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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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sie sich auf die Unterlippe, als hätte er soeben ein Urteil über sie gesprochen.

3
    Um jeden Preis
    W enig später verließen die Riesinnen den Halbkreis. Raureif Kaltgischt stand als Erste auf; aber Graubrand, Rahnock und die anderen folgten ihr bald. Ihre Frustration war nicht zu übersehen. Trotzdem waren sie deutlich erkennbar nicht bereit, noch mehr von Linden zu verlangen - oder von Covenant. Stattdessen entfernten sie sich auf Anweisung der Eisenhand ein Stück weit. Etwas weiter stromaufwärts ließen sie sich nieder und bildeten einen kleinen Kreis. In gedämpftem Tonfall, der bei den Zurückgebliebenen nur als leises Murmeln ankam, sprachen sie miteinander und hielten ihr weniger komprimiertes Riesen-Palaver ab.
    Linden konnte nicht hören, was sie sagten, und versuchte es auch gar nicht. Sie waren Riesinnen; Linden vertraute ihren Herzen mehr als dem eigenen.
    Sie saß weiter an ihren Felsblock gelehnt: Covenant gegenüber, aber ohne ihn anzusehen. Liand und Pahni blieben in ihrer Nähe - eine Solidaritätsbezeugung, die sie zu schätzen wusste, aber eigentlich nicht wollte. Und Stave war weiter hinter ihr postiert, als machte seine Ergebenheit ihn immun gegen alle Zweifel. Solch blinde Treue basierte zu sehr auf Stärken, die sie nicht besaß.
    In einiger Entfernung kontrollierte Galt weiter Jeremiah und den Croyel. Vor dem jetzt dunkel purpurrot gewordenen Himmel kaum zu erkennen - fern und unbeweglich wie Felsformationen - standen Branl und Clyme Wache gegen Gefahren aus allen Richtungen.
    Wo die Schwertmainnir im Sand gesessen hatten, ging Mähnenhüter Mahrtür, der seine innere Anspannung nicht verbergen konnte, ruhelos auf und ab. Linden spürte seinen immer wieder aufblitzenden Verdruss, seinen zähneknirschenden Ingrimm über seine Nutzlosigkeit. Sein Auf- und Abmarschieren wirkte wie eine Protestkundgebung. Er schien mehr zu wollen, als sie von dem Zweifler erhalten hatten.
    Bhapa, der in Lindens Nähe hockte, gab sich große Mühe, seine Besorgnis vor Mahrtür zu tarnen. Er hielt den Kopf gesenkt und versuchte, möglichst keinen Schatten auf Mahrtiirs Aufmerksamkeit zu werfen. Aber wenn Bhapas Augen das Leuchten des Krill reflektierten, konnte Linden jedes Mal beobachten, wie sie den Mähnenhüter rasch musterten und wieder wegsahen.
    Mahrtür sehnte sich danach, Entschlusskraft beweisen zu können; Bhapa tat das nicht. Er wollte, dass der Mähnenhüter alle Entscheidungen für ihn traf.
    Anele, der gegen Ungeduld immun zu sein schien, war eingeschlafen. Manchmal schnaubte und schnarchte er, zuckte immer wieder und veränderte dabei seine Haltung, als versuchte er, mit Sturmvorbei Böen-Endes Rüstung zu verschmelzen. Trotzdem war sein Schlaf tief: der fast bewusstlose Erschöpfungszustand der Alten, der Überspannten und der Verängstigten. Linden glaubte zu wissen, dass er nicht aufgewacht wäre, wenn sie seinen Namen gerufen hätte.
    Lass ihn schlafen, dachte sie. Er hat genug durchgemacht, um jede Menge Schlaf zu verdienen.
    Damit, das wusste sie, war er nicht allein.
    Sie selbst wollte auch bald schlafen, aber vorerst kribbelten ihre Nerven noch von ungelösten Problemen. Nach einiger Zeit merkte sie, dass ein Teil ihres Ichs darauf wartete, dass Covenant das Wort ergriff. Covenant oder Mahrtür. Gegen alle Vernunft hoffte sie auf etwas, das ein wenig Licht ins Dunkel bringen würde. Aber der einzige Lichtschein kam von dem Krill und der zu Nacht werdenden Abenddämmerung.
    Linden stand mit einem leisen Seufzer auf. Als Liand sich aufrappeln wollte, um sie zu begleiten, hielt sie ihn mit einer Hand auf der Schulter davon ab. Stattdessen forderte sie Stave mit einem Blick zum Mitkommen auf, als sie durch den Sand zum Bach ging.
    Am Bachufer ließ sie sich auf einem großen flachen Stein nieder. Übers Wasser hinausblickend legte sie den Stab quer über ihre Knie und versuchte, einen Namen für einige ihrer vielen Bedürfnisse zu finden.
    Neben ihr stehend wartete Stave schweigend darauf, dass Linden das Wort ergriff.
    Nach einigen Augenblicken murmelte sie kaum lauter als das Rauschen des Bachs: »Jedes Entkommen hat seinen Preis. Das weiß ich seit langem. Irgendein Preis ist immer zu zahlen. Aus der Verlorenen Tiefe herauszukommen …« Ihr widerstrebte es, sich an das Übel zu erinnern. »… war schwierig, und ich glaube, dass wir noch immer dafür zahlen. Vielleicht wirkt deshalb alles irgendwie verschwommen. Wir haben noch nicht ganz gezahlt.«
    »Auserwählte«, antwortete Stave

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