09 - Old Surehand III
Ihr kommt, sich Tramps herumtreiben, die wir vermeiden wollen, so möchten wir so ungefähr wissen, wer und was Ihr seid.“
Daß er ein Cowboy war, sagte mir seine Kleidung und Ausrüstung. Er antwortete jetzt bereitwillig.
„Diese Tramps sind es eben, wegen denen ich euch mißtraute und eigentlich noch jetzt mißtrauen muß.“
„Hm, mag sein! Ich hoffe, Euer Vertrauen sogleich zu erlangen, falls Euch nämlich der Name Winnetou nicht unbekannt ist.“
„Winnetou? Wer sollte diesen Namen nicht kennen!“
„Wißt Ihr, wie er gewöhnlich gekleidet und bewaffnet ist?“
„Ja. Er geht in Leder, mit einer Santillodecke um die Hüften, das Haar lang herab und die Silberbüchse an – – –“
Er hielt inne, fixierte den Apachen einen Augenblick, schlug sich dann mit der Hand an die Stirn und rief:
„Wo habe ich doch nur meine Augen gehabt! Das ist er ja selbst, der berühmte Häuptling der Apachen! Da ist ja alles gut. Ihr andern mögt nun meinetwegen sein, wer ihr wollt. Wo Winnetou dabei ist, da gibt's nur Ehrlichkeit und keine Schelmerei. Jetzt weiß ich, daß ich Euch alles sagen darf, was Ihr wissen wollt.“
„Well! Ihr habt schon wiederholt gehört, daß wir erfahren möchten, wer Ihr seid.“
„Ich heiße Bell und bin bedienstet auf Harbours Farm.“
„Wo liegt diese Farm?“
„Zwei Meilen südwärts von hier am Fluß.“
„Die kann erst seit kurzem gegründet sein. Früher hat es keine da gegeben.“
„Das ist richtig. Harbour ist erst seit zwei Jahren hier.“
„Er muß ein mutiger Mann sein, daß er es gewagt hat, sich in dieser Einsamkeit niederzulassen.“
„Auch wieder richtig. Wir fürchten uns nicht. Mit den Indsmen sind wir bisher fertig geworden; die Tramps aber sind ernster zu nehmen. Als wir hörten, daß sich eine solche Schar oben am Nordfork herumtreibt, bin ich hingeritten, um zu erfahren, was sie vorhaben. Ich weiß jetzt, daß wir uns nicht zu sorgen brauchen, denn sie haben es auf Nebraska abgesehen. Wollt ihr heut noch weit, Mesch'schurs?“
„Wir reiten noch eine Stunde, ehe wir Lager machen.“
„Wo?“
„Wo wir eine passende Stelle dazu finden.“
„Darf ich da eine Frage aussprechen?“
„Welche?“
„Wollt Ihr nicht lieber auf unserer Farm einkehren, als daß Ihr im Freien bleibt?“
„Wir kennen den Besitzer nicht.“
„Ich sage Euch, der ist ein Gentleman durch und durch und dazu ein großer Verehrer von Winnetou, den er schon einigemal gesehen hat. Er erzählt oft von ihm und von Old Shatterhand, welche mit ihren beiden herrlichen Rappen – – –“
Er hielt wieder inne, warf einen Blick auf mein Pferd, welches er noch gar nicht beachtet zu haben schien, und fuhr dann schnell und in freudigem Ton in seiner Rede fort:
„Da spreche ich von Old Shatterhand und sehe einen Rappen, der demjenigen von Winnetou wie ein Ei dem andern gleicht! Ihr habt zwei Gewehre, Sir. Ist das eine ein Bärentöter?“
„Ja.“
„Das andere ein Henrystutzen?“
„Ja.“
„Thunder-storm! So seid Ihr wohl gar Old Shatterhand?“
„Allerdings.“
„Dann, Sir, dann müßt Ihr meine Bitte erfüllen und mit zu Harbour kommen! Ihr glaubt gar nicht, was für eine große Freude Ihr ihm und seinen Leuten damit machen würdet! Ein Nachtlager in einer Farm ist doch jedenfalls angenehmer als eines auf offener Prärie und unter freiem Himmel. Eure Pferde finden ein gutes Futter, welches sie vielleicht nötig haben, und Ihr, na Ihr werdet auch ein besseres Essen haben, als Ihr da in der Savanne finden könnt.“
Der Mann bat so herzlich; seine Einladung war ehrlich gemeint. Er hatte recht. Unseren Pferden war ein kräftiges Körnerfutter zu gönnen, und uns bot die Farm Gelegenheit, unsern fast auf die Neige gegangenen Proviant zu erneuern. Konnten wir uns mit neuem Vorrat versehen, so war das, wie bereits einmal gesagt, besser, als wenn wir gezwungen waren, uns durch die Jagd zu ernähren und dabei eine Menge Zeit zu versäumen. Ich warf, um Winnetous Ansicht kennenzulernen, diesem einen fragenden Blick zu; er antwortete mit einem Senken der Augenlider und indem er dann seinen Blick auf den Osagen richtete. Ich verstand diese stumme und doch so beredte Weisung und sagte zu dem Cowboy:
„Ihr seht, daß wir einen Gefangenen haben. Es ist uns von großer Wichtigkeit, daß er uns nicht entkommt. Können wir darauf rechnen, daß man auf der Farm nichts unternehmen wird, ihn zu befreien?“
„Ich versichere Euch, Sir“, antwortete er, „daß er Euch bei
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