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09-Die Pfade des Schicksals

09-Die Pfade des Schicksals

Titel: 09-Die Pfade des Schicksals Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Donaldson
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Und das ist auch mein Problem. Ich habe schon zu vieles falsch gemacht. Selbst als Bestandteil des Bogens bin ich zu menschlich gewesen … Und ich habe dich in diese Sache hineingeritten.« Zuvor hatte er sich vorgeworfen, sie irregeführt zu haben, indem er im Traum und durch Anele mit ihr gesprochen hatte. »Ich sollte wenigstens versuchen, dir zu helfen, deinen Sohn zu retten.«
    Als machte er sich auf eine Tortur gefasst, drehte er sich langsam nach Loriks Krill um.
    »Warte!«, sagte Linden. »Das will ich nicht.« Noch vor Kurzem hatte sie geglaubt, alles weggegeben zu haben. Jetzt merkte sie, dass sie sich geirrt hatte. Und sie musste ihn daran hindern, sie zu begleiten und ihretwegen noch mehr zu riskieren. »Du hast mir versprochen …«
    Einst, vor Jahrtausenden hier im Land, hatte Thomas Covenant geschworen, er werde nie mehr Macht ausüben.
    »Ja, ich weiß«, antwortete er über die Schulter hinweg. »Ich wollte unschuldig wirken. Impotent oder hilflos. Mir ist kein anderes Mittel eingefallen, um Lord Foul zu stoppen. Aber du hattest von Anfang an recht. Manchmal genügt es einfach nicht, nur unschuldig oder unwissend oder sogar gut zu sein. Vielleicht sind wir alle wie Esmer. Wollen wir Gutes tun, müssen wir dabei Böses riskieren. Das Risiko auf uns nehmen, dass wir in Wirklichkeit böse sind.«
    Während Covenant sprach, glaubte Linden Dr. Berenfords Stimme zu hören. Schuld ist Macht. Als der alte Arzt sie vor zehn Jahren gebeten hatte, ihm bei Covenant zu helfen, hatte er das Thema eines der Romane Covenants zusammengefasst: Nur die Verdammten können gerettet werden.
    Ebenso wie Covenant war auch Linden eine Gefangene ihrer Erinnerungen.
    »Dies ist nicht das erste Versprechen, das ich breche«, schloss er hastig. »Aber vielleicht bleibt es das letzte.«
    Sie wollte ihn daran hindern, den Krill zu nehmen, hätte um Andelains willen eingreifen müssen. Aber Covenant hatte bereits nach der unauslöschlichen Kraft des Dolchs gegriffen, und weder Stave noch die Gedemütigten machten den geringsten Versuch, ihn daran zu hindern.
    Aber Covenant würde den Krill nicht herausziehen können. Er war jetzt wieder nur ein Mensch, und die Klinge saß tief im Holz. Im Lauf der Jahrhunderte war der Baumstamm hart wie Eisenholz geworden. Tatsächlich, so dachte Linden, hätte er nicht einmal imstande sein dürfen, den Dolch zu berühren. Linden hatte seine Hitze gespürt, und um sich nicht zu verbrennen, hatte Sunder ihn in ein Tuch gewickelt mitgebracht. Trotzdem legte Covenant jetzt beide Hände um den Griff der Waffe. Seine Schultern wölbten sich, als er zu ziehen begann.
    Als Silhouette im Lichtschein des Krill schien er überlebensgroß - schwarz und bedrohlich - aufzuragen, während er versuchte, die Klinge aus dem verhärteten Holz zu reißen. Linden konnte sein Gesicht nicht sehen, aber sie spürte, wie seine Muskeln zitterten. Und …
    Großer Gott!
    … sie nahm den Übelkeit erregenden süßlichen Geruch wahr, mit dem sein Fleisch zu brennen begann. Der Dolch war nicht nur heiß; er war plötzlich viel zu heiß. Plötzlich einströmende Kraft ließ seinen Schmuckstein weiß glühend leuchten: Joans Kraft. Die einer rechtmäßigen Weißgoldträgerin … Kein gewöhnlicher Stoff hätte Covenant genug Schutz bieten können. Er würde sich die Hände bis auf die Knochen verbrennen, noch bevor er den Krill herausziehen konnte.
    »Linden!«, keuchte Liand. Pahni und Mahrtür mussten ihn zurückhalten. »Linden.«
    Die halbe Klaue von Covenants rechter Hand rutschte ab. Zwischen seinen Fingern quoll Rauch hervor; der Geruch nach verbranntem Fleisch wurde stärker; aber er gab sich nicht geschlagen. Er hakte die beiden verbliebenen Finger seiner Rechten um die Parierstange des Dolchs und zerrte weiter gegen die seit Caer-Caverals Tod bestehende Umklammerung an.
    Ich brauche dies hier. Sie müssen gefühllos sein.
    Jetzt brannte der Schmuckstein des Krill sich direkt in seine Handfläche. Im nächsten Augenblick mussten seine Hände Feuer fangen; dann würden sie für immer verkrüppelt sein. Aber er schien keine Schmerzen zu spüren und ließ nicht erkennen, dass er wusste, woher der Geruch kam. Seine Lepra ermöglichte ihm, den Dolch weiterhin zu umklammern - aber sie hinderte ihn auch daran, zu erkennen, wie schlimm er sich selbst verletzte.
    »Covenant Riesenfreund!« Mit einem Mal ragte Raureif Kaltgischt über ihm auf. »Zurück! Dies ist eine Caamora, ein Reinigungsritual der Riesen. Willst du dich

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