. Einige Munitionslaster tauchten
auch auf, und die Hälfte seiner Fahrzeuge konnte die Munitionsgestelle
wieder auffüllen. Danach schickte er die Begleitfahrzeuge nach hinten und
wählte ein Wadi - ein ausgetrocknetes Flußbett - nordwestlich von KKMC
als nächste Verteidigungsstellung. Wenig später hatte er eine standfeste
Verbindung zum Oberkommando und konnte um Hilfe bitten.
Sein Verband war nicht zusammenhängend. Die Panzer und
Kettenfahrzeuge entstammten fünf verschiedenen Bataillonen. Viele
Mannschaften kannten sich nur flüchtig oder gar nicht, und ihm mangelte es
an Offizieren, um das bißchen Kommando zu befehligen. Mit dem
Gedanken wurde ihm klar, daß seine Aufgabe der Befehl, nicht der Kampf
war, und widerstrebend übergab er den Panzer wieder dem Sergeant, dem er
>gehörte<, um statt dessen einen Mannschaftswagen mit mehr Funkgeräten
zu besteigen.
Die Überlebenden der saudischen 4. erhielten Gelegenheit zur
Reorganisation und Proviantierung, weil die Armee Gottes das auch nötig
hatte. Nachfolgende Untereinheiten tankten an den Versorgungswagen, die
den Kampfverbänden gefolgt waren, und sprangen dann vor, damit die
Tanklaster sich der einstigen Vorhut widmen konnten. Die Brigade- und
Divisionskommandeure waren bislang zufrieden. Das Auftanken war auch fast in der Zeit. Den initialen Widerstand hatten sie gebrochen, zwar mit mehr Verlusten als erwartet, aber den Feind jedenfalls zerschmetternd. Männer waren müde, aber Soldaten sollten müde sein, dachten alle, und die Tankpausen erlaubten die Nickerchen, die sie brauchten. Mit dem anbrechenden Tag warf die Armee Gottes die Motoren an und nahmen ihren
Vortrieb wieder auf.
Die ersten Schlachten des Tages würden in der Luft stattfinden. Die
alliierten Luftstreitkräfte begannen kurz nach vier von Basen im Süden des
Königreiches zu starten. Die ersten Maschinen waren F-15 Eagle, die sich
zu den drei kreisenden E-3B AWACS über und um Riad gesellten. Die
UIR-Jäger stiegen auch auf, immer noch unter Kontrolle ihrer
Bodenstationen im ehemaligen Irak. Es begann wie eine Art Ballett
zwischen zwei Tanzgruppen. Beide wollten wissen, wo die Gegenseite die
SAMs hatte. Beide würden Gürtel haben, hinter denen sie sich verstecken
konnten, aber die Anfangsgefechte würden im gegenseitigen elektronischen
Niemandsland stattfinden. Den ersten Zug tätigte eine Viererrotte der 390.
Flugschwadron, die Wildeber. Von ihrem AWACS gewarnt, daß ein UIRVerband sich nach Osten wandte, flogen sie westwärts, mit Nachbrenner
über den Leerraum hinweg, und bogen dabei wieder Richtung Golf ab. Die
UIR-Jäger, tatsächlich iranische F-4 aus der Zeit des Schah, erwischte es
kalt. Sie sahen in die verkehrte Richtung, wurden von ihrem Controller
gewarnt und machten kehrt. Erwartet hatten sie ein Kampfmuster, in dem
eine Seite die Raketen feuern, die andere ausweichen, dann selbst feuern
würde, in einer Konfrontationsart, die so alt war wie der mittelalterliche
Zweikampf. Keiner hatte ihnen gesagt, daß die amerikanischen Feinde so
nicht geübt hatten.
Die Eagle feuerten zuerst, je eine AMRAAM. Dies war eine >Fire and
forget<-Rakete, die ihnen nach dem Schuß Reißaus gestattet hätte. Das tat die erste Rotte Eagle nicht, sondern bohrte hinter den Raketen
weiter, gemäß Taktik und getrieben von dem, was ihr Präsident über Radio
gesagt hatte. Drei der vier Ziele wurden von den Raketen, die
amerikanische Piloten den Slammer nannten, zerstört. Der vierte Flieger
wich aus, segnete sein Glück und drehte zurück, um seine eigene Waffe
abzufeuern. Sein Radar zeigte ihm aber einen Jäger in 15 Kilometer
Entfernung mit fast 2000 Knoten Näherungsgeschwindigkeit.
Er drehte nach Süden ab
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