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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Riesinnen waren traditionell mit Stein vertraut.
    Hynyn und Stave mussten diese Route letzte Nacht entdeckt haben.
    Eine Entweihung liegt noch vor dir.
    Zwischen Steilwänden eingeschlossen hätte sie nicht ausweichen können, um sich vor Steinschlag oder Speeren oder Theurgie retten zu können. Jeremiah war im Halbdunkel außer ihrer Reichweite. Rauer Fels streifte ihr linkes Knie. Zwischendurch musste sie sich zur Seite lehnen, um Felsvorsprüngen auszuweichen. Graubrands nervöse Atemzüge hallten durch den Einschnitt herauf und wurden durch Echos verstärkt.
    Dies symbolisierte Lindens Leben, dieser Hohlweg. An Hilfe und Unterstützung hatte es ihr eigentlich nie gefehlt. Zuletzt hatte sogar Sheriff Lytton versucht, sie zu retten. Aber sie hatte nie ausweichen können. Seit Roger damals gekommen war, um seine Mutter zu holen, war Linden zwischen unmöglichen Entscheidungen gefangen gewesen.
    Und jeder zwangsläufige Schritt brachte sie Lord Fouls letztlichem Triumph näher.
    Trotzdem war dieser Hohlweg nur ein Einschnitt im Granit, eine verhältnismäßig kurze Passage. Er hatte ein Ende. Linden konnte schon sehen, wo er breiter wurde. Und sie spürte, dass Narunal und Khelen und jetzt auch die Eisenhand in freieres Hügelgelände hinaustraten.
    Als auch Hyn endlich den Einschnitt verließ, atmete Linden schwer - nicht vor Anstrengung, sondern weil ihre Notlage sie von allen Seiten einzuengen schien.
    Eine Entweihung liegt noch vor dir.
    Sie konnte Staves Schlussfolgerung nicht widersprechen.
    Über ihnen bedeckte ein graubrauner Himmel das Unterland wie ein Vorgeschmack kommenden Unheils. Lindens Gesundheitssinn nahm jedoch keine Spur von Rauch oder Zerstörung wahr. Vielmehr schien das die natürliche Atmosphäre - ein Überbleibsel alter Kriege? - dieses von Natur aus trockenen Gebiets zu sein. Aber noch vor zwei Tagen war der Himmel blau gewesen, nicht von Omina oder Schmutz verfärbt.
    Linden wollte einige Augenblicke mit Stave und Frostherz Graubrand allein sein. Auf ihre Bitte hin wartete Hyn, bis Graubrand zu ihr aufgeschlossen hatte. Dann entfernte die Stute sich von Mahrtiir, Jeremiah, Kaltgischt und den ankommenden Riesinnen. Hynyn und Stave folgten ihr ohne weitere Aufforderung.
    Als sie außer Hörweite der anderen waren, fragte Linden Graubrand verlegen: »Was wirst du den anderen erzählen?«
    Sie hatte Wahrheiten preisgegeben und gehört, die sie mit Bestürzung erfüllten. Und sie war noch nicht bereit, sie mit anderen zu teilen.
    Graubrand legte den Kopf schief. Sie schien ein Grinsen zu unterdrücken. »Ich will dich nicht schockieren, Linden Riesenfreundin. Aber ich möchte dir versichern, dass Riesen durchaus zu Diskretion imstande sind. Deine Worte waren für Staves Ohren bestimmt, nicht für meine. Ich kann nicht behaupten, sie nicht gehört zu haben oder dass ich sie vergessen werde. Aber Riesen erzählen keine Geschichten weiter, die sie nicht hätten hören sollen.«
    Linden war zu erleichtert, um gleich antworten zu können. Sie nickte der Schwertmain nur dankend zu. Dann wandte sie sich an den ehemaligen Meister.
    Stave betrachtete sie gleichmütig, als wäre nie etwas zwischen ihnen vorgefallen.
    Er war nicht nur ihr Freund, er war ihr bester Ratgeber. Sie hatte sich ihm anvertraut, als sie nicht gewagt hatte, anderen ihre Ängste zu schildern. Und in der Halle der Geschenke hatte er ihr Grund gegeben, für Jeremiah zu hoffen.
    Sie schluckte Staub und Furcht hinunter, dann sagte sie: »Du bist ein strenger Richter.«
    Er hatte ihr Verderben benannt.
    Stave erwiderte ihren Blick. »In der Tat. Ich bin ein Haruchai.« Dann zuckte er mit den Schultern. »Aber ich kenne jetzt auch Kummer - und deshalb auch Mitgefühl. Und in deiner Gesellschaft habe ich gelernt, dass ich nach Demut streben muss.«
    Seine Mundwinkel hoben sich zu einem flüchtigen Lächeln.
    Eine Entweihung liegt noch vor dir. Riesen erzählen keine Geschichten … Indirekt hatten Stave und Graubrand Erinnerungen an Aneles lichte Momente in Schwelgenstein geweckt. Linden hatte versprochen, ihn vor den Folgen ihrer Begierden zu schützen - und er hatte ihr Anerbieten abgelehnt.
    Die Not des Landes geht alle jetzt Lebenden an. Ihre Kosten müssen alle tragen, die jetzt leben. Daran kannst du nichts ändern. Versuchst du es, bewirkst du womöglich nur Ruin.
    Jetzt verstand sie den Alten. Wenn deine Taten ins Verderben fähren, wie es unvermeidlich ist… Sie verstand auch Stave. Sie hatte so viele Jahre damit verbracht, sich

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